Bernhard II. Leoprechtinger

Bernhard II. Leoprechtinger

Bernhard Leoprechtinger (auch: Wernhard sowie Leuprechtinger; † 11. Juli 1473)[1] entstammte dem altbayerischen Adelsgeschlecht Leoprechting. Er war als Bernhard II. von 1446 bis 1473 Reichsprälat und Propst des Klosterstifts Berchtesgaden. Zudem war er in Berchtesgaden als Professor sowie als Kommissar in drei Prozessen tätig.[1]

1294 hatte sich bereits die weltliche Eigenständigkeit der um 1100 gegründeten Stiftspropstei durch die Erlangung der Blutgerichtsbarkeit für schwere Vergehen manifestiert. Ab 1380 zum Zepterlehen erhoben und auch im Reichstag mit Sitz und Stimme vertreten, war der Machteinfluss der Stiftspröpste noch weiter gestiegen und damit Leoprechtingers Status als Propst des Berchtesgadener Augustiner-Chorherrenstifts dem eines Reichsprälaten gleichgestellt.[2]

Während von 1393 bis 1404 das Stift als Konkurrent im Salzabbau aber auch wegen seiner Schulden noch ins Fürsterzbistum Salzburg inkorporiert war, wurde es dank Leoprechtinger ab 1455 von der „Metropolitangewalt“ des Fürsterzbistums Salzburg befreit und war damit in geistlichen Dingen (Spiritualien) dem Papst direkt unterstellt.[3][4] Salzburg protestierte zwar gegen dieses selbständige Archidiakonat des Berchtesgadener Propstes, hatte damit jedoch keinen Erfolg. 1449 wurde zudem das nach wie vor an Salzburg verpfändete Schellenberg samt seiner Saline wieder in die Verwaltung des Klosterstifts überführt. Die Schulden an Salzburg waren auch dank Leoprechtinger inzwischen von 44.000 Golddukaten auf 24.428 reduziert worden. (Erst 1556 waren sämtliche Schulden entrichtet und Schellenberg aus der Pfandschaft gelöst.)[5]

Leoprechtinger war an der gotischen Ausgestaltung der Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer in Berchtesgaden beteiligt.[6] So ließen er und sein Nachfolger Erasmus Pretschlaiffer die Wände der Seitenschiffe erhöhen und mit größeren Fenstern versehen.[7]

Literatur

  • Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, Berchtesgaden 1991
  • Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3-925647-00-7
  • A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.

Einzelnachweise

  1. a b Friedrich Battenberg, B. Diestelkamp (Hrsg.): Die Protokoll- und Urteilsbücher des Königlichen Kammergerichts aus den Jahren 1465 bis 1480. Mit Vaganten und Ergänzungen., Böhlau Verlag 2004, Köln. S. 1579
  2. Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 108-109
  3. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 50-51
  4. Laut A.Helm sind die nach ihm bereits 1254 erhaltenen bischöflichen Insignien schon Zeichen einer direkten päpstlichen Oberhoheit, der das Stift seitdem allein unterstellt gewesen wäre. Siehe Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 109
  5. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 79
  6. A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 106 bis 111, S. 107-108.
  7. stiftskirche-berchtesgaden.de Zur Stiftskirche: Homepage der römisch-katholischen Pfarrei St. Andreas in Berchtesgaden


Vorgänger Amt Nachfolger
Johann II. Praun Stiftspropst von Berchtesgaden
1446-1473
Erasmus Pretschlaiffer

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