Anger 1

Anger 1
Einkaufsgalerie Anger 1 in Erfurt

Die Einkaufsgalerie Anger 1 ist ein Einkaufszentrum am nordöstlichen Ende des Angers im Zentrum von Erfurt und besteht aus einem Altbau im Jugendstil und einem modernen Neubau mit Parkhaus.

Zwischen 1906 und 1908 wurde das Einkaufszentrum unter Leitung der Architekten Albert und Ernst Giese als Kaufhaus Römischer Kaiser (KRK) errichtet, dessen Finanzierung zu einem großen Teil bei der jüdischen Kaufmannsfamilie Tietz lag. Im Jahr 1927 erfolgte der Anbau zweier Seitenflügel und Ende 1937 wurden die jüdischen Besitzer des Kaufhauses durch die Nationalsozialisten enteignet.

Ab 1. Oktober 1948 gelangte das Kaufhaus auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) in Volkseigentum und entwickelte sich in den 1950ern zu einem der größten Kaufhäuser innerhalb der DDR. Nach der Wende 1990 kam das Kaufhaus in den Besitz der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, die schließlich 1999 mit der Karstadt Warenhaus AG verschmolzen wurde. Zwischen 1999 und 2000 ließ die Karstadt Warenhaus AG einen modernen Anbau mit Parkhaus errichten und komplexe Rekonstruktionsarbeiten durchführen. Seither bietet die Einkaufsgalerie Anger 1 auf einer Fläche von ca. 23.000 Quadratmetern etwa 50 Fachgeschäften und einer Karstadt-Filiale Platz und zählt damit zu den größten Einkaufszentren im Freistaat Thüringen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vom Hotel zum Kaufhaus Römischer Kaiser (1905 – 1945)

Östliches Ende des Angers im Jahr 1899
Logo des Kaufhauses Römischer Kaiser (KRK)
Kaufhaus Römischer Kaiser in den 1920er Jahren
Kaufhaus Römischer Kaiser in den 1930er Jahren

