Abriss (Bauwesen)

Abriss (Bauwesen)
Abriss eines Wohnblocks

Der Abriss oder Rückbau im Bauwesen bezeichnet das komplette oder teilweise Zerstören und Entsorgen von Hoch- und Tiefbauten aller Art. Der Abriss selbst erfolgt durch Bauverfahren wie Einreißen, Abtragen, Demontieren oder den Einsatz von kontrollierten Sprengungen. Bei größeren Bauten wird daher die Sprengung bevorzugt, sofern es die örtlichen Gegebenheiten erlauben. Sollen nur Teile abgebrochen werden, so kommen eher „sanfte Abbruchgeräte“ wie Wandsägen und Kernbohrgeräte zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Für die meisten Abbrucharbeiten sind besondere Abbruchgenehmigungen erforderlich in denen das Abbruchverfahren genau beschrieben wird. Auch bei einem Teilabbruch innerhalb eines Hauses kann eine Abbruchgenehmigung erforderlich werden, insbesondere wenn tragende Bauteile abgebrochen werden sollen oder wenn brandschutzrelevante Bauteile von den Abbruchmaßnahmen betroffen sind.

Oft wird ein Abbruch vorgenommen, um auf der frei gewordenen Fläche ein neues Bauwerk zu errichten. Beim teilweisen Abbruch werden anschließend oft Veränderungen in Form und Qualität der Bausubstanz vorgenommen. Da nicht nur beim Abbruch, sondern auch bei einem zum Abbruch vorgesehenen Bauwerk oder Abbruchhaus besondere Gefahren auftreten, ist die Absicherung gegen unbefugtes Betreten besonders wichtig. Schwierige Abbruchvorhaben (z. B. Abbruch mit Großgerät, Sprengen, etc.) dürfen erst begonnen werden, wenn eine schriftliche Abbruchanweisung des Abbruchunternehmers auf der Baustelle vorliegt. Die geplanten Sicherheits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen sind mit dem Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo) abzustimmen. Gerade bei Betonbauten kann der Abbruch ein Prozess von Monaten mit viel Lärm- und Staubentwicklung sein. Eines der bekanntesten Beispiele ist der von 2006-2008 betriebene Abbruch des Palasts der Republik in Berlin.

Abbrissverfahren

Die unterschiedlichen Abbruchverfahren, die einzeln und kombiniert angewendet werden können, lauten wie folgt:

Bauwerke

Abriss einer Hochhauskette in Ludwigshafen-Pfingstweide, 2009
Abriss eines DDR-Neubaus in Markneukirchen, 2010

Mit dem Abriss baulicher Anlagen ist sowohl der kontrollierte Abbruch kompletter Gebäude als auch von An- und Umbauten sowie von Etagen gemeint. Im Gegensatz zum früheren unkontrollierten Abbruch mit der Abrissbirne oder durch Sprengung erfolgt der Abriss von Gebäuden heute oft als planmäßiger Rückbau, mit weitgehender Sortentrennung der einzelnen Baustoffe und dem Schutz benachbarter Bauwerke oder Bauteile, sowie unter Berücksichtigung des Emissionsschutzes.

Der Abriss von Kraftwerken, insbesondere von Kernkraftwerken, und auch dessen Finanzierung galt lange Zeit als ungelöstes Problem - unter anderem deshalb, weil bei Planung und Bau der Anlagen offensichtlich niemand an einen Abriss nach der endgültigen Abschaltung dachte.[1]

Städtebau und Landesplanung

Umfangreiche, teilweise flächenhafte Rückbaumaßnahmen fanden in Frankreich in den Vororten großer Städte und im Osten Deutschlands nach der Wiedervereinigung statt. In Frankreich sollte der Abriss vor allem soziale Probleme beseitigen. In Deutschland ist in den neuen Bundesländern die demografische Entwicklung der ausschlaggebende Faktor für einen Stadtumbau. In den westlichen Bundesländer gab es, wie in Bremen - Osterholz - Tenever, den Abriss zunächst aus sozialen Gründen. Auch hier wird in einigen Regionen der Bevölkerungsrückgang an Bedeutung für den sogenannten Rückbau zunehmen. Der Abriss vormals gewerblich genutzter Flächen wird durchgeführt, um brachliegende Liegenschaften einer neuen Nutzung zuzuführen. Durch die Umnutzung bereits bebauter Areale werden städtebauliche Zusammenhänge erhalten oder wiedergewonnen und die Versiegelung unbebauter Flächen vermieden.

Die Bezeichnungen Abriss, Abbruch und Rückbau

Die Bezeichnungen Abriss, Abbruch und Rückbau werden synonym verwendet. Andere Bezeichnungen sind auch geordneter, systematischer oder selektiver Rückbau oder systematischer Abbruch. Die Begriffe sind unglücklich gewählt, da es keinen unkontrollierten Rückbau gibt.[2] In der Praxis hat sich der Begriff Rückbau durchgesetzt, da er weniger brutal und politisch eleganter klingt.[3] Im Bauwesen wird der Begriff Rückbau nicht verwendet.

Siehe auch

Literatur

  • Abriß im Tiefbau; Lehrbrief TU Dresden, 1989

Quellen

  1. Wolfgang Thielke: Am Ende der Ewigkeit. - Die Konstrukteure der 60er Jahre bauten ihre Kraftwerke für lange Laufzeiten. Jetzt werden die ersten Meiler abgerissen. Daraus erwächst eine neue Industrie. In: Focus Nr. 6 vom 5. Februar 1996
  2. <Ulrich Schneider: Flächenrecycling durch kontrollierten Rückbau: Ressourcenschonender Abbruch von Gebäuden und Industrieanlagen, ISBN: 978-3540620808, Seite 3
  3. Sigrun Kabisch, Matthias Bernt, Andreas Peter: Stadtumbau unter Schrumpfungsbedingungen: Eine sozialwissenschaftliche Fallstudie, ISBN: 978-3810041715, Seite 17

Weblinks

 Commons: Abriss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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