Bahnhof Biedenkopf

Bahnhof Biedenkopf
Biedenkopf
Der Bahnhof im Jahr 2007
Der Bahnhof im Jahr 2007
Daten
Kategorie 6
Betriebsart Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise 2
Abkürzung FBIK
Eröffnung 19. März 1883
Architektonische Daten
Baustil Gründerzeit
Lage
Stadt Biedenkopf
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 54′ 32″ N, 8° 31′ 50″ O50.9088888888898.5305555555556Koordinaten: 50° 54′ 32″ N, 8° 31′ 50″ O
Höhe 274 m ü. NN
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe in Hessen

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Bahnhofsgebäude, Straßenseite (2011)

Der Bahnhof Biedenkopf ist ein Durchgangsbahnhof und liegt am Streckenkilometer 62,3 der Oberen Lahntalbahn. Er ist Kulturdenkmal laut Hessischem Denkmalschutzgesetz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Bahnhof Biedenkopf wurde am 19. März 1883 mit einer Güterzugfahrt zur Inbetriebnahme der Strecke (Marburg–) CölbeLaasphe eröffnet; die Freigabe für den Personenverkehr erfolgte am 2. April 1883. Aus Anlass der ersten Ankunft eines Personenzuges aus Cölbe um 9:48 Uhr wurde ein Volksfest inklusive eines Festzuges von der Schule zum Bahnhof veranstaltet.[2]

Bald darauf wurde die Strecke über Laasphe hinaus nach ErndtebrückKreuztalSiegen weitergeführt. Diese Nebenbahn wurde bereits 1889 vollendet. 1895 umfasste das Betriebsgelände des Bahnhofs Biedenkopf sechs Weichen, eine feste Rampe, eine Gleiswaage und einen Gleisanschluss.[3]

Im Jahre 1905 wurden am Bahnhof Biedenkopf 62000 Fahrkarten verkauft. Die Anzahl der Zugpaare stieg kontinuierlich an (vier in 1888, neun in 1914). Dies hatte zur Folge, dass die Warteräume und die Fahrkartenausgabe erweitert wurden. Auch der Güterverkehr gewann rasch an Bedeutung; der Güterschuppen musste nach 1902 erweitert werden.

Von der Mitte des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gab es wiederholt Überlegungen, im Zuge des Ausbaus von Eisenbahnstrecken zwischen der Lahn und der Ruhr eine Zweigbahn von Gießen über Gladenbach nach Biedenkopf zu führen. Diese Pläne wurden jedoch nie verwirklicht.[4]

Personenverkehr

Ab dem 1. Mai 1911 und bis zum Mai 1987 war der Bahnhof Biedenkopf nicht nur Durchgangsbahnhof an der Oberen Lahntalbahn, sondern auch Ausgangs- bzw. Endpunkt für die Züge der 4,5 km weiter nordwestlich in Wallau von der Oberen Lahntalbahn abzweigenden Scheldetalbahn nach Dillenburg; dann wurde der Personenverkehr auf der Scheldetalbahn eingestellt.

Ab dem Winterfahrplan 1957/58 bis zum Sommerfahrplan 1979 gab es ein tägliches Eilzugpaar von Frankfurt am Main nach Köln (E 781/782) mit Halt in Gießen, Marburg, Biedenkopf, Siegen und Troisdorf.[5][6]

Ab 1983 wurde der gesamte Verkehr zwischen Bad Laasphe und Marburg nur noch auf Biedenkopf als Schulzentrum ausgerichtet; an Samstagen verkehrten nur noch drei Züge. Bis 1985 gab es in Biedenkopf einen weiteren Bahnhof bei der Ludwigshütte im Westen der Stadt. Danach war er bis 2003, als der neue Haltepunkt Biedenkopf-Schulzentrum eröffnet wurde, der einzige Bahnhof in der Kernstadt.

Im Zuge der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Streckenjubiläum der Oberen Lahntalbahn wurde am 29. und 30. August 2009 (mit einem Jahr Verspätung zum eigentlichen Jubiläumsjahr) ein Streckenfest veranstaltet. So verkehrten an diesem Wochenende neben den bekannten Triebwagen mehrere historische Züge. Am Sonntag konnte man u.a. am Bahnhof Biedenkopf einen TEE-Zug der 1970er Jahre inklusive Rheingold-Wagen auf der Strecke Marburg–Biedenkopf–Bad Laasphe - Erndtebrück bewundern. Daneben wurde eine Dampflok der Baureihe 52 und eine Garnitur des bekannten Schienenbusses auf der Strecke Biedenkopf – Bad Laasphe – Erndtebrück eingesetzt.

