221. Infanterie-Division (Wehrmacht)

221. Infanterie-Division (Wehrmacht)
221. Infanterie-Division
221. Sicherungs-Division
Aufstellung 26. August 1939
Land Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanteriedivision
Grobgliederung Gliederung
Stärke 15.000 Soll
Aufstellungsort Breslau
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Die 221. Infanterie-Division und spätere 221. Sicherungs-Division war ein militärischer Großverband der Wehrmacht.

Inhaltsverzeichnis

Divisionsgeschichte

221. Infanterie-Division

Einsatzgebiete
Polen: September 1939 – Mai 1940
Deutschland: Mai 1940 – März 1941

Die 221. ID wurde als Division der 3. Welle in Breslau im August 1939 aufgestellt. Sie diente kurz danach als Divisionsreserve der 10. Armee und 8. Armee in Polen. Während des Polenfeldzugs[1] gelangte die 221. ID über Kalisch bis zur Bzura, wo im September 1939 die entscheidende Schlacht an der Bzura über die Niederlage der polnischen Armee entschied. Nach Ende der Kampfhandlungen, übte die 221. ID Sicherungs- und Besatzungsaufgaben im besetzten Polen aus. Im Dezember 1939 erfolgte eine Umgliederung, indem die 4. Kompanie jedes Infanterie-Regiments in eine Maschinengewehr-Kompanie umgewandelt wurde. Die Division wurde in die OKH-Reserve berufen und im April 1940 für den Fall Gelb an den Oberrhein verlegt. Im Juni 1940 überschritt sie bei Marckolsheim den Rhein und besetzte das elsässische Colmar. Vom August 1940 bis März 1941 war die Division inaktiv. Im März 1941 erfolgte eine Wiedereinberufung und Aufteilung auf die Sicherungs-Divisionen 221, 444 und 454.

221. Sicherungs-Division

Einsatzgebiete
Deutschland: März 1941 – Juni 1941
Ostfront, Zentralabschnitt: Juni 1941 – Juli 1944

Die 221. SD wurde in Breslau aus Teilen der 221. ID gebildet. Sie war hinter den Frontlinien des Zentralabschnitts in Russland im Einsatz. Erst während des Rückzuges der Wehrmacht vor Moskau kam sie zum Kriegseinsatz bei der Heeresgruppe Mitte. Im Juli 1944 musste sie nach schweren Verlusten während der Operation Bagration bei Minsk aufgelöst werden.

Kriegsverbrechen der 221. Sicherungs-Division

Ihrem Sicherungsauftrag entsprechend war die 221. Sicherungsdivision in großem Umfang in die Besatzungsverbrechen der Wehrmacht in der Sowjetunion verstrickt. Zwar ist nicht bekannt, wie viele Soldaten und Zivilisten diese Einheit während ihrer Besatzungsherrschaft tötete, aufgrund ihrer erhalten gebliebenen Meldungen und Einsatzberichte weiß man aber, dass sie den Kommissarbefehl ebenso befolgte, wie sie weibliche Angehörige der Roten Armee als „Flintenweiber“ erschoss.[2] Ihre größte Brutalität offenbarte sie allerdings im Rahmen der Bekämpfung echter und vermeintlicher Partisanen. Allein zwischen 22. Juni, dem Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion, und 3. Juli 1941 wurden von 4.004 Gefangenen, die von der Division registriert wurden, sieben als Kommissare und 323 weitere als „Freischärler“ erschossen. Diese „Raten“ wurden auch in der Folgezeit im Wesentlichen beibehalten, wie die Quellen zeigen, aus denen hervorgeht, dass die Division beispielsweise von Mitte September bis Mitte November 1941 weitere 1.847 „Partisanen“ erschoss. Überdies wurden im selben Zeitraum noch insgesamt 12.237 weitere „Partisanen“, „Partisanenhelfer“ und „[P]artisanenverdächtig[e]“ festgenommen.[3]

Zumindest eine Mitverantwortung trug die 221. Sicherungsdivision auch für das Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener in den ihr unterstellten Durchgangslagern (abgek. Dulag), in denen die in Gefangenschaft geratenen Rotarmisten zunächst untergebracht wurden. Eines der größten dieser Lager war das Dulag 131 im weißrussischen Babrujsk, das der 221. Sicherungsdivision mit einigen Unterbrechungen vom Kriegsbeginn bis Anfang März 1942 unterstand. Durch dieses Lager waren bis November 1941 rund 158.000 Rotarmisten durchgeschleust worden, 14.777 von ihnen waren allerdings bis zum 20. November 1941 an den Folgen der schlechten Unterbringung, vor allem aber der mangelhaften Ernährung gestorben.[4]

