45. Infanterie-Division (Wehrmacht)

45. Infanterie-Division (Wehrmacht)
45. Infanterie-Division
Divisionsabzeichen der 45. Infanterie-Division

Aktiv 1. April 1938–8. Mai 1945
Land Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanteriedivision
Grobgliederung Gliederung
Stärke 15.000 Soll
Aufstellungsort Linz, Österreich
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Die 45. Infanterie-Division war ein militärischer Großverband der Wehrmacht. Sie wurde am 1. April 1938 als 4. Division im österreichischen Bundesheer in Linz aufgestellt und im August 1939 als Teil der 1. Welle mobilisiert. Im Juni 1944 wurde die 45. ID während der sowjetischen Sommeroffensive vollständig vernichtet. Am 18. Juli 1944 wurde sie als 45. Grenadier-Division neu aufgestellt und am 21. Oktober 1944 erfolgte eine letzte Umbenennung zur 45. Volksgrenadier-Division.

Inhaltsverzeichnis

Divisionsgeschichte

Einsatzgebiete

Im September 1939 war die 45. ID beim Überfall auf Polen beteiligt, eroberte die Stadt Przemysl und kämpfte bei Oleszyzce gegen die polnische Armee. An der Westfront marschierte sie durch Luxemburg und Belgien bis zum Übergang über die Aisne, die mit hohen Verlusten verbunden war. Die zurückweichende französische Armee wurde über die Marne bis zur Loire bei Nevers verfolgt.

Im Juni 1941 nahm die 45. ID an der Operation Barbarossa teil. Am 22. Juni 1941 begann unter Generalmajor Schlieper nach Übergang über den Bug der Sturm auf die Brester Festung, schwerpunktmäßig durch IR 133 und IR 135, während das I.R. 130 südlich an der Festung in die Stadt vorstieß. Die Festung am Westrand der weißrussischen Stadt war mit Scharfschützen-, MG-Ständen, Panzerkuppeln und Flak-Positionen von fünf sowjetischen Regimentern schwer befestigt und von mehreren Wassergräben und Kanälen umgeben. Die deutsche Artillerievorbereitung war unzureichend, so dass die Stoßtrupps in schwere Häuserkämpfe verwickelt wurden. Nach fünf Tagen war die Festung bis auf ein Fort auf der Nordinsel erobert. Erst der Abwurf einer 1800 kg Bombe auf dieses Fort motivierte die letzten Verteidiger zur Aufgabe. Die Stadt Brest war bereits am ersten Tag des Krieges unter nur geringen Verlusten genommen worden. Am 2. Juli zog die Division mit der Masse aus Brest ab, nachdem zuvor bereits zwei Bataillone des I.R. 130 und die Vorausabteilung 45 die Stadt verlassen hatten.

Die Division stieß bis Pinsk vor und war von Juli bis August 1941 in den Pripjet-Sümpfen in Gefechte mit der Roten Armee verwickelt. Bei Borki überquerte sie den Fluss Pripjet, bei Demenka den Fluss Pritsch bis sie über die Beresina bis Gomel in der Dnjepr-Tiefebene im Osten Weißrusslands vordrang. Im Dessna-Abschnitt in der Nähe der ukrainischen Stadt Priluki wurde die 45. ID in Angriffs- und Abwehrkämpfe verwickelt. Im September 1941 war sie an der Schlacht um Kiew beteiligt. Von Oktober bis Dezember 1941 spielten sich die Kampfhandlungen der 45. ID („Winterschlacht“) in der Nähe von Rylsk und Jelez ab, wobei letztere Stadt als wichtige Verkehrsverbindung der Kreuzung Moskau-Tula-Donbecken im Straßenkampf mit der fernöstlichen Eliteeinheit „Chabarowiaken[1] oder Kolchoskorps eingenommen werden konnte. Damit hatte die Division 2100 Kilometer in abwechselnden Märschen und Gefechten zurückgelegt. Im Frühjahr 1942 zog sich die 45. ID auf den Trudy-Abschnitt zurück und geriet im Raum Schtschigry, bei Liwny, Rossosh und im Raum Woronesch in schwere Kämpfe, die bis zum Februar 1943 anhielten. Bei Liwny war die 45. ID zeitweise eingeschlossen und musste sich mehrere Male befreien, erreichte nur unter großen Verlusten den Ausbruch aus dem Kessel. Vom März bis September 1943 war die 45. ID am Frontbogen von Kursk im Einsatz. Aufgrund zunehmenden Drucks der Roten Armee zog sich die 45. ID über Orel–Brjansk–Lopandino, weiter über Gomel–Rjetschitza, die Beresina und Paritschi in den Raum Bobrusik zurück. Den Abschnitt Gomel–Retschiza hielt sie von Ende September 1943 bis Ende November 1943. Im Jahr 1944 kam es zu Stellungskämpfen bei Bobruisk im Raum BeresinaDnjeprBobruisk, wo die Division im Juni 1944 vernichtet wurde.