Durch die seit 2006 jährlich stattfindende Veranstaltung „Lahntal Total“ entsteht auch auf dem Bahnhof Biedenkopf regelmäßiger Sonderzugverkehr mit erhöhtem Fahrgastaufkommen. An diesem autofreien Sonntag werden die fahrplanmäßigen Verbindungen auf der Oberen Lahntalbahn um zahlreiche Zugpaare ergänzt.

Güterverkehr

Streckenverlauf der Oberen Lahntalbahn

Durch das früh etablierte Eisen- und Hüttenwesen im Gebiet von Lahn und Dill, dem sogenannten „Hinterland“ gab es von Anfang an starken Güterverkehr zu verzeichnen.

Große Betriebe im damaligen Kreis Biedenkopf wurden mit Güterzügen des Güterbahnhofs Biedenkopf (und Biedenkopf-Wallau) bedient: die Buderus-Gießereien in Wilhelmshütte und Ludwigshütte[7] (später auch als Standort des Flugzeugküchenbauers Buderus Sell/Sell GmbH) sowie die florierende Bremsscheibengießerei in Breidenbach (Buderus Guss) noch bis Ende 2002.

Von 1970 ab führt ein Industriestammgleis in das Gewerbegebiet „Am Seewasem“. Bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre gab es eine regelmäßige Nutzung durch Biedenkopfer Firmen, die ihre internationale Kundschaft auf dem Schienenweg versorgten: z.B. Fa. Banss (Schlacht- und Fördertechnik), Fa. Elkamet (Kunststofftechnik). Diese Gleisanschlüsse sowie der Bahnübergang für die Zufahrt zum Gewerbegebiet wurden vom Stellwerk “BO” am östlichen Bahnhofsende aus bedient. Der ehemals ansehnliche Güterbahnhof ist heute jedoch stillgelegt und 1999 weitgehend zurückgebaut; das Industriestammgleis ist erhalten geblieben.

Nach den enormen Waldschäden, die der Orkan Kyrill im Jahr 2007 verursachte, bestand kurzfristig Bedarf an Transportkapazitäten im Schienen-Güterverkehr. In Zusammenarbeit zwischen der Stadt Biedenkopf, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, dem Forstamt und der Kurhessenbahn wurde zwischen Breidenstein und Breidenbach (nahe dem ehemaligen Haltepunkt Wiesenbach) eine Holzverladestelle eingerichtet und damit das seit 2002 brachliegende Reststück der ehemaligen Scheldetalbahn zwischen Biedenkopf - Wallau und Breidenbach-Wiesenbach wieder für den Güterverkehr reaktiviert. Wöchentlich werden bis zu fünf Ganzzüge mit 18 Wagen über den Bahnhof Biedenkopf (in Richtung Marburg) zu Sägewerken vorrangig in Süddeutschland und Österreich abgefahren.[8] Aufgrund des anhaltend hohen Bedarfs wurde das Provisorium inzwischen für eine ständige Nutzung ausgebaut.[9]

Bedienungsangebot

In der Fahrplanperiode 2009/10 verkehren von Montag bis Freitag täglich 26 Züge über die Obere Lahntalbahn, die alle im Bahnhof Biedenkopf halten. Dies sind seit 1979 ausschließlich Regionalbahnen. Der Personenverkehr wird seit 2002 komplett über die DB Tochter Kurhessenbahn abgewickelt. Seit 1995 werden Dieseltriebwagen der Baureihe VT 628 eingesetzt. Im Sommer verkehren auf der Oberen Lahntalbahn speziell umgebaute Fahrradwagen, die wegen der stark frequentierten, parallel verlaufenden Radfernwege genügend Platz für Fahrräder bieten. 2011 ist der Bahnhof mit zwei Bahnsteiggleisen und einem Abstellgleis ausgestattet.

