Burgeis

Burgeis
Burgeis und das Kloster Marienberg

Burgeis (it.: Burgusio, von rätoromanisch/römisch „burgus“ abgeleitet) ist mit 850 Einwohnern (Januar 2011) die größte Fraktion von Mals und liegt auf 1.216 m s.l.m. im Vinschgau in Südtirol unterhalb des Berges Watles (2557) am Oberlauf der Etsch. Der Name geht wohl auf eine Römerbefestigung zurück, die zum Schutz der „Via Claudia Augusta“, die durch das Dorf führte, erbaut wurde. Von dieser Befestigung leitet sich wohl auch der Name der Edelfreien von Burgus-Wanga ab, deren Wappen das Dorf heute trägt. In Burgeis leben 828 Einwohner (März 2007) . Der Ort liegt 2,5 Kilometer von Mals entfernt und ist die größte Fraktion dieser Hauptgemeinde. Burgeis ist Partnergemeinde von Lohr am Main, Beilngries (Bayern) und Weingarten (Württemberg).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Fürstenburg

Burgeis wurde 1160 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort ist besonders reich an mit Fresken bemalten Hausfassaden, alten Portalen, Freitreppen und Erkern. Im Ortszentrum ist der St. Michael Brunnen sehenswert. Die nahe dem Ort gelegene Fürstenburg wurde im 13. Jahrhundert als Sitz der Fürstbischöfe von Chur erbaut. Die Fürstenburg beherbergt heute die Fachschule für Landwirtschaft.

Die ältesten Berichte über Burgeis entnehmen wir der Chronik des Benediktinerpaters Goswin, der von ca. 1320 bis 1395 lebte und in einem weitreichenden Aufriss den Besitzstand, aber auch die Geschichte von Marienberg und damit des hochmittelalterlichen Obervinschgaus überliefert hat. So gibt er uns Auskunft über das Burgeis des 12. Jh., das aus mehreren verstreuten Höfen bestanden hat, die sowohl den Klöstern Marienberg und Müstair sowie dem Bischof von Chur, zu dessen Amtsbereich der Vinschgau gehörte, abgabepflichtig waren. Zu dieser Zeit soll sich auch (vermutlich an der Stelle, an der heute die Kreuzkapelle steht) ein Kloster befunden haben, das dem hl. Zeno geweiht war. Goswin berichtet uns auch von einem Turm, der, "burgus" oder "castellin" genannt, zwischen der Fürstenburg und dem Kloster gestanden haben soll und auf den der Name des Dorfes zurückverweist. Als Beweis für diese Behauptung gibt Goswin an, dass bei Grabungen an dieser Stelle sich die Gebeine von Menschen großen Wuchses gefunden hätten.

Sehenswürdigkeiten

Kloster Marienberg

Oberhalb von Burgeis liegt Europas höchst gelegenes Benediktinerkloster Marienberg (1340 m), eine Gründung der Edlen von Tarasp (Engadin). Seine beeindruckende Barockkirche und die romanische Krypta (Weihejahr 1160) gehören zu den schönsten Kunstdenkmälern im Vinschgau. Die Fresken in der Krypta aus der Zeit zwischen 1175 und 1180 wurden 1887 teilweise entdeckt und 1980 nach dem Abbruch barocker Grufteinbauten ganz freigelegt. Die hervorragende Qualität und der gute Erhaltungszustand der romanischen Wandbilder finden weltweite Beachtung. Burgeis ist der Geburtsort des bekannten Barockmalers Johann Evangelist Holzer, er hat die Schule im Kloster Marienberg besucht.

St. Stefan

Das unweit von Kloster Marienberg gelegene Kirchlein St. Stefan, das sich aufgrund archäologischer Grabungen bis in die Frühzeit des Christentums im 5. Jahrhundert zurückführen lässt, erhielt seine heutige Gestalt vermutlich im 9./10. Jh., worauf insbesondere die Rundbogenblenden, der Rechteckchor und der Triumphbogen hinweisen. Die Langhausmauer ist 1,50m stark. An der Chorrückwand, teilw. durch den Altar verdeckt, Wandmalereien von 1498 (Marienkrönung, die hll. Stefanus und Laurentius), in der Fensterleibung Rankendekor. Altarmensa von 1677; Giebelskulpturen und Seitenstatuen (um 1500) im Stift Marienberg deponiert (Diebstahlsgefahr).

Pfaffensee

Oberhalb des Stiftes (2222m) liegt der nach den Benediktinern benannte romantische Pfaffensee. Er ist leicht von der Plantapatschhütte aus in ca. 30 Gehminuten zu erreichen.

Prati-Orgel

Mariä Empfängnis

In der im Ortskern von Burgeis gelegenen Pfarrkirche Mariä Empfängnis befindet sich die ursprünglich für die Stiftskirche des Klosters Marienberg 1677 bis 1678 von Carlo Prati erbaute Barockorgel. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1807 wurde die Prati-Orgel von der Gemeinde Burgeis ersteigert und in der Pfarrkirche aufgestellt. 1874 erneuerte sie Josef Aigner unter Verwendung von Pratis Prospektpfeifen und des reich ausgestatteten Gehäuses, das die Jahreszahl 1678 und die Wappen des Stifts und des Abts Franz von Pasch trägt.

Wirtschaft

Zahlreiche Hotels, Pensionen und Gasthöfe in und um Burgeis bilden heute die Grundlage für einen florierenden Tourismus, besonders im Winter. In der Handwerkerzone Burgeis sind aber auch drei größere Betriebe angesiedelt: Ein traditionsreicher Türenhersteller, eine Großbäckerei sowie ein Hersteller von Niedrigenergiehäusern.

Vereinsleben

In Burgeis gibt es mehrere Vereine. Der älteste darunter ist die Musikkapelle, die im Jahr 1818 gegründet wurde. Freundschaften verbinden die Musikkapelle Burgeis mit der Stadt Lohr am Main, der Stadt Weingarten in Württemberg, der Musikkapelle Patsch am Patscherkofel und der Musikkapelle Diessen am Ammersee.

Angrenzende Orte, Fraktionen

St. Valentin auf der Haide, Mals, Schlinig, Schleis, Planeil, Plawenn

Literatur

  • Alfred Reichling: Orgellandschaft Südtirol, Bozen 1982, S. 11f., 60-63.*
  • Hubert Walder / Helmut Stampfer: Romanische Wandmalerei im Vinschgau, 2002, ISBN 88-8266-127-X
  • Wegmann, Thomas: Burgeis im Obervinschgau. Versuch einer Dorfgeschichte. Innsbruck 2009.

Weblinks

 Commons: Burgeis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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