Bühnendeutsch

Bühnendeutsch

Bühnendeutsch ist eine einheitliche Ausspracheregelung für die deutsche Schriftsprache im Theaterbetrieb des deutschen Sprachraums, die sich im 19. Jahrhundert etablierte. Gemäß Sieb soll die "Bühnensprache ... eine edle und darum sehr rein gesprochene Sprache sein. Keinesfalls darf aber die Sorgfalt der Aussprache die Lebendigkeit des Ausdrucks stören ...".

Das Neuhochdeutsche hatte sich vom 15. Jahrhundert an zunächst als reine Schriftsprache entwickelt, die zwischen den Regionaldialekten vermittelte. Das gesprochene Deutsch dagegen blieb bis ins 19. Jahrhundert hinein der jeweilige Dialekt.

Als um 1800 das deutschsprachige Theater an Anspruch und Ausstrahlung gewann, ergab sich die Notwendigkeit einer einheitlichen Aussprache für die Bühnenaufführungen.

1898 wurde es in Berlin auf einer Konferenz von Germanisten und Theaterdirektoren kodifiziert. Im selben Jahr erschien das Standardwerk Deutsche Bühnenaussprache des Breslauer Germanistikprofessors Theodor Siebs.

Das Bühnendeutsch orientierte sich an den Lautwerten der Schriftsprache und gewann im Laufe des 19. Jahrhunderts großes Ansehen als „reines Hochdeutsch“. Genauer genommen handelt es sich im Wesentlichen um eine „norddeutsche“ Aussprache der sich ursprünglich an „süddeutschen“ Aussprachegewohnheiten orientierenden neuhochdeutschen Schriftsprache. Ein Beispiel dafür ist die Vorgabe, die Endsilbe „-ig“ grundsätzlich wie „-ich“ auszusprechen, wofür jedoch raumakustische Gründe vorgebracht wurden und nicht etwa eine besondere „Richtigkeit“. Dennoch hat sich die Aussprache „-ich“ als „korrekt“ etabliert. Ein anderes Element des Bühnendeutsch ist das „rollende R“ (Zungenspitzen-R).

Erst das Aufkommen populärer und schauspielerisch ungeschulter Sprecher und Moderatoren im Privatfernsehen ausgangs des 20. Jh. hat die Rolle des Bühnendeutschen als allgemein-deutscher Leitlinie korrekter Aussprache ernsthaft beeinträchtigt.

Literatur

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