Ende des 19. Jahrhunderts bildeten das Hotel Römischer Kaiser, ein Wiener Cafe und eine Holzhandlung die östliche Stirnseite des Angers, die jedoch vollständig am 12. Dezember 1905 einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel. Dadurch entstand zwischen der Krämpferstraße (heutige Krämpfertor) und Lange Gasse (heutige Meyfartstraße) eine Baulücke von ca. 2200 Quadratmetern. Daraufhin plante der jüdische Kaufmann Siegfried Pinthus, der einen Kaufladen am Friedrich-Wilhelm-Platz (heutige Domplatz) besaß, an dieser Stelle ein Geschäftshaus zu bauen. Hilfe für dieses Vorhaben bekam er von seinem Schwager Arthur Arndtheim und von der Familie Tietz, die ein großes Berliner Warenunternehmen führte und mit der Ehefrau von Arthur Arndtheim verwandt war. Am 17. März 1906 kaufte die Berliner Grundstückserwerbsgesellschaft der Familie Tietz die Grundstücke für einen in Erfurt noch nie zuvor bezahlten Geldbetrag und ließ ab dem 1. Oktober 1906 die Brandruinen abreißen. Wenig später begann der Neubau eines Kaufhauses im Jugendstil unter Leitung des Erfurters Hans Wolf nach Entwürfen der Architekten Albert und Ernst Gieße aus Halle an der Saale. Für die praktischen Ausführungen wurden der Erfurter Maurermeister Rudolf Walther und die Zementbaugesellschaft Alban Vetterlein verpflichtet. Dabei entschied man sich für ein viergeschossiges Stahlbetonskelett als Grundgerüst, deren Fassade mit Sandstein verblendet und deren Dach mit zwei Ecktürmen flankiert wurde. Zwischen beiden Türmen wurde eine drehbare, auf acht Säulen gestützte Weltkugel angebracht, die in der Nacht beleuchtet werden konnte und einen Durchmesser von ca. 4 Meter besaß. Auf der Weltkugel befand sich der Schriftzug Römischer Kaiser, er sollte die Verbindung zu den Hermann Tietz Warenhäusern symbolisieren. Im Inneren des Kaufhauses gab es einen 20 Meter hohen Lichthof, der sich vom Erdgeschoss bis zum dritten Stock zog und von einem gewölbten Glasdach abgeschlossen wurde. Um den Lichthof herum führten Galerien, deren Pfeiler mit Bronze und Stuck verziert wurden. Trotz Problemen bei der Vergabe der Baugenehmigung und Verzögerungen durch Streiks konnte im Winter 1907/1908 der Rohbau und der Innenputz beendet werden. Am 30. Oktober 1907 erfolgte die Gründung der Kaufhaus Römischer Kaiser GmbH, als deren Gesellschafter fungierten Siegfried Pinthus, Arthur Arndtheim, Oscar Tietz und Leonhard Tietz. Nach dem Tod von Oscar Tietz 1926 übernahmen seine beiden Söhne Martin und Georg die Vertretung der Familie Tietz in der GmbH. Am 23. März 1908 erfolgte die Eröffnung des größten Kaufhauses in Thüringen unter dem Namen Kaufhaus Römischer Kaiser (KRK) in Anlehnung an den Vorgängerbau. Damit entstand zusammen mit dem Kaufhaus Reibstein am Junkersand und dem Kaufhaus Germania in der Löberstraße ein neuer Typus an Einkaufsläden, der durch ein großes Warenangebot und hallenartige Verkaufsflächen charakterisiert war. Des Weiteren konnten durch gemeinsame Großeinkäufe mit anderen Kaufhäusern des Hermann Tietz Konzerns niedrige Preise angeboten werden. Diese fanden vor allem bei der unteren sozialen Schicht großen Zulauf. Am 8. Oktober 1908 wurden die beiden Kaufleute Siegfried Pinthus und Arthur Arndtheim zu den Geschäftsführern des Kaufhauses Römischer Kaiser ernannt. Mitte der 1920er Jahre kam es zu einer Stabilisierung der Wirtschaft in Deutschland, so dass die Kaufbereitschaft und der Besucherandrang im Kaufhaus stark zunahmen. Daraufhin beschloss man die benachbarten Grundstücke in der Krämpferstraße (heutige Krämpfertor) und Meyfartstraße aufzukaufen. Im Jahr 1926 übernahm Max Arenstein die Stellung als Geschäftsführer von Siegfried Pinthus und Dr. Louis Herzberg wurde zum Personalchef ernannt. Zwischen Mitte Mai und dem 30. September 1927 wurde unter Leitung des Erfurter Regierungsbaumeisters Wilhelm Holzinger das Kaufhaus durch ein großes viertstöckiges Gebäude in Richtung der Krämpferstraße (heutige Krämpfertor) erweitert. Des Weiteren entstand gegenüber in der Meyfartstraße ein kleinerer Anbau mit drei Etagen, indem später die Verwaltung einzog. Während der Bauarbeiten ging der