Linien
Wilhelmshütte (Lahn) Regional RB 43
Obere Lahntalbahn
Biedenkopf-Schulzentrum

Bahnanlagen

Empfangsgebäude

Das Empfangsgebäude besteht in seiner heutigen Form seit 1910. Es bietet aktuell neben einem Fahrkartenautomaten im Innenraum einen weiteren, außen angebrachten nur für den Regionalverkehr des RMV, nicht für den überregionalen Verkehr der Deutschen Bahn. Der Bahnhof hat sehr eingeschränkte Öffnungszeiten; während dieser können noch am Schalter Fahrkarten gelöst werden, sofern der einzige Angestellte dort nicht das mechanische Stellwerk im gleichen Raum bedienen muss. Eine Möglichkeit zur Gepäckaufbewahrung gibt es nicht mehr; ebenso wenig Toiletten. Diese wurden im Zuge eines früheren Umbaus des Gebäudes der Bahnhofsgaststätte zugeschlagen; sie wird jedoch seit circa Anfang der 1990er Jahre nicht mehr bewirtschaftet. Das Gebäude ist nicht rollstuhltauglich/barrierefrei; die Gleise können jedoch ebenerdig erreicht werden, sofern man einen Umweg um das Haus herum in Kauf nimmt.

Güterschuppen

Nachdem der Güterumschlag (mit kombiniertem Bahn/LKW-Transport) am Bahnhof Biedenkopf eingestellt wurde, konnte der Güterschuppen mit seinem großen Lagerhaus (Baujahr 1912) zu kulturellen Zwecken genutzt werden. In den 1980er und 1990er Jahren gastierten dort auf Einladung des Jazzclub '88 Biedenkopf häufiger international bekannte Jazzkapellen in der Konzertreihe „Jazz im Güterbahnhof“.[10]

Später wurde das Gebäude durch eine kreiseigene Beschäftigungsgesellschaft („Integral“) als Gebrauchtwarenkaufhaus (Nebenstelle des Marburger Recyclingzentrums) genutzt.[11]

Stellwerk

Das Biedenkopfer Stellwerk „BO“ liegt östlich des Bahnhofes. Es wurde 1913 erbaut. Von dort aus wurden die ehemals zahlreichen Gleisanschlüsse und ein Bahnübergang bedient. Nachdem immer mehr Güterkunden wegfielen und Gleise stillgelegt wurden, wurde die Besetzung des Stellwerks Ende der 1990er Jahre aufgegeben.

Literatur

  • Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Theiss Verlag, Stuttgart 2005, 3 Bände im Schuber, ISBN 3-8062-1917-6, S. 621

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen, S. 621
  2. Urs Kramer: "Cölbe-Sarnau-Biedenkopf-Wallau-Laasphe-Erndtebrück"; 12-seitiger Artikel aus dem Sammelwerk "Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland einst & jetzt", GeraMond Verlag 1997, ISSN 0949-2143
  3. Lutz Müntzer: "Eisenbahn in Biedenkopf" in Geschichte und Geschichten unserer Stadt; Band 2 des Festbuchs zum Jubiläum 750 Jahre Biedenkopf (Wetzlar Druck 2004), S. 23
  4. Die nicht verwirklichte Hinterlandbahn
  5. Urs Kramer: "Cölbe-Sarnau-Biedenkopf-Wallau-Laasphe-Erndtebrück"; 12-seitiger Artikel aus dem Sammelwerk "Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland einst & jetzt", GeraMond Verlag 1997, ISSN 0949-2143
  6. Die Bahnen im Rothaargebirge; der schienenbus 4/2010, S. 7 (pdf, 402 KB)
  7. (Buderus'sche Eisenwerke)
  8. In Breidenstein bei Biedenkopf wird eine Verladestelle für Holztransporte für eine dauerhafte Nutzung umgebaut und erweitert. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, 23. November 2007, abgerufen am 7. Dezember 2009 (pdf, 27 KB).
  9. Kyrill: Holzverladestelle Breidenstein ist voller Erfolg – Erweiterung geplant; marburg-biedenkopf.de, 6. Juli 2007
  10. Alljährlicher Höhepunkt in der Jazzszene ist das Weihnachtskonzert im Dezember; biedenkopf.de, 2. November 2008
  11. Gebrauchtwarenkaufhaus Biedenkopf

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