Bürgerpark (Bremen)

Bürgerpark (Bremen)
Plan von Bremen um 1902 mit einem Großteil des Bürgerparks

Der Bremer Bürgerpark ist die größte Parkanlage Bremens.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Bürgerpark liegt etwa einen Kilometer nordöstlich der Bremer Altstadt. Er erstreckt sich als zirka zwei Kilometer langes unregelmäßiges Viereck. Begrenzt wird er im Westen vom Torfkanal, im Süden von der Hollerallee und der anschließenden Bürgerweide, im Osten von der Parkallee und im Norden von der Bahnstrecke Bremen–Hamburg beziehungsweise vom Wetterungsweg.

Geschichte

Als Beginn der Bestrebungen einen Bürgerpark anzulegen, gilt heute gemeinhin das 2. Bundesschießen, das im Sommer 1865 auf der kahlen Bürgerweide ausgetragen wurde.

Die Meierei
Blick durch den Bürgerpark auf das Parkhotel
Die Waldbühne
Parkhaus um 1900

Die Teilnehmer litten unter der starken Hitze und es kam die Idee eines Schießstandes unter Bäumen auf. Hauptideengeber war dabei wohl der Kauf- und Geschäftsmann Johann Hermann Holler (* 7. August 1818 in Bremen; † 31. Dezember 1868 ebenda).

Noch im selben Jahr, am 16. November, wurde der Verein zur Bewaldung der Bürgerweide, der heutige Bürgerparkverein, gegründet. Dieser sollte in den nächsten Jahren die Baumaßnahmen organisieren und hatte Ende 1865 60 Mitglieder. Das Gremium beauftragte schon bald darauf Carl Friedrich Wilhelm Nagel mit der Ausarbeitung eines Generalplanes. Dieser sah Spielplätze, Seen, Wiesen eine Reitbahn und weitere typische Gestaltungselemente eines Volksparkes vor. Allerdings verwarf Nagel seinen Vorschlag wieder und zog ihn schließlich zurück.

Das Projekt geriet daraufhin etwas ins Stocken, doch der Verein nahm Verhandlungen mit drei Gartenarchitekten auf. Man entschied sich am Ende für die Pläne Wilhelm Benques. Nach dieser Übereinkunft, die einen schnellen Fortschritt der Arbeiten in Aussicht stellte, erhielt der Verein regen Zulauf. Schon bald zählte er rund 800 Mitglieder.

Am 28. Juni 1866 war Baubeginn. Zwar überarbeitete Benque seine Pläne zum Jahreswechsel 1866/1867 noch einmal (unter anderem verlegte er auf Anraten des Gartendirektors Johann Heinrich Gustav Meyer das große Wasserbecken - den späteren Hollersee - weiter nach Süden), doch im Frühling des nächsten Jahres konnten die ersten Bäume gepflanzt werden. Wenige Monate später wurde auch das erste Kaffeehaus errichtet. Im August begann man mit der Gestaltung der Hauptanlage im Süden einschließlich des Hollersees, welche drei Jahre später vollendet wurde. Fast zeitgleich jedoch zog sich Benque aus dem Projekt zurück. Andere Quellen sprechen von einer Entlassung. 1872 kam es zu einer Erweiterung des Geländes nach Norden und im darauf folgenden Jahr entstand das „Erste Parkhaus“. 1874 konnte dann der Schießstand übergeben werden, der ursprünglich den Anstoß zur Umgestaltung der Bürgerweide gegeben hatte. Vom 13. bis zum 21. Juni fand die Internationale landwirtschaftliche Ausstellung in den neuen Parkanlagen statt. 1877 kehrte Benque als Parkdirektor wieder zurück und erlebte drei Jahre später die Fertigstellung der Meierei. 1884 trat er endgültig zurück. Sein Nachfolger wurde Carl Ohrt. Die Bauarbeiten waren 1886 beendet, die Parkanlage komplett ausgestaltet.

Vom 31. Mai bis zum 15. Oktober 1890 war ein 37,5 Hektar weiter Abschnitt des neuen Bürgerparks Veranstaltungsort der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung. Hierzu wurde das Parkhaus abgerissen und als Haupthaus der Ausstellung das Zweite Parkhaus gebaut. Dieses brannte jedoch 1907 ab. Im Jahre 1913 wurde ein Neubau im Stil eines fürstlichen Landsitzes errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Park durch Bombenangriffe schwer beschädigt. Das Parkhaus wurde zerstört. Erst 1956 baute man es als Parkhotel wieder auf.

