Bärwalde (Boxberg)

Bärwalde (Boxberg)
Bärwalde
Bjerwałd
Gemeinde Boxberg/O.L.
Koordinaten: 51° 25′ N, 14° 32′ O51.412514.525123Koordinaten: 51° 24′ 45″ N, 14° 31′ 30″ O
Höhe: 123 m
Fläche: 6,112 km²
Einwohner: 165 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 1994
Eingemeindet nach: Lohsa
Postleitzahl: 02943
Vorwahl: 035774

Bärwalde, obersorbisch Bjerwałd, ist ein Dorf im sorbischen Siedlungsgebiet der Oberlausitz, das zur sächsischen Gemeinde Boxberg/O.L. im Landkreis Görlitz gehört. Nach ihm wurde der Tagebau Bärwalde benannt, dessen Restloch zum Bärwalder See geflutet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Bärwalde liegt am rechten Ufer der Spree, am Rande des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Die nähere Umgebung bilden Heidewälder und Tagebaufolgelandschaften. Westlich liegt der frühere Tagebau Lohsa (Speicherbecken Lohsa II), nordöstlich erstreckt sich der ausgekohlte Teil des Tagebaus Nochten und im Süden liegt der Bärwalder See. Rund ein Kilometer nordöstlich des Straßendorfes liegt die Ortschaft Sprey, das Kraftwerk Boxberg liegt etwa zwei Kilometer östlich von Bärwalde. Südlich der Ortslage verläuft die Bundesstraße 156 zwischen Boxberg und Uhyst. Vor dem Aufschluss des Tagebaus Bärwalde und der dazu notwendigen Spreeverlegung floss diese von Uhyst in nördlicher Richtung vorbei an Schöpsdorf und Merzdorf Bärwalde entgegen.

Die Entfernung zur Bundesautobahn 4 (Dresden–Görlitz) beträgt etwa 20 Kilometer. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Uhyst (etwa 10 km entfernt, Bahnstrecke Hoyerswerda–Görlitz) und Weißwasser (etwa 20 km entfernt, Bahnstrecke Cottbus–Görlitz).

Geschichte

Basaltgrotte im Landschaftspark Bärwalde

Ortsgeschichte

Archäologische Funde weisen auf eine Siedlungstätigkeit bereits in der Altsteinzeit sowie in der frühen Eisenzeit. Urkundliche Erwähnung fand Berwalt erstmals um 1400 in einem Bautzener Steuerverzeichnis.

Bärwalde gehörte spätestens seit dem frühen 17. Jahrhundert zum Gut Uhyst. Im Verlauf des Jahrhunderts kam es zu mehreren Besitzerwechseln. Im Jahr 1677 ist Heinrich Wenzel von Hundt und Alten-Grottkau, dem auch die Güter Merzdorf und Mönau gehörten, als Besitzer bekannt.

Der Eisenhammer brannte 1686 ab. Er wurde erst 1773 durch den neuen Gutsbesitzer Matthäus Lange wieder aufgebaut, da mit der Wasserkraft der Spree sowie regional noch vorhandenem Raseneisenerz gute Standortfaktoren herrschten. Die notwendige Holzkohle wurde durch Verköhlerung lokaler Wälder hergestellt. Für die Bärwalder Bauern war die Forstwirtschaft eine notwendige Arbeit zur Sicherung des Lebensunterhalts, da die Landwirtschaft auf den kargen Böden nur wenig ertragreich war.

Nach den Befreiungskriegen konnte das Königreich Preußen 1815 einen Großteil der sächsischen Ländereien übernehmen, darunter die Niederlausitz und den größeren Teil der Oberlausitz. In der Folge kam Bärwalde 1825 zum schlesischen Landkreis Hoyerswerda. Der Landrat des Kreises schrieb 1881 an die Regierung des Regierungsbezirks Liegnitz: „Die Gemeinden Bärwalde, Merzdorf und Schöpsdorf gehören mit zu den ärmsten Gemeinden des Kreises, die Ländereien daselbst bestehen größtenteils aus sehr leichten Sandböden und gewähren nur äußerst geringen Ertrag.“[1]

Friedrich Hermann Rötschke (1805–1893), der Gestalter des Kromlauer Parks, übernahm 1875 das Gut und begann mit der Anlage eines Landschaftsparks mit Grotten aus Basalt. In die Gestaltung des Parks bezog er den natürlichen Lauf der Spree, den Mühlgraben und den bereits vorhandenen Baumbestand von Bärwalde ein. Dieses Projekt konnte er nicht vollenden.

Bärwalder Schloss

In den Jahren von 1923 bis 1964 versorgte das Elektrizitätswerk von Bärwalde, ein kleines Wasserkraftwerk an der Spree, 26 Orte mit elektrischer Energie. Das 1922/1923 erbaute Schloss von Bärwalde, ehemaliger Besitz des Gutsherrn Rudolf Hünlich, beherbergte von 1950 bis 1991 eine Lungenklinik. Das Schloss steht heute unter Denkmalschutz und dient, wie das Gebäude des ehemaligen Kraftwerks, als Wohngebäude.