Verkaufsbetrieb problemlos weiter, lediglich kurz vor der Neueröffnung des Anbaus am 17. November 1927 musste das Kaufhaus für wenige Tage geschlossen werden. Durch den Umbau vergrößerte sich die Versandabteilung und die allgemeine Verkaufsfläche wuchs um die Hälfte. Des Weiteren war im dritten Stock des Anbaus ein sogenannter Erfrischungsraum mit 300 Plätzen und im vierten Stock eine Lebensmittelabteilung entstanden. Der Erfrischungsraum bot täglich verschiedene Speisen sowie Kuchen aus der hauseigenen Konditorei zusammen mit musikalischer Unterhaltung an. Außerdem wurde im Keller des Kaufhauses eine Kühlanlage installiert, die eine 135 Quadratmeter große Kühlzelle für Nahrungsmittel versorgte und die Kühlung der Fleischtheke in der Lebensmittelabteilung sicherstellte. Anfang der 1920er Jahre wurden im zweiten Stock des Kaufhauses eine Leihbibliothek mit 5.000 Büchern und Zeitschriften sowie ein firmeneigner Kindergarten eingerichtet. Ende 1927 plante man das Kaufhaus mit Hilfe von Wilhelm Holzinger erneut zu erweitern. Dabei sollte das Gebäude auf insgesamt sieben Stockwerke erhöht und die Fassade zum Anger neugestaltet werden. Jedoch ließ sich dieses Vorhaben durch den entstandenen Antisemitismus in Erfurt und ab 1933 durch die Machtübernahme Hitlers auch Jahre später nicht verwirklichen. Ende der 1930er Jahre wurde die Lage für das unter jüdischer Führung und Besitz stehende Kaufhaus immer bedrohlicher. Zunächst musste 1934 das Einheitspreisgeschäft, eine Filiale des Kaufhauses in der Johannesstraße, geschlossen werden. Im Jahr 1935 folgte die Zwangsschließung des Erfrischungsraums und ein Jahr darauf die der betriebseigenen Fortbildungsschule. Unter der antisemitischen Propaganda verschlechterte sich auch der Umsatz des Kaufhauses, so betrug er im Jahr 1930 noch ca. 8.000 Reichsmark und sank innerhalb von vier Jahren fast auf die Hälfte. Am 25. September 1937 erfolgte die Überführung der Römischen Kaiser GmbH in eine offene Handelsgesellschaft entsprechend eines Gesetzes vom Juli 1934. Eine Woche später wurde das Kaufhaus unter Zwang und unter Wert an den Leipziger Hans Quehl verkauft und in dessen Firma Hans Quehl & Co. integriert. Schließlich wurden am 19. November 1937 die beiden Kaufleute Arthur Arndtheim und Siegfried Pinthus als Gesellschafter offiziell aus dem Handelsregister ausgetragen. Wenige Tage darauf verstarb Siegfried Pinthus im Alter von 67 Jahren an einem Herzinfarkt in Friedrichroda, der sein Lebenswerk durch die Enteignung verloren hatte. Noch bis zu seinem Tode besaß Siegfried Pinthus neben seiner Stellung als Gesellschafter des KRK den Vorsitz der jüdischen Gemeinde Erfurt, den er im Jahr 1926 übernommen hatte. Arthur Arndtheim emigrierte im April 1939 zusammen mit seiner Frau Erna Arndtheim und seinem Sohn Karl Heinz nach Ramat Gan in Palästina (heute Israel) und verstarb dort am 20. November 1945. Der neue Besitzer Hans Quehl, ein überzeugter Nationalsozialist, plante den Römischen Kaiser in ein Arisches Kaufhaus umzuwandeln. Daraufhin ließ er die gläserne Weltkugel unter Leitung von Erich Herrmann entfernen. Große Teile des Personals wurden aufgrund ihres jüdischen Glaubens oder ihrer politischen Gesinnung entlassen. Des Weiteren veröffentlichte er Anzeigen in Zeitungen, die auf den Besitzerwechsel aufmerksam machten und um neue Kunden warben. Während des Zweiten Weltkriegs wurden alle Stockwerke sukzessiv geschlossen, bis auf die vierte Etage und das Erdgeschoss des Neubauflügels. Ab 1939 wurde die Erfurt Hauptpost zum Schutz vor Luftangriffen in die Lebensmittelabteilung des Kaufhauses verlegt. Im Jahr 1944 kam es durch Brandbomben und Druckwellen von detonierenden Luftminen zu Schäden am Gebäude. Am 12. April 1945 wurde die Stadt Erfurt durch amerikanische Truppen eingenommen und in Folge von Artilleriebeschuss der vierte Stock zerstört. Ab dem 17. Mai 1945 gelangte das Kaufhaus Römische Kaiser unter die Verwaltung einer Treuhand und der bisherige Geschäftsinhaber Hans Quehl wurde entlassen. Seit dem 2. Juli 1945 gehörte die Stadt Erfurt und das Land Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone (SBZ).

