Burkard Waldis

Burkard Waldis

Burkard Waldis, zeitgenössisch Burcard Waldis (* um 1490 in Allendorf, heute Bad Sooden-Allendorf in Hessen; † 1556 in Abterode, heute Meißner, Werra-Meißner-Kreis) war ein deutscher Fabeldichter, Dramatiker und Fastnachtsautor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Waldis wurde 1522 Franziskaner in Riga. Durch eine Reise im Auftrag des Erzbischofs Jasper Linde zum Kaiser Karl V. und nach Rom erbat er Unterstützung gegen die erstarkende Reformation in Livland. Daraufhin kam er 1524 in Riga durch die Protestanten in Haft. Er konvertierte während der Haft zum Protestantismus.

Waldis verließ den katholischen geistlichen Stand, heiratete und ließ sich als Zinngießer in Riga nieder. In dieser Berufsausübung unternahm er ausgedehnte Reisen. Diese führten ihn nach Antwerpen und Lissabon. Von 1536 bis 1540 war er wegen „ketzerischer Umtriebe“ gegen den Deutschen Orden wiederum in Haft.

Gesundheitlich geschwächt und durch die erlittene Folter gebrochen kehrte Waldis in seine hessische Heimat zurück. 1541 studierte er Theologie in Wittenberg und konnte 1544 bis 1556 anschließend die Pfarrstelle und Propstei in Abterode in der Nähe von Allendorf übernehmen.

Werke

Sein Fastnachtsspiel Die Parabel vom verlorenen Sohn, das 1527 in Riga aufgeführt wurde, gehört zu den frühesten und bedeutendsten Leistungen des Reformationsschauspiels. Waldis’ wichtigstes Werk war die umfangreiche Fabelsammlung Esopus. Ganz neugemacht und in Reime gefaßt, die 1548 erschien und große Wirkung auf zeitgenössische Dichter und Schriftsteller der Frühaufklärung wie Hagedorn und Gellert hatte.

  • De parabell vam vorlorn Szohn, 1527
  • Streitgedicht gegen den Herzog Heinrich von Braunschweig..., 1542
  • Herzog Heinrich von Braunschweigs Klagelied, 1542
  • Wie der Lykaon von Wolfenbüttel jeztt neulich in einen Mönch verwandelt ist, 1542
  • Wahrhaftige Historie von zweien Mäusen, 1543
  • Ursprung und Herkommen der zwölf ersten alten Könige und Fürsten Deutscher Nation, 1543
  • der ganz neuw gemachte und in reimen gefaßte Esopus, 1548
  • Der Psalter in neue Gesangsweise gebracht, 1553
  • Taten des streutbaren Theuerdank, 1553
  • Regnum papisticum. (Übersetzung des Werkes von Thomas Naogeorg), 1555
  • Summarien über die gantz Bibel. (Übersetzung des Werkes von Rudolf Gualtherus), 1556

Forschungsgeschichte

Eine bedeutende Biographie von Waldis stammt von Gustav Milchsack. Im 20. Jahrhundert wurden in Deutschland fünf Promotionen über Burkard Waldis angefertigt: 1907, 1910, 1911, 1922 und 1995. Ein Forschungsprojekt an der Universität Kiel beschäftigt sich mit dem Esopus von Burkard Waldis.[1]

Literatur

  • Waldemar Kawerau: Waldis, Burkard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 701–709.
  • Burkard KrugBurkard Waldis. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 200–201.
  • L. Arbusow: Einführung der Reformation in Liv-, Est- und Kurland (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 3). Leipzig 1921 (1962)
  • O. Pohrt: Reformationsgeschichte Livlands (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 145). Leipzig 1928
  • O. Hütteroth: Althessische Pfarrer der Reformationszeit. Marburg 2 1966, Seite 385

Einzelnachweise

  1. Vgl. http://www.fzwissen.uni-kiel.de/?page_id=456

Weblinks


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