Calamagrostis canescens

Calamagrostis canescens
Sumpf-Reitgras
Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens)

Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens)

Systematik
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Reitgräser (Calamagrostis)
Art: Sumpf-Reitgras
Wissenschaftlicher Name
Calamagrostis canescens
(Weber) Roth

Das Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens), auch Lanzettliches Reitgras oder Moor-Reitgras, ist eine auch in Mitteleuropa heimische Art aus der Familie der Süßgräser (Poaceae).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Vegetative Merkmale

Das Sumpf-Reitgras ist ein ausdauerndes Gras, das eine Wuchshöhe von 60 bis 120 (−150) Zentimetern erreicht. Die Pflanze erscheint hellgrün-glänzend und wächst in dichten rasigen Beständen, da sie lange unterirdische Ausläufer bildet. Die zahlreichen Erneuerungstriebe wachsen extravaginal empor. Die Halme stehen aufrecht und sind unterhalb der Rispe oft rau, ansonsten glatt. Bei kräftigen Exemplaren ist der Halm an den unteren Knoten verzweigt. Ein Halm hat drei bis fünf (sechs) Knoten.

Die Blattscheiden sind glatt und kahl. Das Blatthäutchen (Ligula) ist zwei bis drei (fünf) Millimeter lang, kahl, nach oben verschmälert und an der Spitze gestutzt. Die Blattspreite wird bis 40 Zentimeter lang und ist drei bis sechs (acht) Millimeter breit. Sie ist flach oder eingerollt. An der Oberseite ist sie gerippt und weißhaarig. Diese Behaarung führte auch zum Art-Epithet canescens = weißgrau werdend. Auf beiden Seiten und am Rand ist die Spreite rau. Die Unterseite ist glänzend.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.

Blütenstand und Blüten

Der Blütenstand ist eine lockere bis dichte Rispe von (fünf) zehn bis 25 Zentimetern Höhe und drei bis sechs Zentimetern Breite. Zur Blütezeit stehen die Rispenäste ausgebreitet und schlaff, teilweise auch überhängend. Die Äste sind bis zu acht Zentimetern lang und stehen zu dritt bis fünft in Büscheln.

Ein Ährchen ist 4,5 bis 6 Millimeter lang, von hellgrüner Farbe und häufig violett überlaufen. Über dem Blütchen befindet sich kein Achsenfortsatz. Die Hüllspelzen sind nur wenig ungleich, wobei die untere etwas länger als die obere ist. Die Hüllspelzen sind einnervig, 4,5 bis 6 Millimeter lang und von lanzettlicher bis spitzer Gestalt. Am Grund der Deckspelze stehen dicht Haare, die mit 3 bis 3,5 Millimetern Länge die Deckspelze überragen. Diese ist fünfnervig und 2 bis 2,5 Millimeter lang, von breit-lanzettlicher Form und zarthäutig. Oben ist sie kurz zweispaltig mit abgerundeten Seitenlappen. Die Granne entspringt an der Ausrandung der Deckspelze oder leicht darunter. Sie ist so lang wie oder maximal einen Millimeter länger als die Seitenlappen. Die Staubbeutel sind rund 1,5 Millimeter lang, hellbraun und hängen während der Anthese aus den Spelzen heraus. Blütezeit ist von Juni bis August.

Verbreitung und Standorte

Das Sumpf-Reitgras kommt in Europa und Westsibirien vor und weist eine temperate bis boreale Verbreitung mit einem Schwerpunkt im subozeanischen Bereich auf.[1] Die Art ist im Osten und Norden Deutschland verbreitet, ansonsten selten. In Österreich[2] kommt es im Waldviertel zerstreut, ansonsten selten vor, in den Alpen und im nördlichen Alpenvorland gilt es als stark gefährdet. In Liechtenstein[2] fehlt es, in der Schweiz ist es gefährdet. Die Art kommt bis in die montane Höhenstufe vor und steigt im Schwarzwald bis 900 m.

Sumpf-Reitgras bestandsbildend an einem norddeutschen Schlatt

Das kräftige Gras kommt in Flachmooren, Niedermoorwiesen, an Ufern (besonders schilfreiche Seeufer[2]) und in Gebüschen (besonders Erlenbrüchen[2]) auf nährstoffreichen, schlecht durchlüfteten und anmoorigen Böden vor. Es ist ein ausgesprochener Staunässezeiger, sowie eine Halbschattenpflanze, ein Mäßigwärme- und Mäßigsäurezeiger. Im Schatten bleibt es häufig steril[3]

Pflanzensoziologisch handelt es sich um eine mäßig stete Ordnungscharakterart der Erlenbruchwälder (Alnetalia glutinosae). Im Grasland zeigt Sumpf-Reitgras ehemalige Bruchwaldstandorte an.[4] Als Futtergras ist es wertlos; lediglich ganz jung kann es als Notfutter verwendet werden. Es wird jedoch früh schneidend scharfrandig. Gelegentlich findet es als Streu Verwendung.[4]

Systematik

Die Art wurde erstmals von Carl von Linné als Arundo calamagrostis beschrieben. Weitere häufigere Synonyme sind Arundo canescens Web. und Calamagrostis lanceolata Roth.

Es gibt Pflanzen, die in ihren Ährchen-Merkmalen zwischen Calamagrostis canescens und Calamagrostis phragmitoides stehen. Diese werden als Calamagrostis × vilnensis Besser oder Calamagrostis canescens subsp. vilnensis (Besser) Scholz bezeichnet. Sie besitzen einen Fortsatz an der Ährchenachse. Ihre Granne ist länger und entspringt unterhalb des Einschnitts.[3]

Quellen und weiterführende Informationen

Die Informationen stammen hauptsächlich aus folgender Quelle:

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6

Einzelnachweise

  1. Werner Rothmaler: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen. 13. Auflage, Volk und Wissen VEB, Berlin 1987, ISBN 3-06-012557-0
  2. a b c d M.A. Fischer, W. Adler, K. Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Zweite Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5
  3. a b H. J. Conert: Pareys Gräserbuch. Die Gräser Deutschlands erkennen und bestimmen. Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin, Wien 2000, S. 166. ISBN 3-8263-3327-6
  4. a b Ernst Klapp, Wilhelm Opitz von Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. 13. Auflage, Ulmer, Stuttgart 2006, S. 210. ISBN 978-3-8001-4775-5

Weblinks


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