Die Neuaufstellung als 45. Grenadier-Division erfolgte im Juli 1944. Die 45. Grenadier-Division war im September 1944 im Rahmen der Heeresgruppe Mitte im Raum Warka und Radom in Polen eingesetzt.

Gliederung

45. Infanterie-Division

  • Infanterie-Regiment 130
  • Infanterie-Regiment 133
  • Infanterie-Regiment 135
  • Aufklärungs-Abteilung 45
  • Artillerie-Regiment 98
    • I. Abteilung
    • II. Abteilung
    • III. Abteilung
    • I./Artillerie-Regiment 99
  • Pionier-Bataillon 81
  • Panzerabwehr-Abteilung 45
  • Nachrichten-Abteilung 65
  • Feldersatz-Bataillon 45
  • Infanterie-Divisions-Nachschubführer 45

45. Grenadier-Division

  • Grenadier-Regiment 130
  • Grenadier-Regiment 133
  • Grenadier-Regiment 135
  • Aufklärungs-Abteilung 45
  • Artillerie-Regiment 98
  • Feldersatz-Bataillon 45
  • Pionier-Bataillon 81
  • Panzerjäger-Abteilung 45
  • Nachrichten-Abteilung 65
  • Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 45
Veränderungen in der Gliederung der 45. ID von 1939 bis 1944
1939 1942 1943–1944
Infanterie-Regiment 130 Grenadier-Regiment 130
Infanterie-Regiment 133 Grenadier-Regiment 133
Infanterie-Regiment 135 Grenadier-Regiment 135
Füsilier-Bataillon 45
Aufklärungs-Abteilung 45 Radfahr-Abteilung 45
Artillerie-Regiment 98
I. Abteilung/Artillerie-Regiment 99
Pionier-Bataillon 81
Panzerabwehr-Abteilung 45 Panzerjäger-Abteilung 45
Nachrichten-Abteilung 65
Feldersatz-Bataillon 45
Infanterie-Divisions-Nachschubführer 45 Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 45

Personen

Divisionskommandeure der 45. ID
Dienstzeit Dienstgrad Name
1. April 1938 – 1. Oktober 1940 General der Infanterie Friedrich Materna
25. Oktober 1940 – 27. April 1941 Generalmajor Gerhard Körner
27. April 1941 – 27. Februar 1942 Generalleutnant Fritz Schlieper
27. Februar 1942 – 25. April 1943 Generalleutnant Fritz Kühlwein
25. April – 30. November 1943 Generalleutnant Hans Freiherr von Falkenstein
30. November 1943 – 27. Februar 1944 Generalmajor Joachim Engel
27. Februar – 9. April 1944 Generalmajor Gustav Gihr
9. April – Juni 1944 Generalmajor Joachim Engel
Generalstabsoffiziere (Ia) der 45. ID
Dienstzeit Dienstgrad Name
1939 – März 1940 Oberstleutnant Wilhelm Münch
15. März 1940 – 1. April 1941 Major Wilhelm Hambergern
1. April – 20. Oktober 1941 Major Armin Dettmer
20. Oktober 1941 – 10. November 1943 Oberstleutnant Karl-Heinz Wirsing
10. November 1943 – 10. Juli 1944 Major Rudolf Grüner
war ein Offizier des österreichischen Bundesheeres noch vor der Eingliederung in die Wehrmacht. 1935 war er Generalmajor der österreichischen Armee und Mitglied im Bundesministerium für Landesverteidigung, wo er einer Schulungsabteilung vorstand.
Von 1938 bis 1940 war er Divisionskommandeur der 45. Infanterie-Division, von 1940 bis 1942 Kommandierender General des XX. Armeekorps und von 1942 bis 1943 Kommandeur des Wehrkreises XVII.

Verluste

Die 45. ID hatte während des Zweiten Weltkriegs in der Zeit vom 1. September 1939 bis Anfang Juli 1944 insgesamt 5.710 Gefallene zu beklagen. Auf die einzelnen Regimenter verteilt: IR 133: 1.833 Gefallene, IR 135: 1.386 und IR 130: 1.348. Eingerechnet der Vermissten und Verwundeten fielen 8.432 Mann aus. Bereits beim Aisne-Übergang am 9. Juni 1940 fielen 204 Soldaten der 45. ID.[2] Beim Sturm auf die Zitadelle von Brest-Litowsk unter Generalmajor Schlieper vom 22.–26. Juni 1941 kamen 482 bis 491 Soldaten vornehmlich durch Scharfschützenbeschuss ums Leben. Das waren in der Relation 5% der 8.886 deutschen Gefallenen, vom Beginn der Operation Barbarossa an bis zum 30. Juni 1941 gerechnet.

Literatur

  • Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg. Front und militärisches Hinterland 1941/42. München: Oldenbourg 2009. ISBN 978-3-486-58064-8, Rezension in sehepunkte.de
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 5. Die Landstreitkräfte 31 – 70. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1977, ISBN 3-7648-1107-2. ; S. 124f.

Einzelnachweise

  1. benannt nach der Stadt Chabarowsk
  2. biologiezentrum.at (PDF)

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