Vom KRK zum Centrum Warenhaus (1945 – 1990)

HO-Warenhaus im Jahr 1960

Ab August 1945 diente die erste Etage des Kaufhauses für einige Monate als Magazin für die in der Stadt stationierten sowjetischen Offiziere, Soldaten und deren Familien. Nach notdürftiger Reparatur von gröberen Schäden, eröffnete die Stadtverwaltung im Dezember 1945 einen Teil des vierten Stockwerks für Nahrungsmitteleinkäufe der Erfurter Bevölkerung. Wenige Monate darauf war das gesamte vierte Stockwerk und ab Juni 1946 auch der Erfrischungsraum wieder zugänglich. Des Weiteren wurde in der ersten Etage eine Tauschzentrale für Lebensmittel eingerichtet und bestimmte Bereiche im des Kaufhauses Römischer Kaiser als Obdach für Kriegsflüchtlinge aus den Ostgebieten und Kriegsheimkehrer genutzt. Im Dezember 1946 konnte das Erdgeschoss und im Jahr 1947 die erste Etage des Neubauflügels wieder eröffnet werden. Nach Ende desZweiten Weltkriegs versuchte Erna Arndtheim mit dem Sonderbeauftragten für die Verwaltung jüdischen Vermögens Georg Chaim das Kaufhaus wieder übertragen zubekommen. Mit dem Übergang des Kaufhauses in Volkseigentum auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) am 5. März 1948 mussten diese Bemühungen jedoch endgültig eingestellt werden. Am 1. Oktober 1948 wurde das Kaufhaus Römischer Kaiser in den Verband Thüringer Konsumgenossenschaften GmbH Volkskraft eingegliedert und bekam den neuen Namen Konsum Kaufhaus. Schon wenige Jahre später am 1. Februar 1952 wechselte es in den Besitz der zentralen Handelsorganisation HO unter Führung von Alfred Best und erhielt die neue Bezeichnung HO-Warenhaus. In dieser Zeit besaß das Kaufhaus 30 Verkaufsabteilungen und ca. 870 Mitarbeiter und gehörte damit zu den größten Warenhäusern der DDR. Ende der Fünfziger Jahre nahm das Warenvolumen und der Kundenandrang immer mehr zu, so dass man die Verkaufsfläche erweiterte und eine Rolltreppe in die dritte Etage installierte. Dabei wurde der Lichthof verschlossen und während der Bauarbeiten ein Wandgemälde mit Szenen zur Jagdgöttin Diana, Mosaike und Verzierungen an den Pfeilern entfernt. Außerdem ersetzte man den figürliche Schmuck und die Sandsteinverzierungen über dem Hauptportal durch ein dreiteiliges Fenster. Im Jahr 1963 kam es auch zur Entfernung des originalen Fahrstuhls aus der Erbauungszeit des Römischen Kaisers im Zuge von Änderungsarbeiten im Eingangsbereich. Ab dem 1. Januar 1965 wurden alle HO-Warenhäuser in die sogenannte Vereinigung volkseigener Warenhäuser (VVW) zusammengefasst und die Erfurter Niederlassung in Centrum Warenhaus umbenannt. Im Jahr 1968 begann man umfassende Rekonstruktionsarbeiten durchzuführen, in deren Folge das Kaufhaus kurzzeitig geschlossen werden musste. Als Ausweichquartier wurde ein 45 Meter langes und 20 Meter breites Zelt mit dem Namen Centrum Blase auf dem Domplatz aufgestellt. Ab den 1970er Jahren lagerte man verschiedene Kaufhausbereiche aus, so zum Beispiel 1975 den Maler- und Heimwerkerbedarf und 1984 die Lebensmittelabteilung. Am 15. Mai 1982 erfolgte vor dem Kaufhaus die Einweihung des Neuen Angerbrunnens, den der Bildhauer Waldo Dörsch erschaffen hatte. Ab 1984 wurden erneut Rekonstruktionsarbeiten gestartet, die jedoch durch einen Großbrand am 27. Juni 1985 unterbrochen wurden. An diesem Tag war gegen 7 Uhr morgens in der ersten Etage des Neubauflügels ein Feuer durch Brandstiftung entstanden, das anschließend die erste und vierte Etage des Kaufhauses fast vollständig zerstörte. In Folge dessen mussten die wichtigsten Kaufhausbereiche ausgelagert werden, so zum Beispiel auf die Krämerbrücke und in die Krämpferstraße. Nach neun Monaten, pünktlich zum XI. Parteitag der SED am 11. April 1986 konnte schließlich das Centrum Warenhaus mit ca. 6.000 Quadratmeter Fläche wieder eröffnet werden. Im August 1987 richtete man im Dachgeschoss des Seitenflügels ein Kundenrestaurant mit Platz für ca. 90 Personen ein. Mit dem Ende der DDR 1990 und der kurz darauf folgenden Gründung der Centrum Warenhaus Erfurt GmbH endete für das Kaufhaus die Zeit des Volkseigentums.

