Andreas Knie

Andreas Knie

Andreas Knie (* 12. Dezember 1960 in Siegen) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin und Professor für Soziologie an der TU Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Andreas Knie studierte von 1980 bis 1986 Politologie an der Universität Marburg und der FU Berlin. Seit 1987 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, an dem er die Projektgruppe Mobilität aufbaute und leitete. 1990 promovierte er an der TU Berlin zum Dr. phil. mit dem Thema Diesel - Karriere einer Technik. 1995 folgte seine Habilitation mit dem Titel Wankel-Mut in der Autoindustrie, ebenfalls an der TU Berlin.

Seit 2001 ist Knie zudem Bereichsleiter bei der DB Rent GmbH.

2005 gründete Knie die InnoZ GmbH zur praxisnahen Untersuchung von Innovationsprozessen im Mobilitätssektor, deren Co-Geschäftsführer er ist.[1] Seit 2006 wird im InnoZ Forschungs- und Unternehmenswissen zusammengeführt.[2]

Andreas Knie ist seit 2010 Mitglied der Arbeitsgruppe Rahmenbedingungen der Nationalen Plattform Elektromobilität.[3]

Werk

Andreas Knie entwickelte auf Grundlage der Arbeiten von Meinolf Dierkes, Werner Rammert und anderen die soziologische Technikgeneseforschung weiter. In einem frühen Aufsatz zum Konservativen des technischen Fortschritts formulierte er seine Auffassung von einem technischen Kern, in dem der soziale Entstehungskontext gleichsam „eingeschrieben“ sei. Dazu analysierte er die historischen Hintergründe von Kommunikations- und Verkehrstechnik, etwa die mechanische Schreibmaschine oder den Dieselmotor.[4]

Andreas Knie plädiert in zahlreichen Publikationen für eine Abkehr von einer auto-nahen Verkehrspolitik und eine Verkehrswende zu mehr Flexibilität öffentlicher Angebote. Im Gegensatz zu vehementen Autokritikern wie etwa Hermann Knoflacher oder Winfried Wolf lehnt Knie das Automobil jedoch nicht gänzlich ab. Stattdessen untersucht und unterstützt er seit den 1990er Jahren neue Nutzungsformen, wie das Car-Sharing.[5] Dazu fordert er zusätzliche Mobilitätsangebote, wie Call a bike.[6] Ein weiteres Thema ist die Zukunft der Verkehrspolitik unter dem Eindruck des demographischen Wandels.[7] Die finanziellen und technischen Hürden der Elektromobilität bieten aus Knies Sicht die Chance, private und öffentliche Verkehrsmittel zu einer urbanen, postfossilen Mobilitätskultur zu verbinden.[8]

Andreas Knie tritt für eine stärkere Integration von Theorie und Praxis in den Sozialwissenschaften ein.[9]

Schriften

  • Diesel - Karriere einer Technik. Genese und Formierungsprozesse im Motorenbau. Edition Sigma, Berlin 1991, ISBN 3-89404-103-X.
  • Wankel-Mut in der Autoindustrie. Anfang und Ende einer Antriebsalternative. Edition Sigma, Berlin 1994, ISBN 3-89404-145-5.
  • zusammen mit Weert Canzler: Das Ende des Automobils. Fakten und Trends zum Umbau der Autogesellschaft. C. F. Müller, Heidelberg 1994, ISBN 3-78809-872-4.
  • zusammen mit Weert Canzler: Möglichkeitsräume: Grundrisse einer modernen Mobilitäts- und Verkehrspolitik. Böhlau, Wien 1998, ISBN 3-20598-854-X.
  • Mitherausgeber: Handbuch Verkehrspolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 3-53114-548-7.
  • Mitherausgeber: Handbuch Wissenschaftspolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 3-53115-742-6.
  • zusammen mit Weert Canzler: Grüne Wege aus der Autokrise - Vom Autobauer zum Mobilitätsdienstleister. Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin 2009, ISBN 978-3-86928-005-9. (PDF, 704kb)
  • zusammen mit Weert Canzler: Einfach aufladen – Mit Elektromobilität in eine saubere Zukunft. München: Oekom-Verlag, 2011, ISBN 978-3-86581-270-4 (von der Deutschen Umweltstiftung als Umweltbuch des Monats ausgezeichnet[10]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homepage des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH
  2. Weert Canzler, Andreas Knie: Denkräume schaffen - Unternehmen und das WZB kooperieren im InnoZ, in: WZB Mitteilungen. Heft 127, März 2010, S. 56-58. Artikel online (pdf)
  3. Nationale Plattform Elektromobilität: Mitglieder der Arbeitsgruppen (pdf)
  4. Andreas Knie: Das Konservative des technischen Fortschritts - Zur Bedeutung von Konstruktionstraditionen, Forschungs- und Konstruktionsstilen in der Technikgenese. Discussion Paper FS II 89-101. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Berlin 1989.
  5. Mietwagen - Geld oder Liebe. In: DER SPIEGEL. 23/1997, S. 99; Online im Spiegel-Archiv.
  6. Weert Canzler und Andreas Knie: Die Stadt der kurzen Wege ist stets unter Strom. Artikel aus dem Berliner Tagesspiegel vom 17. Februar 2009.
  7. Weert Canzler und Andreas Knie: Demographie und Verkehrspolitik. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. APuZ 29–30/2007, S. 9–14.
  8. Andreas Knie und Weert Canzler: Wir brauchen völlig neue Mobilitätskonzepte, Artikel auf ZEIT-Online vom 3. September 2010
  9. Andreas Knie: Die verkürzte Wertschöpfungskette des Wissens - Mutmaßungen über den Bedeutungsverlust der Soziologie. In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis (SuB). 28. Jg. (2005) Heft 2, S. 204–213.
  10. Informationen für Freunde, Partner und Förderer der Deutschen Umweltstiftung, November 2011, S. 6 (Aufrufbar als pdf)

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