Atemgasanalyse

Atemgasanalyse

Atemgasanalyse ist die wissenschaftliche Untersuchung der menschlichen Atemluft. Ziel ist es einerseits, Markersubstanzen zu identifizieren, die Rückschlüsse auf den klinischen Zustand eines Patienten erlauben, und andererseits mathematische Modelle zu entwickeln, die es erlauben, von Atemgaskonzentrationen auf die entsprechenden Blutkonzentrationen umzurechnen. Die gewonnenen Erkenntnisse können dann in Atemgastests für die medizinische Diagnostik umgesetzt werden.

Im Gegensatz zu Blutproben ist die Abnahme von Atemgasproben für den Patienten nicht-invasiv und kann auch beliebig oft wiederholt werden. Atemgasproben können in Echtzeit ausgewertet werden und ermöglichen daher auch eine kontinuierliche Beobachtung der Veränderung von Körpersubstanzen zum Beispiel am Ergometer, im Schlaflabor oder in der Intensivmedizin.

Konnten früher nur Stoffe in hohen Konzentrationen wie z.B. Kohlenstoffdioxid und Alkohol identifiziert werden, ist es durch die Fortschritte der letzten Jahre in der Analysetechnik (GC-MS, PTR-MS, SIFT-MS, IMS, chemische Sensoren) möglich, ein einzelnes Teilchen in einer Billion Teilchen (ppt) zu entdecken.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die moderne Ära der Atemgasanalyse wurde vom Nobelpreisträger Linus Pauling eingeleitet, der nachwies dass die menschliche Atemluft über 200 flüchtige organische Verbindungen (volatile organic compounds, VOCs) in picomolarer Konzentration enthält.[1]

Zusammenhang Atemgas-/Blutkonzentrationen

Ein einfaches Modell für den Zusammenhang zwischen Atemgas- und Blutkonzentrationen wurde von Farhi[2] angegeben:


C_A = \frac{C_{\bar v}}{\lambda_\text{b:air} + \dot V_A/\dot Q_c}.

Hierbei ist CA die alveolare Konzentration (dabei wird angenommen das sie mit der gemessenen übereinstimmt),  C_{\bar v} die gemischt venöse Konzentration, und λb:air der Blut:Luft Partitionskoeffizient, und  \dot V_A/\dot Q_c das Ventilations-Perfusions-Verhältnis (in Ruhe ca. 1).

Multipliziert man zum Beispiel nach dieser Gleichung die durchschnittliche Acetonkonzentration von g / l in der end-tidalen Atemluft mit dem Partitionskoeffizienten λb:air = 340, so erhält man um einen Faktor 3 abweichende Werte von den tatsächlich gemessenen arteriellen Blutwerten die im Bereich von 1mg / l liegen. Für Isopren mit einem Partitionskoeffizienten λb:air = 0.75 kann das Ventilations-Perfusions-Verhältnis in dieser Gleichung auch nicht mehr vernachlässigt werden.

Weiterentwicklungen dieses Modells sind daher ein aktuelles Forschungsgebiet[3]

Einzelnachweise

  1. Anil S. Modak: Single time point diagnostic breath tests: a review. In: Journal of Breath Research. 4, Nr. 1, 2010, S. 017002, doi:10.1088/1752-7155/4/1/017002.
  2. Leon E. Farhi: Elimination of inert gas by the lung. In: Respiration Physiology. 3, Nr. 1, Juli 1967, S. 1-11, doi:10.1016/0034-5687(67)90018-7.
  3. Julian King, Helin Koc, Karl Unterkofler, Pawel Mochalski, Alexander Kupferthaler, Gerald Teschl, Susanne Teschl, Hartmann Hinterhuber, Anton Amann: Physiological modeling of isoprene dynamics in exhaled breath. In: Journal of Theoretical Biology. 267, Nr. 4, 21. November 2010, S. 626-637, doi:10.1016/j.jtbi.2010.09.028.

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