Stadtwald

1906 bis 1908 wurde das trapezförmige Gebiet nördlich der Bahnstrecke bis zum Wetterungsweg nach den Plänen von Carl Ohrt als Stadtwald angelegt. Die Finanzierung übernahm der Kaufmann Franz Schütte. In dem 66,5 Hektar umfassenden Areal entstanden ein Aufseherhaus und ein Aussichtsturm. Letzterer wurde nach Plänen von Gabriel von Seidl konstruiert. 1909 gliederte man den Stadtwald an den Bürgerpark an.

Situation heute

Die insgesamt 202,5 Hektar große Grünanlage ist der größte privat finanzierte Stadtpark in Deutschland. Der Park wird ohne Steuergelder vom Bürgerparkverein unterhalten, der die Kosten für Pflege, Personal und Unterhaltung aus Pachteinnahmen, Spenden, Legaten und Mitgliedsbeiträgen bestreitet. Ein großer Teil der Einnahmen kommt aus den Gewinnen der Bürgerparktombola, die jährlich stattfindet. Der Bürgerparkverein hat derzeit etwa 2.600 Mitglieder.

Die Melchersbrücke

Der Park besitzt heute 31,5 Kilometer Fußwege, 14 Kilometer Radwege, 7,3 Kilometer Fahrwege sowie im Stadtwald eine 1,7 Kilometer lange Joggingstrecke (Finnbahn). 142 Hektar (70 Prozent der Gesamtfläche) sind baumbestanden, 30 Hektar (15 Prozent) Liegewiesen und Rasenflächen und 15 Hektar (7,5 Prozent) Wasserflächen. Die Grünanlage wird von zahlreichen Wasserläufen durchzogen. Größere Seen sind der Emmasee, der Kleine Stadtwaldsee, der Meiereisee und der Schwanenteich. Darüber hinaus gibt es noch den Hollersee. Neben einigen Schutzhütten, vier Spielplätzen, einem Rodelberg und dem großen Gebäude der Parkverwaltung existieren an der Ostseite auch noch drei Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Im Park gibt es zwei Restaurants. Eines befindet sich am Nordufer des Emmasees, das berühmte Kaffeehaus, das andere in der Meierei.

Die Kühe vor der Meierei, die zur Ursprungsplanung als Gestaltungselement dazugehörten, sind auch wieder zurückgekehrt (Im Sommerhalbjahr).

Sehenswürdigkeiten

  • Die schmiedeeiserne Heine-Bank, entworfen von Hans Lassen, wurde 1904 aufgestellt. Sie ist ein Denkmal für Heinrich Heine. Zu Beginn besaß sie zwei Texttafeln und ein Porträtmedaillon des Dichters. Nach 1918 wurde letzteres jedoch von Antisemiten gestohlen. 1924 wurde die Bank repariert. Bevor sie im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, nahm der Parkdirektor die Tafeln und das Medaillon an sich und versteckte sie, um einer Schändung durch die Nationalsozialisten vorzubeugen. Seit 1989 ist die Bank wieder in alter Form zu sehen.
  • Die Emmabank erinnert an Emma von Lesum. Die Steinbank wurde 1867 von Heinrich Müller entworfen und 1868 am Westufer des Emmasees gebaut. 1966 wurde sie minimal versetzt.
  • Der berühmteste Brunnen des Parks ist der Marcusbrunnen.
  • Die Waldbühne ist das letzte erhaltene Gebäude der Ausstellung von 1890. Damals diente sie als Pavillon der Firma Engelhardt & Biermann.
  • Die Tiergehege besteht seit 1869. Damals gab es einen Teich für Fischotter und dazu ab 1871 einen Stall für Rentiere und Rehe. 1874 wurde ein Wildstall gebaut, der nach zahlreichen Umbauten und Versetzungen 1954 durch ein neues Gebäude als Zentrum eines großen Geheges ersetzt wurde.
  • Ein Bootsverleih ermöglicht es, die Gräben, Bäche und Seen mit Ruderbooten zu befahren.

Weblinks

53.0902777777788.82222222222227Koordinaten: 53° 5′ 25″ N, 8° 49′ 20″ O


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