Abdullahi bin Sayyid Muhammad

Abdullahi bin Sayyid Muhammad
Das Reich Abdallahis 1891 in den heutigen Grenzen

Kalif Abdallahi ibn Sayyid Muhammad (arabischعبدالله بن سيد محمد خليفة‎ ʿAbdullāhi bin Sayyid Muhammad Chalīfa, DMG ʿAbdullāhi b. Sayyid Muḥammad Ḫalīfa); (* 1846 in Darfur; † 24. November 1899 bei Umm Diwaykarat) war General in der Armee des Mahdi Muhammad Ahmad und ab 1885 dessen Nachfolger und Führer des Mahdi-Reiches in Sudan.

Leben

Abdullahi ibn Sayyid Muhammad war der Sohn eines Wahrsagers aus einem Stamm viehzuchttreibender Araber, der Taascha-Baggara, aus Darfur. Im östlichen Sudan, der ab 1821 unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige (Khediven) von Ägypten gekommen war, kam es in den 80er Jahren des 19. Jahrhundert zum Mahdi-Aufstand. Bereits 1880 schloss sich Abdallahi der Bewegung an und wurde 1881 der engste Vertraute Muhammad Ahmads. Durch Abdallahi wurde Muhammad Ahmad, der bis dahin als Scheich predigte, beflügelt, sich zum erwarteten Mahdi zu erklären. 1883 besiegte Abdallahi in der Schlacht von al-Ubayyid die anglo-ägyptische Armee unter William Hicks. Abdallahi kommandierte die Armee des Mahdi bei der Belagerung von Khartum. Nach dem Tod des Mahdi 1885 folgte eine Phase, in der die drei von ihm bestellten Nachfolger (Chulafā beziehungsweise Kalifen) um die Macht kämpften:

  • Abdallahi ibn Muhammad, als engster Vertrauter des Mahdi, stützte sich auf seinen Stamm die Taascha-Baggara.
  • Mohammed al-Scharif, den Schwiegersohn des Mahdi, unterstützten dabei die Aschraf, die Verwandten des Mahdi.
  • Ali wad Hilo war ein Vertreter der frommen Gefolgsleuten des Mahdi, die sich seiner Bewegung um seiner Lehre willen angeschlossen hatten. Er verfügte nicht über eigene Streitkräfte.
Schlacht von Omdurman, Gemälde von Robert Kelley

Die Aschraf gewannen Mohammed Khalid, den Statthalter in Darfur, für sich. Dieser zog mit seiner Armee gegen Omdurman. Abdallahi schickte ihm eine eigene Streitmacht entgegen und konnte Mohammed Khalid gefangen nehmen. Abdallahi ließ Khartum aufgegeben wo die Aschraf ihre Hochburg hatten und setzte Gefolgsleute als Gouverneure der Provinzen ein. 1889 wäre es fast zum Aufstand der Aschraf gekommen. Dieser konnte aber unter Vermittlung Ali wad Hilos, der stets den Ausgleich zwischen den Kalifen gesucht hatte, verhindert werden. Die Phase der Machtkämpfe endete im März 1892 als Abdallahi ibn Muhammad Mohammed al-Scharif festnehmen ließ und als alleiniger Kalif die Macht an sich riss.

Es gelang ihm, das gesamte Gebiet zwischen den Provinzen Darfur im Westen, Sawakin im Osten (ohne die Stadt), Dunqula im Norden und Bahr al-Ghazal im Süden zu unterwerfen. Gnadenlos ließ der Kalífa potentielle Machtkonkurrenten beseitigen und ganze Stämme ausrotten. Der frühere Palast Abdallahis ist heute eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Omdurman.

Nach der Gefangennahme Mohammed Khalids strebte dessen Verbündeter Fur-Sultan Jussuf Ibrahim nach Unabhängigkeit. Abdullahi entsandte Osman Adam, den Gouverneur von Kordofan, und dieser schlug die Aufständischen in zwei Schlachten. Jussuf Ibrahim zog sich in die Marra-Berge zurück und wurde dort getötet. Sein Bruder Abu Kairat rief sich daraufhin zum Sultan von Darfur aus. Mit diesem verbündete sich Ahmed Abu Jummaisa, der sich, im Kampf gegen die fortschreitende „Verweltlichung“ der Mahdisten, zum neuen Mahdi erklärt hatte. Abdullahi entsandte erneut eine Armee unter Osman Adam. Am 22. Februar 1889 kam es bei El Fascher zur Schlacht. Ahmed Abu Jummaisa, der an den Pocken erkrankt im Sterben lag, konnte seine Anhänger nicht mehr inspirieren. Der Aufstand wurde niedergeschlagen.

Der Kalif unterhielt eine Fluss-Flottille aus Dampfschiffen, ein Manufaktursystem zur Waffenherstellung und ein Telegrafensystem in Sudan. Der wirtschaftliche Niedergang in Folge des Mahdi-Aufstandes konnte aber nicht gestoppt werden.

Bis zu dessen Flucht 1895 lebte der ehemalige Gouverneur der Provinz Darfur, der österreichische Abenteurer Slatin-Pascha als Sklave an seinem Hof. In dieser Zeit behauptete sich auch der deutsche Forscher Emin Pascha als Gouverneur der südlichsten Provinz Sudans Äquatoria. Zur Rettung Emin Paschas wurden mehrere spektakuläre Expeditionen (unter anderem durch Henry Morton Stanley) gestartet.

Abdullahi lehnte das Bündnis-Angebot des äthiopischen Kaisers Johannes IV. gegen die Europäer ab und fiel sogar 1887 mit 60.000 Mann in Äthiopien ein. Im Gegenzug griffen die Äthiopier 1889 Sudan an. In der Schlacht von Metemma am 9. März 1889, in der der Kaiser fiel, wurden diese aber geschlagen. Trotzdem befürchteten die Briten eine Koalition zwischen Frankreich, Äthiopien und den Mahdisten. Dies war letztendlich auch ein Grund für die Zerschlagung des Mahdireiches durch die Briten.

Seit seiner Ernennung 1892 zum Sirdar der ägyptischen Armee hatte Horatio Herbert Kitchener an der Vorbereitung der Rückeroberung Sudans gearbeitet. 1896 wurde schließlich ein britisch-ägyptisches Expeditionskorps unter Kitchener in Marsch gesetzt, das Abdallahi ibn Muhammad am 2. September 1898 in der Schlacht von Omdurman besiegte. Nach der Schlacht flohen die Mahdisten nach Süden. Hier kontrollierten sie bis 1899 das Gebiet von Darfur bis zur Grenze nach Äthiopien. Im Oktober 1899 entsandte Kitchener 8.000 Soldaten unter Francis Reginald Wingate um Abdallahi ibn Muhammad endgültig zu vernichten. In der Schlacht von Umm Diwaykarat in der Provinz Kurdufan wurde dieser getötet.

Literatur

  • A. Hodges: Kitchener, Vorhut-Verl., Berlin 1937
  • Donald Feathertone: OMDURMAN 1898, Osprey, London 1993, ISBN 1855323680
  • David Levering Lewis: Khalifa, Khedive, and Kitchener in The Race for Fashoda, Weidenfield and Nicholson, New York 1987
  • Slatin Pascha: Feuer und Schwert in Sudan, 9. Auflage 1899
  • Jamal Mahjoub: Die Stunde der Zeichen, Frankfurt 2008, ISBN 978-37632-59656 (Titel des engl. Originals: "In the Hour of Signs")

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