Am 1. Januar 1957 wurden Bärwalde und Schöpsdorf nach Merzdorf eingegliedert.[2] Auf diese Weise sollten sozialistische Strukturen gefestigt und die Kollektivierung der Landwirtschaft vorangetrieben werden. In unmittelbarer Nähe des Ortes begann 1973 mit dem Aufschluss des Tagebaus Bärwalde die Braunkohleförderung. Anders als Merzdorf und Schöpsdorf war Bärwalde von ihm nicht direkt betroffen, weshalb Bärwalde am 1. Juli 1978 wieder zur selbständigen Gemeinde wurde.[2] In der Folge wurde Bärwalde von Merzdorf nach Uhyst umgepfarrt.

Am 1. Januar 1994 schlossen sich die Gemeinden Hermsdorf/Spree, Litschen, Lohsa, Steinitz, Weißkollm und Bärwalde zur Gemeinde Lohsa zusammen.[2] Da Bärwalde nur einen Kilometer südlich des Boxberger Ortsteils Sprey, jedoch tagebaubedingt mehrere Kilometer östlich der anderen Gemeindeteile Lohsas liegt, wurde der Ort auf Vorschlag des damaligen Lohsaer Bürgermeisters am 1. Januar 1998 nach Boxberg eingegliedert.[3] Dies ging mit einem Kreiswechsel vom Landkreis Kamenz zum Niederschlesischen Oberlausitzkreis einher.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1825 [4] 115
1871 161
1885 156
1905 145
1925 102
1939 99
1946 133
1950 102
1988 [5] 215
1999 179
2008 165

Für das Jahr 1658 werden in Bärwalde 15 Wirtschaften genannt,[5] im Jahr 1777 sind es noch fünf besessene Mann und drei Häusler.[4]

Während die Bevölkerungszahl im 19. Jahrhundert bis zur Reichsgründung auf 161 ansteigt, ist danach ein leichter Rückgang zu verzeichnen, der sich im frühen 20. Jahrhundert beschleunigt. 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, werden nur noch 99 Einwohner verzeichnet. Nach dem Krieg steigt die Zahl kurzzeitig durch Flüchtlinge und Vertriebene an, liegt jedoch bereits 1950 wieder auf Vorkriegsniveau. Durch die Umsiedlung Merzdorfs sowie den Bau des Kraftwerks Boxberg ist die Zahl der Einwohner 1988 mit 215 mehr als doppelt so hoch. Jedoch ist auch diese Zahl rückläufig, so dass der Wert innerhalb von 20 Jahren um ein Viertel auf 165 gesunken ist.

Um das Jahr 1880 ermittelt Arnošt Muka für seine Statistik der Sorben in der Oberlausitz in Bärwalde 138 Sorben und 7 Deutsche, was einem sorbischen Bevölkerungsanteil von 95 % entspricht. Zu dieser Zeit liegt der Ort noch im zentralen sorbischen Sprachgebiet.

Ortsname

Namensformen sind Berwalt (um 1400), Bernwald (1418), Berenwalde (1608), Beerwalde (1626 und 1845), Beerwalda (1658) und Bärwalde (1900). Der sorbische Name Bjerwałd ist eine Übertragung des deutschen Namens.

Wenngleich die großen Waldbestände der Umgebung vermuten lassen, dass sich der Name auf Wälder, in denen viele Beeren wachsen, zurückführen lässt, weist Hans Walther darauf hin, dass diese Ableitung nicht eindeutig belegbar ist. Auch einen Personennamen Bero oder Bern als Ursprung hält er für möglich.[6]

Sehenswürdigkeiten

Sühnekreuz aus dem 14./15. Jahrhundert

Neben dem Schloss mit seinem Park hat Bärwalde noch weitere Sehenswürdigkeiten. Kurz vor dem Ortsabbruch Merzdorfs wurde das dortige Sühnekreuz nach Bärwalde gebracht. Dieses Granitkreuz aus dem 14. oder 15. Jahrhundert ist 1,67 m lang, 69 cm breit und 18 cm stark. In ihm sind zwei Spieße eingemeißelt, allerdings ist aufgrund einer Beschädigung an der linken Seite nur noch der rechte Spieß vollständig erkennbar.[7]

Durch die Flutung des ehemaligen Tagebaus entstand der Bärwalder See, der größte See Sachsens sowie der drittgrößte See des Lausitzer Seenlandes. Dieser wird von der Gemeinde Boxberg nach und nach für den Tourismus ausgebaut.

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 978-3-929091-96-0, S. 264.

Fußnoten

  1. Zitiert nach Günter Meusel et al.: Merzdorf. Aus der Geschichte eines kleinen Heidedorfes. Bautzen 1979, S. 45.
  2. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  3. Bärwalder Einwohner sind in ihrer neuen Heimat angekommen. In: Lausitzer Rundschau. Lokal-Rundschau für Weißwasser und Niesky. 2. Februar 2008. (Online)
  4. a b Bärwalde im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  5. a b Von der Muskauer Heide zum Rotstein, S. 264.
  6. Ernst Eichler, Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. Bd. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 18 f.
  7. Frank Förster: Verschwundene Dörfer. Die Ortsabbrüche des Lausitzer Braunkohlenreviers bis 1993. In: Schriftenreihe des Instituts für sorbische Volksforschung in Bautzen. Bd. 8, Domowina-Verlag, Bautzen 1995, ISBN 3-7420-1623-7, S. 127–133.

Weblinks


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