Vom Volkseigentum zur Einkaufsgalerie Anger 1 (1990 – heute)

Einkaufsgalerie Anger 1 im Jahr 2010

Am 15. März 1991 übernahm die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH das Centrum Warenhaus und ließ notdürftige Reparaturen und Umbauten durchführen. Daraufhin konnte es am 5. September 1991 mit einer Verkaufsfläche von 6.300 Quadratmetern neueröffnet werden. Als Geschäftsführer wurde Robert Anslinger eingestellt, den kurzdarauf am 23. September 1991 Günter Borkenhagen ablöste. Am 1. Januar 1994 kam es zur Übernahme der Hertie Waren-, Kaufhaus GmbH durch die Karstadt AG, in deren Folge jedoch der alte Name Hertie erhalten blieb. Des Weiteren kam es endlich zu einer Entschädigung der Familie Arndtheim, deren Sohn Karl-Heinz mit der Karstadt-AG eine Einigung erreichte. Im März 1998 wurde erstmals das Projekt Einkaufsgalerie Anger 1 vorgestellt und am 15. Mai durch die Karstadt AG beschlossen. Die Pläne sahen vor, dass der ehemalige Römische Kaiser saniert und durch einen Neubau mit einer Karstadt Filiale und Parkhaus erweitert werden sollte. Daraufhin wurde am 19. Mai 1999 für das Einkaufszentrum der Grundstein gelegt und zwei Monate darauf im Rahmen der Bauarbeiten der Römische Kaiser geschlossen. Als Ausweichquartier wurden Erdgeschossräume eines Neubaublocks am Juri-Gagarin-Ring, Ecke Lachsgasse bezogen, deren Fläche nur 2.900 Quadratmeter umfasste. In den darauf folgenden Monaten erfolgte die Errichtung des Karstadt Themenhauses, woraufhin mehrere Altbauten an der Meyfart-, Krämpferstraße und Fleischgasse abgerissen werden mussten. Durch den Bau eines neuen Lichthofes und Verwendung gleicher Firsthöhen wurde der Neubau harmonisch mit dem alten Kaufhausteil verbunden. Der Grundriss des Neubaus wurde dem Straßenverlauf angepasst und deren Fassade weitestgehend verschlossen. Außerdem entschied man sich, Teile des historischen Altbaus Römischer Kaiser zu rekonstruieren. Die Planung dazu lag bei dem Architektenteam Rhode, Kellermann, Wawrowsky aus Düsseldorf. So wurden zum Beispiel die Treppenaufgänge, die ursprüngliche Länge der Schaufenster sowie der alte Lichthof und die Skulpturen über dem Hauptportal in geänderter Form wiederhergestellt. Am 5. Dezember 1999 erfolgte die Fertigstellung des oberirdischen Parkhauses mit ca. 750 Stellplätzen und zwischen April und Juni 2000 die Ummantelung der beiden Ecktürme des Kaufhauses unter Leitung des Dachdeckermeister Frank Rost mit neuem Kupferblech. Am 1. Januar 1999 wurde die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH mit der Karstadt AG verschmolzen und ein Jahr später daraus die Karstadt Warenhaus AG gebildet. Am 24. März 2000 konnte das Richtfest für den Karstadt Neubau gefeiert werden. Wenige Monate später, am 27. September erfolgte die Eröffnung der Einkaufsgalerie Anger 1 zusammen mit dem Karstadt Themenhaus. Seither befinden sich im ursprünglichen Römischen Kaiser zahlreiche mittelständische Einzelhandelsunternehmen und im 12.000 Quadratmeter großen Neubau eine Karstadt Filiale. Im Jahr 2000 wurde südlich des Einkaufsgalerie Anger 1 an der Meyfartstraße der ehemalige Preußische Hof abgerissen und stattdessen am 29. August der Grundstein für ein Karstadt-Sportgeschäft gelegt. Im Jahr 2001 verlieh die ICSC (International Council of Shopping Centers) der Einkaufsgalerie Anger 1 den ICSC Shopping Award in der Kategorie Renaturierung. Im April des gleichen Jahres konnte das Karstadt-Sportgeschäft mit einer Verkaufsfläche von ca. 3.000 Quadratmeter eröffnet werden. Im November 2008 wurde Günter Borkenhagen durch Jan de Wit als Geschäftsführer der Karstadt Filiale abgelöst. Zwischen dem 28. März und 15. November 2008 feierte man das 100 jährige Jubiläum des ehemaligen Römischen Kaisers mit einer Ausstellung über die Geschichte des Kaufhauses. Die Leitung für die Vermietung und Management des Einkaufsgalerie Anger 1 liegt bei der ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG.

