Wehrsportgruppe Hengst

Wehrsportgruppe Hengst

Die Wehrsportgruppe Hengst (auch Gruppe Hengst bzw. Hengst-Bande genannt) war in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren eine der ersten rechtsterroristischen Gruppen der Bundesrepublik Deutschland.

Geschichte

Benannt wurde die Gruppe mit aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis stammenden Mitgliedern nach ihrem Anführer, dem NPD-Mitglied Bernd Hengst. Entstanden war die Gruppe aus dem aufgelösten Ordnerdienst der NPD. Die 18 Mitglieder der bewaffneten Gruppe hatten sich an zahlreichen Aktionen der Aktion Widerstand und der Deutsch-Sozialen Aktion von Dirk Schwartländer beteiligt, so etwa an der gewaltsamen Aktion am 16. Januar 1971 vor der sowjetischen Botschaft in Rolandseck.[1] Die Gruppe stand zudem in Verbindung mit einer Nationalrevolutionären Jugend in Berlin.

Die Gruppe plante bewaffnete Aktionen gegen politische Gegner, unter anderem den SPD-Vorstand, aber auch Überfälle auf Geldinstitute, auf die Bundesbahn und auf Munitionsdepots.

Auslöser für die Entdeckung der Gruppe war die Festnahme des Elektromonteurs Bernd Hengst am 13. Februar 1971 bei einer Verkehrskontrolle in Bad Godesberg. Im Fahrzeug von Hengst stellte die Polizei eine Maschinenpistole sicher. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung fand die Polizei in Hengst Wohnung ein Waffenlager. Die Entdeckung löste am Folgetag einen größeren Einsatz aus, in dessen Zug neun weitere Wohnungen in Bonn und Umgebung und zwei in Düsseldorf durchsucht wurden.[1] Ein zweiter Haftbefehl erfolgte einige Tage später gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Nationaldemokratischen Hochschul-Bundes und Politologiestudenten Rüdiger Krauss, dessen Wohnung ebenfalls durchsucht wurde.[1]

Bernd Hengst war 1963 in der DDR wegen Terroranschlägen zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Nach seiner frühzeitigen Entlassung 1966 flüchtete er in die Bundesrepublik und wurde 1967 NPD-Mitglied.[2] 1968 verübte Hengst ein Attentat auf das DKP-Büro in Bonn. Von Helmut Bärwald, den er persönlich kannte, wurde Hengst 1970 als Nachtwächter im SPD-Vorstands Domizil eingesetzt und hatte somit Zugang zu allen Räumen des sozialdemokratischen Hauptquartiers.[3]

Zu den Mitgliedern der Gruppe gehörte auch Werner Wolf, Vorsitzender der NPD im Rhein-Sieg-Kreis und Angestellter der Abteilung Wehrtechnik des Bundesministeriums für Verteidigung.[4]

Literatur

  • Gerhard Paul, Hitlers Schatten verblaßt - die Normalisierung des Rechtsextremismus, Verlag Dietz 1989, Porträt auf Seite 52.

Einzelnachweise

  1. a b c Bonner General-Anzeiger, Rechtsradikale bewaffnete Gruppe flog auf, 15. Februar 1971, S. 4.
  2. Nicolaus Neumann und Jochen Maes: Der geplante Putsch. Die Rechte in der BRD - Ihre Hintermänner und ihre Organisation. Konkret-Buchverlag, Hamburg 1971, S. 109.
  3. Der Spiegel Nr. 13, 1971, S. 24.
  4. Verfassungsschutzbericht 1971, S. 22.

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