C+M+B+

C+M+B+
Sternsinger in Wien

Als Sternsinger bezeichnet man drei als Heilige Drei Könige gekleidete Menschen, die in der Zeit vom 27. Dezember bis zum 6. Januar Geld für wohltätige Zwecke sammeln. Der Brauch geht auf das 16. Jahrhundert zurück.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sternsinger beim deutschen Bundespräsidenten Carstens (1982)

Das Sternsingen geht auf die Erwähnung der Sterndeuter in Mt 2,1 EU zurück. Im sechsten Jahrhundert wurden auf Grund der drei Weihegaben (Mt 2,11 EU) und des Bezuges auf Ps 72 EU drei Personen vermutet . Aus diesen wurden im achten Jahrhundert Könige mit den Namen Caspar, Melchior und Balthasar. Im sechzehnten Jahrhundert lässt sich der Brauch des Sternsingens erstmals urkundlich nachweisen. Bis in das zwanzigste Jahrhundert gingen meist arme Kinder und Jugendliche in Eigeninitiative von Haus zu Haus und sammelten Naturalien und Geld für sich und ihre Familien. Seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gibt es in Deutschland und Österreich zentral gesteuerte Sternsingeraktionen. Gesammelt wird meist für Entwicklungshilfeprojekte, die Kindern in Not weltweit helfen.

2004 wurden die Sternsinger mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet.

Brauchtum

Gemeindemitglieder gehen - regional unterschiedlich im Zeitraum vom 27. Dezember bis zum Dreikönigsfest, dem 6. Januar, manchmal auch an dem darauffolgenden Wochenende - als Heilige Drei Könige gekleidet von Haus zu Haus. Meistens sind es Kinder und Jugendliche, die diese Aufgabe wahrnehmen; in katholischen Gegenden oft die Ministranten oder andere Jugendliche der jeweiligen Kirchengemeinde, die nicht nur die Frohbotschaft des Evangeliums verkünden, sondern auch Spenden für benachteiligte Kinder sammeln.

Segensbitte an einer Tür des Klosters Marienberg/Südtirol
Datei:Sternsinger Segensbitte Regen.jpg
Segensbitte an einer Tür der Stadt Regen/Bayer. Wald

Die Sternsinger werden von der jeweiligen Pfarrgemeinde ausgesandt, oft findet die Aussendungsfeier in einem feierlichen Gottesdienst statt. Den Menschen, die sie einlassen, singen die Sternsinger Lieder, sprechen ein Gebet oder sagen ein Gedicht auf. Dann schreiben sie an die Haustüren oder die Türbalken mit geweihter Kreide die traditionelle Segensbitte C+M+B mit der jeweiligen Jahreszahl. In Deutschland und der Schweiz wird von den veranstaltenden Organisationen die Schreibweise 20*C+M+B+09 empfohlen. Diese Schreibweise hat, laut Kindermissionswerk, folgende Bedeutung: ein Stern für den Stern von Bethlehem und die drei Kreuze für den Dreifaltigen Gott: Vater, Sohn und Hl. Geist. In Österreich und Südtirol findet vor allem die Schreibweise 20-C+M+B-09 mit einem weiteren Kreuz über dem Buchstaben M als zusätzliches Segenssymbol Anwendung. Zudem existieren regional verschiedene andere traditionelle Schreibweisen, bei denen nur zwei Kreuze (20*C+M+B*09, 20 C+M+B 09, 20+CMB+09) oder vier Kreuze (20+C+M+B+09) geschrieben werden. Der Segen ist eine der Sakramentalien der Kirche.

Die Bedeutung der Buchstaben C, M und B wird offiziell spätestens seit den 1950-er Jahren als Abkürzung der lateinischen Worte „Christus mansionem benedicat“ (= „Christus segne dieses Haus“) gedeutet. Diese früher als Bannmittel, heute als Segensbitte geltende Formel soll den Segen Gottes auf das Haus und seine Bewohner herabrufen und sie vor Unglück schützen. Frühere Quellen dieser Deutung fehlen; in älteren Volkskundlichen Abhandlungen herrscht die Deutung der Buchstaben als Initialen der drei Könige vor. Dies wird auch dadurch erhärtet, dass in manchen Regionen die Schreibweise K+M+B üblich war und ist. [1] Bei Verwendung dieser Schreibweise wird das „K“ heute als Abkürzung für das griechische Wort für „Gott“ (Kyrios) interpretiert („Kyrios mansionem benedicat“).

Organisation des Sternsingens in verschiedenen Ländern

Österreich

Der slowenische Salesianerpater Janez Rovan ist einer der „Begründer“ des modernen Sternsingens in Österreich. Auf Anregung des damaligen Pfarrers in Globasnitz im Jauntal (Kärnten) wurde im Jahr 1946 die Idee des Dreikönigssingens zugunsten Bedürftiger ins Leben gerufen. In Wien begründete der Beamte Franz Pollheimer 1946/47 die Tradition des Sternsingens in der Großstadt, wobei bereits damals bis 1955 für soziale Zwecke, für den Wiederaufbau des Stephansdomes und für die Mission (MIVA = Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft) gesammelt wurde.