Architektur

Grundriss der Einkaufsgalerie Anger 1
Hauptportal der Einkaufsgalerie Anger 1 nach der Rekonstruktion um 2000

Die Einkaufsgalerie Anger 1 besteht aus zwei Teilen, dem ehemaligen Kaufhaus Römischer Kaiser mit einer Fläche von ca. 11.000 Quadratmeter und einem Neubau mit ca. 12.000 Quadratmeter. Der Altbau ist einen Stahlbentonskelettbau mit verzierter Fassade aus dem Jugendstil und verfügt über vier Geschosse, die als Verkaufsfläche genutzt werden. Die westliche Schauseite in Richtung Anger wird von zwei Ecktürmen flankiert und besitzt das Hauptportal, das von zwei Figuren mit Baldachinen und Rundbogen bekrönt wird. Die aus Cottaer Sandstein gefertigte Fassade wird zu jeder Seite durch jeweils sieben Fensterreihen gegliedert und verfügt über drei Ziergiebel, die mit Ornamenten und kleinteiligen Fenstern geschmückt sind. Im Erdgeschoss befinden sich große Schaufenster und zwischen dem dritten und vierten Stock ist die Fassade mit Verzierungen geschmückt. Die beiden Ecktürme treten risalitartig aus dem restlichen Baukörper hervor und werden von spitz zulaufenden Kupferhelmen abgeschlossen. Die Fassade der Ecktürme besitzt in der vierten Etage ballustradenähnliche Vorsprünge und wird von einem Gesims durchzogen, das von dekorativen Elementen begleitet wird. Dazu zählen zum Beispiel Wappenfelder, die mit einer Krone geschmückt sind und an das ehemalige Hotel Römische Kaiser erinnern sollen. Im Osten des Altbaus schließt sich die neugebaute Karstadt-Filiale an, die über fünf Stockwerke verfügt und an ein Parkhaus mit ca. 750 Stellplätzen angeschlossen ist.

Das Innere des Altbaus gliedert sich in zwei Lichthöfe, die über eine Passage mit einander verbunden sind und von außen über das Hauptportal und zwei Seiteneingänge erreicht werden. Der Alte Lichthof befindet sich im Westen des Gebäudes und wurde in geänderter Form und Position im Jahr 2000 rekonstruiert. Im östlichen Teil liegt der Neue Lichthof, der sich vom Untergeschoss bis zur vierten Etage erstreckt und über Rolltreppen Zugang zu den verschiedenen Stockwerken bietet. Des Weiteren stellt er das Verbindungsstück zwischen dem ehemaligen Kaufhaus Römischer Kaiser und dem Neubau dar.

Literatur

  • Ruth und Eberhard Menzel, Heinz Stade: Das Erfurter Kaufhaus und sein Jahrhundert. Karstadt Warenhaus AG Erfurt, 2000.
  • Ruth und Eberhard Menzel, Cornelia Nowak, Brigitte Peukert: Villen in Erfurt (3). Rhino Verlag, Arnstadt/Weimar 1998.
  • Georg Dehio (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Thüringen. Deutscher Kunstverlag, München 1998, ISBN 3-422-03095-6

Weblinks

 Commons: Einkaufsgalerie Anger 1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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