Bachtor

Bachtor

Das Bachtor wurde im Südwesten der Stadt Köln am Ende der Straße Weidenbach und der dort vor ihm angelegten, nach der Stiftskirche St. Pantaleon benannten Wallstraße errichtet. Es war eines der zwölf großen, im Zuge der letzten mittelalterlichen Stadterweiterung entstandenen Toranlagen in der neuen Schutz- und Ringmauer der Stadt. Der 1241 erstmals erwähnte Torbau diente zuletzt als Mühle und wurde um 1883 niedergelegt. [1]

Bachpforte und durchfließender Duffesbach

Inhaltsverzeichnis

Umfeld und Namensherkunft

Die neue Stadtmauer schloss in diesem Abschnitt die Stiftsimmunität der Abtei St. Pantaleon, sowie die sie umgebenden Häuser der „villa s. pantaleonis“ ein. Das Bachtor war nun der feldseitige Zu- und Ausgang des einbezogenen Gebietes der „villa“, die südöstlich an die Bezirke Oversburg und St. Severin und nordöstlich an die Bezirke St. Aposteln und St. Peter grenzte.

Das Tor lag am Ende der an der Griechenpforte beginnenden Straße „Off der weschbach“, die später den Namen „Am Weidenbach“ erhielt. Namensgeber war der aus dem Vorgebirge heran fließende und dort in die Stadt eintretende Hürther- oder Duffesbach, der schon der alten Bachpforte seinen Namen gegeben hatte. [1]

Lokaler Verkehrsweg

In seiner Funktion als Ein- und Ausgang der befestigten Stadt übernahm das neue Tor die Aufgaben der nach der zweiten Stadterweiterung entstandenen und nun obsolet gewordenen alten Bachpforte, die dann 1300 als Torhaus dem dieser Pforte anliegendem Kloster der „Weissen Frauen“ zur Nutzung überlassen wurde.[1]

Das auch als „ die bachpforts“ bezeichnete neue Tor führte jedoch nicht auf eine der großen Ausfallstraßen der Stadt, wie es bei dem ihm nordwestlich benachbarten Weyertor der Fall war, sondern diente wie das sich im Südwesten anschließende Pantaleonstor, als lokaler Ein- und Ausgang, der bereits 1538 vermauert wurde. Da auch das benachbarte Pantaleonstor zwischen 1528 und 1842 bis auf eine kleine Tür um 1538 vermauert wurde (geschlossen bis zur Öffnung für die Rheinische Eisenbahn), verdeutlicht eine geringe Frequentierung und lässt auf ein minimales Verkehrsaufkommen in diesem Stadtbereich schließen. [1]

Geschichte

Die mühsam errungene Eigenständigkeit der Bürgerschaft hatte zur Erhebung vielfältiger kommunaler Akzisen geführt, welche wie in allen altstädtischen Bezirken, dann auch in den neu hinzugekommenen erhoben wurden. Das so gesteigerte Einkommen der Stadt hatte die finanziellen Voraussetzungen geschaffen, dass das groß dimensionierte Bauprojekt eines neuen Ringwalles mit Mauern, Wachtürmen und Toren zu realisieren war. [2]

Stadtmauerturm mit "Wurfnase", Rekonstruktion Heinrich Wiethase
Waffe Kölner Turmschützen

Befestigung und Verteidigung

Die Bewohner der Vorstädte erhielten mit der Einbeziehung ihrer Viertel in die Stadt einen anderen Status. Sie besaßen fortan das Bürgerrecht, waren nun aber auch der allgemeinen Steuer- und Wehrpflicht im Verteidigungsfall, sowie der Wachpflicht unterworfen und hatten für diese Zwecke aus ihren Reihen entsprechendes Personal zu rekrutieren. Der Bezirk, in diesem Falle St. Mauritius hatte nun für die in seinem Bereich befindlichen Mauerabschnitte und Tore, so auch für die Anlage des Bachtores, die Lasten an Mensch (Wachpersonal) und Material zu tragen. [3]

Die Überwachung und Leitung der jeweiligen Bezirke, insbesondere des zugewiesenen Befestigungsabschnittes, oblag den zuständigen Amtleuten, ihr Haus auf dem Weidenbach erwähnte ein Ratsprotokoll aus dem Jahr 1420 und beschrieb es als „Haus gegenüber der Kaule an der Bach“, gelegen auf dem Feld von St. Pantaleon.[4]

Baubeschreibung

Mittelalter

Das Stadttor bestand aus einem fast quadratischen Mittelbau, in dem der Torbogen der kreuzgewölbten Durchfahrt eine lichte Weite von etwa 5, 50 m und eine Scheitelhöhe von rund 7, 00 m erreichte. Den Bau flankierten zwei schiefwinklig gestellte Türme, deren Grundriss feldwärts zu zwei Drittel die Kreisform erreichte. Ursprünglich überragte der mit Zinnen gekrönte Mittelbau die ebenso bewehrten Seitentürme um eine Geschosshöhe. Der Zugang in die Räume des Torgebäudes gewährte ein seitlicher Treppenaufgang. [1]

Neuzeit

Auch 1570/71 ist auf der Abbildung Arnold Mercators der durch das Tor eintretende Duffesbach eingezeichnet, auch die bereits 1528 bis auf einem Türdurchgang vermauerte Tordurchfahrt ist erkennbar. Die in der Vogelperspektive gefertigte Zeichnung Mercators zeigt, eingefasst von der Stadtmauer einen höheren viergeschossigen Mittelbau, der von dreigeschossigen Seitentürmen flankiert wurde. Die Toranlage besaß zu dieser Zeit einen von Mauern umschlossenen feldseitigen Vorhof, der neben einer kleinen Seitentüre seinem Hauptausgang nach Südwesten hatte. Dieser lag in einer aufragenden, mit Zinnen versehenen Mauer, der sich beidseitig Palisadenzäune anschlossen, die sich nach dem dann folgenden Stadtgraben als äußere Wehr wiederholten.

