Poretschje (Kaliningrad, Prawdinsk)

Poretschje (Kaliningrad, Prawdinsk)
Siedlung
Poretschje/Allenau
Поречье
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Allenau (bis 1946)
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 819 013
Geographische Lage
Koordinaten 54° 25′ N, 21° 3′ O54.41666666666721.05Koordinaten: 54° 25′ 0″ N, 21° 3′ 0″ O
Poretschje (Kaliningrad, Prawdinsk) (Russland)
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Lage in Russland
Poretschje (Kaliningrad, Prawdinsk) (Oblast Kaliningrad)
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Oblast Kaliningrad

Poretschje (russisch Поречье, deutsch Allenau, lit. Porečė) ist ein Ort im Süden der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Prawdinskoje gorodskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk (Friedland (Ostpreußen))) im Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Poretschje an der Lawa (Alle) liegt drei Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Prawdinsk (Friedland (Ostpreußen)) an der russischen Fernstraße A 196 (hier Teilstück der früheren deutschen Reichsstraße 131), die von Lugowoje (Gutenfelde) bei Kaliningrad (Königsberg (Preußen)) über Prawdinsk und Schelesnodoroschny (Gerdauen) nach Krylowo (Nordenburg) führt und - so die Planung - weiter über die Landesstraße 63 in Polen weiter verlaufen soll.

Bis 1945 war das Dorf Bahnstation an der Strecke von Königsberg (Preußen) (heute russisch: Kaliningrad) nach Angerburg (heute polnisch: Węgorzewo), die nicht mehr in Betrieb ist.

Geschichtliches

Das frühere Allenau an der Alle war eine von zwei Landgemeinden, die zusammen mit vier Gutsbezirken am 11. Juni 1874 den Amtsbezirk Allenau bildeten[1], Er gehörte zum Landkreis Friedland (Ostpr.) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.

Im Jahre 1910 zählte Allenau 626 Einwohner[2]. 1925 lebten hier 684 Menschen, deren Zahl bis 1933 auf 502 sank und bis 1939 leicht auf 529 anstieg[3].

Bereits 1929 wurde ein großer Gemeindeteil von Allenau in die Stadt Friedland (Ostpreußen) (Prawdinsk) eingegliedert, ein weiterer folgte im Jahre 1934.

Im Jahr 1927 änderte sich die Kreiszugehörigkeit Allenau: da der Kreissitz bereits 1902 nach Bartenstein (Ostpreußen) (heute polnisch: Bartoszyce) verlegt worden war, erhielt der Kreis nun auch den entsprechenden Namen „Landkreis Bartenstein (Ostpr.)“. Diese Regelung blieb bis 1945 bestehen.

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Allenau unter sowjetische Administration und wurde 1946 in „Poretschje“ umbenannt. Bis zum Jahre 2009 war der Ort Zentrum des nach ihm benannten „Poretschenski Sowjet“ (Dorfsowjet Poretschje), dem 28 Ortschaften angegliedert waren. Aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform in der Oblast Kaliningrad[4] ist Poretschje jetzt ein „Siedlung“ (possjolok) genannter Ort innerhalb der Prawdinskoje gorodskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk) im Rajon Prawdinsk in der Oblast Kaliningrad.

Amtsbezirk Allenau

Zwischen 1874 und 1945 war Allenau namensgebender Ort und Sitz des Amtsbezirks Allenau, der von sechs Landgemeinden bzw. Gutsbezirken gebildet wurde[5]:

Ortsname (bis 1946) Name (seit 1946) Bemerkungen
Landgemeinden:
Allenau Poretschje
Baltkeim -- 1882 in den Gutsbezirk
Götzlack eingegliedert
Gutsbezirke:
Bammeln --
Hohenfelde Lugowoje
Kloschenen Lukino
Kukehnen Ladoschskoje

Poretschenski Sowjet

Bis 2009 war Poretschje zentraler Ort (Пореченсий совет) für 28 umliegende Ortschaften und Wohnplätze, die heute zum Teil nicht mehr bewohnt sind:

Russischer Ortsname Deutscher Name
Антоново (Antonowo) Grünwalde
Бережки (Bereschki) Plaustendorf
Галкино (Galkino) Domnauswalde
Гончарово (Gontscharowo) Groß Saalau
Грушевка (Gruschewka) Sommerfeld
Дальнее (Dalneje) Wommen
Зайцево (Saizewo) Stockheim
Заречье (Saretschje) Meisterfelde
Заря (Sarja) Klein Saalau
Киселёвка (Kisseljowka) Karschau
Кошевое (Koschewoje) Lisettenfeld
Красный Кут (Krasny Kut) Herrendorf
Крутой Яр (Krutoi Jar) Götzlack
Ладожское (Ladoschskoje) Kukehnen
Лукино (Lukino) Kloschenen
Октябрьское (Oktjabrskoje) Klein Schönau
Передовое (Peredowoje) Postehnen
Перевалово (Perewalowo) Schwönau
Подлесье (Podlessje) Dietrichswalde
Пруды (Prudy) Abbarten
Расково (Raskowo) Gostkow
Расдолье (Rasdolje) Klein Pothlack
Расдолье (Rasdolje) Krügerwalde
Ростково (Rostkowo) Plackheim
Ровное (Rownoje) Heinrichsdorf
Тёмкино (Tjomkino) Mertensdorf
Холмогорье (Cholmogorje) Kipitten
Чистополье (Tschistopolje) Bothkeim

Kirche

Kirchengebäude

Die bis 1945 evangelische Dorfkirche von Allenau stammt aus der Zeit um 1400 und ist ein Saalbau unter Verwendung vieler Feldsteine für Seitenmauern und Turmunterbau[6]. Der obere Teil des Turms und die Sterngewölbe der Sakristei stammen vom Anfang des 16. Jahrhunderts, und unter der Tünche im Kircheninnern befinden sich alte Wandmalereien.

Das Gebäude hat den Krieg überlebt, wenn auch mit zahlreichen Schäden. Die Schäden wurden in der Folgezeit größer, als die Kirche zweckentfremdet als Lagerhalle benutzt wurde und immer mehr verfiel. 1997 war das Dach weitgehend zerstört, das Kircheninnere wirkte desolat. Eine Restaurierung ist in Aussicht genommen.

Kirchengemeinde

Bis 1945 bildete die Allenauer Kirche eine mater combinata zur Pfarrkirche in Böttchersdorf (heute russisch: Sewskoje)[7]. Die Kirchengemeinde war selbständig, „teilte“ sich jedoch mit Böttchersdorf den Pfarrer.

Einst gehörte Allenau einst zur Inspektion des Königsberger Oberhofpredigers[8]. Dann kam es in den Kirchenkreis Friedland (Ostpreußen) (Prawdinsk) und später Bartenstein (Ostpreußen) (Bartoszyce) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

War während der Zeit der Sowjetunion alles kirchliche Leben verboten, so bildete sich in den 1990er Jahren in Prawdinsk eine neue evangelische Gemeinde, die der Propstei Kaliningrad[9] in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland zugeordnet ist. Prawdinsk ist eine der 16 Gemeinden in der Kirchenregion (Pfarrsprengel) der Auferstehungskirche in Kaliningrad.

Kirchenbücher

Aus dem Pfarrverbund Böttchersdorf-Allenau haben sich ältere Kirchenbuchunterlagen erhalten und werden heute im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg allgemein zugänglich aufbewahrt[10]:

  • Taufen (1629–1895),
  • Trauungen (1687–1767, 1769–1895),
  • Begräbnisse (1709–1852).

Persönlichkeit des Ortes

  • Meinhard Hemp (* 10. Dezember 1942 in Allenau), deutscher Fußballspieler

Verweise

Fußnoten

  1. Rolf Jehke, Amtsbezirk Allenau
  2. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  3. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  4. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  5. Rolf Jehke, wie oben
  6. Poretschje/Allenau bei Ostpreussen.net
  7. Werner Slevogt, Die Sturmhöfel in Allenau bei Friedland in Ostpreußen, in: Archiv für Sippenforschung 55./56. Jahrgang, Heft 116/117, 1989/1990, S. 357
  8. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 24
  9. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
  10. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, Seite 29

Weblinks

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