Die Dreikönigsaktion wird seit 1954 von der Katholischen Jungschar durchgeführt. Mit dem 1954/55 gesammelten Geld, umgerechnet 3.080 Euro, wurden drei Motorräder für die MIVA angeschafft. 50 Jahre später gingen 90.000 Sternsinger in ganz Österreich für über 600 Auslandsprojekte sammeln, wobei im Jahr 2005 15,43 Mio Euro erzielt wurden. In Österreich ist die Dreikönigsaktion die mittlerweile größte jährlich stattfindende Hilfsaktion. [2]

Italien (Südtirol)

In Südtirol wird die Sternsingeraktion von der Katholischen Jungschar Südtirols zusammen mit missio Bozen-Brixen organisiert. Mit den Spenden werden kirchliche Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika, Osteuropa und Ozeanien unterstützt. [3]

Schweiz

In der Schweiz wurde das Sternsingen 1989 neu belebt und seither von missio durchgeführt. Unterstützt wird dabei der Solidaritätsfond "Kinder helfen Kindern" und ein jährlich wechselndes Projekt des Kindermissionswerks.[4]

Deutschland

Die Sternsingeraktion wird in Deutschland auch „Aktion Dreikönigssingen“ genannt und ist weltweit die größte organisierte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. Seit 2003 ist der Gesamtzusammenhang der Aktion Dreikönigssingen (auch die Bezeichnung und das Logo) urheberrechtlich geschützt.[5]

An der ersten Sternsingeraktion 1959 beteiligten sich Sternsinger in 100 Pfarrgemeinden und sammelten 90.000 DM. Seit 1961 beteiligt sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) an der Aktion, die seitdem vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und vom BDKJ gemeinsam getragen wird. Im Jahr 2005 nahmen 12.743 Gemeinden und Gruppen mit ca. 500.000 Kindern und 80.000 Betreuer an der Aktion teil. Es wurde mit rd. 47 Mio. Euro in Deutschland ein neuer Rekord beim Spendenaufkommen erreicht.

Spendenaufkommen, Gemeinden und Mottos

Spendenaufkommen und beteiligte Gemeinden der Aktion Dreikönigssingen in Deutschland:

Jahr Anzahl der Gemeinden Einnahmen Beispielland Motto Landessprache
1991: 10.666 Gemeinden 16,3 Mio. Euro Aufbrechen, damit Kinder heute leben können. Kirap
1992: 10.779 Gemeinden 18,2 Mio. Euro Hoffnung, damit Kinder heute leben können Esperanza
1993: 11.312 Gemeinden 19,9 Mio. Euro Nigeria Sauberes Wasser, damit Kinder heute leben können Mmili die Mma
1994: 11.662 Gemeinden 21,5 Mio. Euro Vietnam Eine Neue Erde, damit Kinder heute leben können Trái dà't Mói
1995: 11.895 Gemeinden 22,5 Mio. Euro Heimat für alle, damit Kinder leben können Kaya Kwanga
1996: 12.105 Gemeinden 23,6 Mio. Euro Indonesien Gerechtigkeit für alle, damit Kinder heute leben können Keadilan
1997: 12.309 Gemeinden 24,9 Mio. Euro Ecuador Offene Türen, damit Kinder heute leben können Pascasca
1998: 12.564 Gemeinden 26,8 Mio. Euro Eritrea Einander Segen sein, damit Kinder heute leben können Burakie
1999: 12.772 Gemeinden 28,3 Mio. Euro Bangladesch Miteinander singen, damit Kinder heute leben können Schombeto
2000: 12.836 Gemeinden 29,9 Mio. Euro Mexiko Jesus Christus - Brot des Lebens, damit Kinder heute leben können -
2001: 12.854 Gemeinden 30,1 Mio. Euro Südafrika Lernen und Handeln, damit Kinder heute leben können Funduzenzele
2002: 12.683 Gemeinden 27,6 Mio. Euro China Heilende Hände, damit Kinder heute leben können Zhiyu zhi shou
2003: 12.540 Gemeinden 32,2 Mio. Euro Chile Kindern ein Zuhause geben Dar un hogar
2004: 12.516 Gemeinden 34,3 Mio. Euro Ruanda Kinder bauen Brücken gufatanya kubaka
2005: 12.743 Gemeinden 47,6 Mio. Euro*) Thailand Kinder haben eine Stimme dek mii sitti riak rong
2006: 12.421 Gemeinden 38,7 Mio. Euro Peru Kinder schaffen was Los niños lo pueden lograr
2007: 12.223 Gemeinden 38,8 Mio. Euro Madagaskar Kinder sagen Ja zur Schöpfung Tianay ny Haritanan Atra
2008: 11.886 Gemeinden 39,7 Mio. Euro Peru Sternsinger für die Eine Welt (50. Aktion Dreikönigssingen) spanisch
2009: Kolumbien Kinder suchen Frieden buscamos la paz

*) Der außergewöhnlich hohe Betrag ist auf die erhöhte Spendenbereitschaft der Bevölkerung aufgrund des Seebebens im Indischen Ozean Ende 2004 („Tsunami-Katastrophe“) zurückzuführen.

Literatur

  • Becker-Huberti, Manfred: Die Heiligen Drei Könige. Geschichten, Legenden und Bräuche. Greven Verlag, Köln. ISBN 3774303568.

Quellen

  1. http://missio.ws.netline.ch/PDF/DE/Sternsingen/CMB.pdf. Stand: 8. Januar 2008
  2. Radio Vatikan: Österreich: Sternsinger wieder unterwegs
  3. missio Bozen-Brixen: Die Sternsingeraktion
  4. Missio Schweiz: Sternsingen
  5. Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Bund der Deutschen Katholischen Jugend: Ordnung für die Aktion Dreikönigssingen, Beschlossen vom ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz Aachen 2003, S. 6, § 1

Weblinks


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