Cacus

Cacus
Herkules tötet den Cacus (Stich von Hans Sebald Beham, 1545)
Herkules tötet Cacus (Holzschnitt von Hendrick Goltzius)

Cacus (von griech. κακός kakós „schlecht”) war in der römischen Mythologie ein riesenhafter, mörderischer Räuber, der sich als Sohn des Vulkanus und Bruder der Caca auf das Feuerspeien verstand und das Tor seiner Höhlenwohnung am Abhang des Aventin, der später in die Mauern Roms einbezogen wurde, mit den Schädeln und Knochen seiner Opfer dekorierte. In Rom gab es noch in historischer Zeit ein Atrium Caci und die Scalae Caci, die vom Palatin zum Forum Boarium führten.

Inhaltsverzeichnis

Mythos

Als Hercules nach seiner zehnten Tat die Rinder des Geryon durch Italien trieb, machte er in Latium in der Nähe von Cacus Höhle Rast, was dieser Riese nutzte, zwei (oder vier) Rinder zu entwenden. Damit Hercules ihn nicht als Dieb überführe, zog er das Rindvieh am Schwanz rückwärts in seine Höhle. Das Brüllen einer Kuh verriet den Räuber jedoch, der sich vor dem wütenden Hercules in seiner Behausung verschanzte. Ihr Tor war fest, doch das Höhlendach ließ sich abreißen und Hercules erwürgte den Cacus nach einem langen furchtbaren Kampf. Nach Ovid erschlug er das Ungeheuer mit seiner riesigen Keule. Nach einer anderen Version verliebte sich Caca, die Schwester des Riesen, in Hercules und verriet für den Preis seiner Gegenliebe ihren Bruder.

Zur Erinnerung an diese Befreiungstat soll Hercules von Euandros, dem damaligen Beherrscher der Stelle des nachmaligen Rom, die Ara maxima, der Riesenaltar auf dem Forum Boarium, dem Rindermarkt in Rom, zwischen dem Circus Maximus und dem Tiber, errichtet und ein Opferdienst gestiftet worden sein.

Zum Hintergrund des Mythos gehört, dass der Historiker Gnaeus Gellius von einem Kampf des Hercules gegen einen vermutlich etrurischen Heerführer Cacus berichtet, wobei der Heerführer keinerlei monströsen Züge aufweist.[1] Weiter die seltsame Konstellation mit Caca, der Schwester des Cacus, von der es einen durch Vestalinnen versehen Kult gegeben haben soll.[2] Dazu kommen noch Belege eines etrurischen Sehers namens Cacu. All dies lässt ein altes (etrurisches) Götterpaar vermuten. Die Ähnlichkeit des Namens mit dem griechischen Kakos (κακός „schlecht“, „böse“) hätte dann Anstoß sein können für die Umformung des Cacus zu einem mörderischen Monster, dessen Bezwingung durch Hercules und damit der Sieg des Rechts gut in das politisch-poetische Programm der Dichter der augusteischen Zeit passte.[3]

Rezeption

Blake Hell 25 Centaur Cacus.jpg

Das Ungeheuer Cacus fand auch im Tod keine Ruhe, sondern wurde von Dante damit beschäftigt, im Inferno die Diebe zu martern, darunter Vanni Fucci, den illegitimen Sohn von Fuccio de' Lazzari. Dieser hatte sich einer besonders schändlichen Dieberei schuldig gemacht: Nicht genug, dass er 1293 das Reliquar des San Jacopo aus der Kathedrale von Pistoia raubte, er ließ es auch zu, dass an seiner Stelle ein Unschuldiger verhaftet wurde und fast hingerichtet worden wäre.[4]

Eine Zeichnung des Monsters von William Blake zeigt Cacus entsprechend Dantes Beschreibung als einen Kentauren mit Thyrsos, der auf seinem Kopf einen feuerspeienden Drachen trägt.

Vermutlich ist der Korkus bei Eschweiler nach Cacus benannt. Außerdem wurde der Mythos in die Eifel verpflanzt, wo er als lokale Sage die Grundlage für die Benennung einer Kakushöhle in Dreimühlen bei Mechernich im Kreis Euskirchen lieferte.

Quellen

Literatur

  • Javier Arce: Cacus. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band III, Zürich/München 1986, S. 177–178.
  • Pierre Commelin: Mythologie grecque et romaíne. Ed. Fernand Nathan 2003, ISBN 2-09-191284-0.
  • Werner Eisenhut: Cacus, Caca. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 983.
  • Fritz Graf: Cacus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 879–880.
  • Werner Schubert: Zur Sage von Hercules und Cacus bei Vergil (Aen. 8,184-279) und Ovid (Fast. I, 543-586). In: Journal of ancient civilizations 6 (1991), S. 37-60
  • Jocelyn Penny Small: Cacus and Marsyas in Etrusco-Roman legend. Princeton monographs in art and archaeology 44. Princeton University Press, Princeton, N.J. 1982
  • Dana Ferrin Sutton: The Greek Origins of the Cacus Myth. In: The Classical Quarterly 27 (1977), S. 391-393

Weblinks

 Commons: Cacus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gnaeus Gellius fr. 9 Peter
  2. Lactantius Divinae institutiones 1,20,36; Maurus Servius Honoratius Kommentar zur Aeneis 8,190
  3. Small: Cacus and Marsyas 1982. Siehe auch Graf: Cacus in DNP
  4. Dante, Divina Comedia, Inferno, Canto XXV, 12-33

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