Die auch im Rheinland aufkommende Gefahr durch schwedische Züge während des Dreißigjährigen Krieges, bewog den Rat, die Stadt durch weiteren Ausbau ihrer Befestigungsanlagen abzusichern. Er wies an, die Anlagen in Form von zusätzlichen hölzernen Bollwerken zu verstärken und damit an den beiden Stromköpfen vor dem Bayen- und dem Kunibertsturm zu beginnen. Ausgeführt wurden, wie die Zeichnungen Hollars (1635) und Merians (1646) ausweisen, die Anlage neuer Bastionen vor dem Haupttorburgen, zu denen auch die Bachpforte gehörte. Als die hölzernen Zusatzanlagen schon nach zehn Jahren durch Wetterschäden verfielen, begann man zu Anfang der 1640er Jahre diese zu unterfangen und durch massive steinerne Fundamente zu ersetzen.

Kurz vor der Wende zum 18. Jahrhundert investierte die Stadt erneut erhebliche Mittel zum Ausbau der Stadtbefestigung. 1689 wurden, da die außergewöhnlich hohen Ausgaben für den Festungsbau von dem Etat der Mittwochsrentkanner nicht zu decken waren, zusätzliche 1000 Reichstaler bereitgestellt. Daraufhin wurden durch den von der Stadt beauftragten kurbrandenburgischen Ingenieur „Wichbold Coens“ vor einigen Stadttoren neue Bastionen gebaut, zu denen auch das Bachtor gehörte.[1]

Nutzung als Mühle

Schon im Jahr 1717 war der Stadt durch den Mühlenmeister „Mathys Grönlant“ vorgeschlagen worden, das Bauwerk des Bachtores in einen Mühlenbetrieb umzubauen. Zu seinem Antrag, dort eine Fell- Zins- sämisch Leder- und Lohmühle zu errichten und zu betreiben, hatte er einen Kostenvoranschlag unterbreitet. Erst 12 Jahre später kann es für den Antragsteller zu einer positiven Entscheidung, indem der Rat im September 1729 dem Vorhaben zustimmte.

1730 wurde zur Vorbereitung des Nühlenbaus der Mittelbau der Toranlage ab dem ersten Obergeschoss abgetragen und die Flankentürme auf zwei Geschosse reduziert. Dem verbliebenen Mittelbau wurde ein runder, sich aufwärts verjüngender Mühlenturm aus Ziegelmauerwerk aufgesetzt, der in halber Höhe eine auskragende Holzkonstruktion erhielt, die als Mühlengang diente. Der Kranz des Mühlengangs erhielt zu Stadtseite sichtbar in großen Ziffern die Jahreszahl 1730. Das Gesamtbauwerk erreichte nun, ausgehend vom Niveau der Straße bis zum abschließenden Gesims des Turmes, eine Höhe von 30 Metern.

Das Bauwerk, das in der Folge Neu- Pantaleons- oder Bachmühle genannt wurde, blieb ebenso wie in französischer- auch in der preußischen Zeit städtischer Besitz. Im Jahr 1834 wurde das Bauwerk versteigert und ging für 5500 Taler in privaten Besitz. Der Turm, der zuletzt stadtseitig eng von Wohnbauten umstandenen Anlage, brannte im Jahr 1860 völlig aus und wurde mit den zugehörigen Restbauten der Anlage im Jahr 1883 niedergelegt. [1]

Literatur

  • Hans Vogts, Fritz Witte: Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz und der Stadt Köln. Herausgegeben von Paul Clemen, Bd. 7, Abt. IV: Die profanen Denkmäler der Stadt Köln, Düsseldorf 1930. Verlag L. Schwann, Düsseldorf. Nachdruck Pädagogischer Verlag Schwann, 1980. ISBN 3-590-32102-4
  • Hermann Keussen: Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, in 2 Bänden. Köln 1910. ISBN 978-3-7700-7560-7 und ISBN 978-3-7700-7561-4

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Vogts, Witte : Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz und der Stadt Köln. (Hrg.) Paul Clemen, Bd. 7, Abt. IV: Die profanen Denkmäler der Stadt Köln, Stadtbefestigungen S. 27 ff
  2. Hermann Keussen, Band I, Seite 67, unter Verweis auf Lau: „Grundsteuern sind schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nachzuweisen. So für die Bezirke S. Martin, S. Laurenz, S. Brigida, und S. Kolumba. (Lau, Köln 229 Ann.7; 332;“
  3. Hermann Keussen, Band I, Seite 67
  4. Hermann Keussen, Band II, S. 220, Sp. b

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