Schlussendlich war die 221. Sicherungsdivision auch in die Vernichtung der Juden verstrickt, wie ihre schriftlichen Berichte belegen, in denen immer wieder die Exekution von Juden vermerkt wird.[5] Die größten Exzesse wurden in diesem Zusammenhang aber nicht von den Einheiten der Division selbst, sondern den ihr unterstellten Polizei-Bataillonen verübt. Eines der furchtbarsten Massaker fand gleich in den ersten Kriegstagen in der polnischen Stadt Białystok statt. Soldaten des Polizei-Bataillons 309, in dem Heinrich Schneider als Zugsführer diente, töteten hier am 27. Juni 1941 zwischen 2.000 und 2.200 Menschen, darunter mindestens 700 jüdische Männer, die in der Synagoge der Stadt lebendig verbrannt wurden. Dem daraus folgenden Großbrand fielen nicht nur weite Teile der Innenstadt zum Opfer, sondern auch zahlreiche Stadtbewohner.[6]

Kommandeure und Stab

Divisionskommandeur der 221. ID:
Dienstzeit Dienstgrad Name
26. August 1939 – 15. März 1941 Generalleutnant Johann Pflugbeil
Divisionskommandeure der 221. Sicherungs-Division:
Dienstzeit Dienstgrad Name
15. März 1941 – 5. Juli 1942 Generalleutnant Johann Pflugbeil
5. Juli 1942 – 1. August 1943 Generalleutnant Hubert Lendle
1. August 1943 – 5. September 1943 Generalmajor Karl Böttger
5. September 1943 – März 1944 Generalleutnant Hubert Lendle
März 1944 – Juli 1944 Generalleutnant Bogislav von Schwerin
Generalstabsoffiziere (Ia) der 221. Sicherungs-Division:
Dienstzeit Dienstgrad Name
1. April 1941 – 4. November 1941 Hauptmann Karl Hübner
Februar 1942 – Juni 1942 Major Richard Benke
Juli 1942 – September 1943 Oberstleutnant Helmuth Kreidel
10. Dezember 1943 – unbekannt Major Fürst zu Castell-Castell

Gliederung der 221. ID

  • Infanterie-Regiment 350
  • Infanterie-Regiment 360
  • Infanterie-Regiment 375
  • Artillerie-Regiment 221
  • Pionier-Bataillon 221
  • Feldersatz-Bataillon 221
  • Panzerabwehr-Abteilung 221
  • Aufklärungs-Abteilung 221
  • Nachrichten-Abteilung 221
  • Nachschubtruppen 221

Literatur

  • Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg. Front und Militärisches Hinterland 1941/42 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 75), R. Oldenbourg Verlag, München 2009, ISBN 978-3-486-58064-8.
  • Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen 1921–1945. 3 Bände. Dörfler Verlag 2005, ISBN 978-3-89555-274-8.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 8: Die Landstreitkräfte 201–280. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1979, ISBN 3-7648-1174-9. 

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Kriegsgliederung 1. September 1939
  2. Vgl. dazu Hartmann (2009), S. 496–499 und 523–526.
  3. Hartmann (2009), S. 334–336, 579, 716, Anm. 103, und S. 727. – Hartmanns Fazit: „In der Zeit von Juli bis November 1941 findet sich eigentlich kaum eine Tagesmeldung der 221., in der einmal nicht über ein deutsches Kriegsverbrechen berichtet würde“. Ebda., S. 335. Hervorhebungen des Autors wurden weggelassen.
  4. Hartmann (2009), S. 577 und Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944. R. Oldenbourg Verlag, München 2008, ISBN 978-3-486-58065-5, S. 224.
  5. Vgl. dazu Hartmann (2009), S. 680f.
  6. Vgl. dazu Hartmann (2009), S. 272–276 sowie Annette Weinke: F. Anders u.a. (Hgg.): Białystok in Bielefeld. In: H-Net Reviews. Humanities & Social Sciences Online, 2004, abgerufen am 28. Februar 2011.

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