Calciumcarbid

Calciumcarbid
Kristallstruktur
Kristallstruktur von Calciumcarbid
__ Ca2+      __ C
Allgemeines
Name Calciumcarbid
Andere Namen
  • Kalziumkarbid
  • Calciumacetylid
Verhältnisformel CaC2
CAS-Nummer 75-20-7
Kurzbeschreibung

farblose Kristalle[1]

Eigenschaften
Molare Masse 64,10 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

2,22 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

2160 °C[2]

Siedepunkt

2300 °C[2]

Löslichkeit

Calciumcarbid ist in keinem Lösungsmittel unzersetzt löslich[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
02 – Leicht-/Hochentzündlich

Gefahr

H- und P-Sätze H: 260
EUH: keine EUH-Sätze
P: 223-​231+232-​370+378-​422 [4]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I [3]
Leichtentzündlich
Leicht-
entzündlich
(F)
R- und S-Sätze R: 15
S: (2)-8-43
MAK

0,14 mg·m−3[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

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Calciumcarbid, auch Calciumacetylid, ist das Calcium-Salz des Ethins und damit ein Acetylid. In reinem Zustand ist es ein weißer Feststoff.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Calciumcarbid wurde erstmals 1836 von Edmund Davy sowie 1862 von Friedrich Wöhler dargestellt und 1862 von Marcellin Berthelot ausführlich beschrieben. Die labormäßige Calciumcarbid-Herstellung im elektrischen Ofen erfolgte 1892 durch Thomas L. Wilson in Amerika und durch Henri Moissan in Paris. Die industrielle Calciumcarbid-Gewinnung begann 1895 in der Aluminiumindustrie AG in Neuhausen in der Schweiz; sie wurde im Jahre 1898 gleichzeitig in Norwegen und in Deutschland (Aluminium Industrie Aktiengesellschaft in badischen Rheinfelden) aufgenommen.

Herstellung

Technisch wird Calciumcarbid im Lichtbogenofen bei 2000 bis 2300 °C aus Calciumoxid (Branntkalk) und Koks gewonnen, so dass die Herstellung durch den hohen Stromverbrauch sehr kostenintensiv ist.

Calciumcarbid gehört in der Gruppe der Carbide zu den Acetyliden, da es formal vom Ethin abgeleitet ist.

\mathrm{CaO + 3 \ C \longrightarrow CaC_2 + CO}

Die dabei entstehenden braunen Brocken enthalten zu 80 bis 85 Prozent Calciumcarbid, der Rest besteht aus Verunreinigungen wie Calciumoxid, Calciumphosphid, Calciumsulfid, Calciumnitrid oder Siliciumcarbid.

Durch ein 2010 entwickeltes Verfahren will man künftig einen Teil der eingesetzten Kohlen und Kokse durch den Sekundärrohstoff KBK (Kunststoffbasierter Kohlenstoffträger), also durch Kunststoffabfälle ersetzen.[5]

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

In reinem Zustand ist Calciumcarbid eine farblose, kristalline Masse. Es existieren zwei Modifikationen, die tetragonale und eine kubisch flächenzentrierte Modifikation, welche sich durch Erhitzen über 440 °C bildet.

Das Calciumcarbid des Handels ist durch beigemengte Kohlebestandteile grau bis grauschwarz oder durch Eisenoxid-Verunreinigungen braun gefärbt; daneben enthält es durch die Herstellung bedingt noch etwas Calciumoxid, Calciumphosphid, Calciumsulfid, Ferrosilicium, Magnesiumnitrid und Siliciumcarbid, so dass es durchschnittlich nur auf einen CaC2-Gehalt von 82 % kommt.

Chemische Eigenschaften

Calciumcarbid ist in keinem Lösungsmittel (unverändert) löslich. Tritt es mit Wasser in Kontakt, so zersetzt es sich in einer lebhaften Reaktion zu Ethin und Calciumhydroxid.

\mathrm{CaC_{2\ (s)} + 2 \ H_2O_{(l)} \longrightarrow C_2H_{2\ (g)} + Ca(OH)_{2\ (s)}}

Der unangenehme „Carbid“-Geruch wird bei dieser Reaktion nicht von dem gebildeten Gas Ethin verursacht, sondern ist auf Gase wie Monophosphan, Ammoniak und Schwefelwasserstoff zurückzuführen, die bei der Reaktion der Verunreinigungen mit Wasser entstehen. So entsteht Phosphan durch die Hydrolyse von im Calciumcarbid enthaltenem Calciumphosphid Ca3P2:

\mathrm{Ca_3P_2 + 6 \ H_2O \longrightarrow 3 \ Ca(OH)_2 + 2 \ PH_3}

Bei Temperaturen oberhalb von 905 °C reagiert es mit Stickstoff unter Bildung von Calciumcyanamid, die Druckhydrierung liefert Calciumhydrid; seine reduzierenden Eigenschaften werden ebenfalls technisch genutzt.

Verwendung

  • Früher wurde Calciumcarbid in Karbidlampen mit Wasser versetzt, mit dem es zu brennbarem Ethin reagierte; das Ethin wurde angezündet und verbrannte mit heller Flamme. Dieses Verfahren wurde insbesondere in den Grubenlampen im Bergbau untertage verwendet. Die Karbidlampen werden noch heute von Speläologen bevorzugt verwendet, weil diese ein besonders schönes Licht geben.
  • Herstellung von Kalkstickstoff
  • Synthese von Ethin (heute nicht mehr von Bedeutung)
  • Zum Entschwefeln von Roheisen in der Stahlindustrie
  • Ab ca. 1900 bis weit in die 1930er-Jahre hinein wurden speziell für diesen Zweck produzierte Karbidlampen auch als Fahrradbeleuchtung eingesetzt. Diese Karbid-Fahrradlampen leuchteten weit heller als entsprechende Öl- oder Kerzenlampen.
  • Zur Bestimmung der Restfeuchte von Boden- oder Betonproben wird die Synthese von Ethin genutzt. Hierbei wird die Probe zusammen mit einer Ampulle Calciumcarbid und vier Stahlkugeln in eine genormte Stahlflasche gefüllt und mit einem Manometerkopf verschlossen. Die Flasche wird geschüttelt, wodurch die Probe weiter zerkleinert wird und die Calciumcarbidampulle zerbricht. Der durch die Reaktion von Calciumcarbid und Feuchtigkeit entstehende Gasdruck kann am Manometerkopf abgelesen und in den Feuchtegehalt umgerechnet werden. Dieses Verfahren wird als Carbid-Methode (CM) bezeichnet.
  • Calciumcarbid wird auch zur Bekämpfung von Wühlmäusen und Maulwürfen eingesetzt. Das wegen der Bodenfeuchte entstehende Ethin soll diese Tiere durch den unangenehmen Geruch vertreiben.
Calciumcarbid

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Thieme Chemistry (Hrsg.): RÖMPP Online - Version 3.5. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2009.
  2. a b c d Datenblatt Calciumcarbid bei Carl Roth, abgerufen am 14. Dezember 2010.
  3. a b Eintrag zu CAS-Nr. 75-20-7 im European chemical Substances Information System ESIS (ergänzender Eintrag)
  4. Eintrag zu CAS-Nr. 75-20-7 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 15. März 2011 (JavaScript erforderlich).
  5. Carbid mit Kunststoffabfällen produzieren, BINE Informationsdienst - Projektinfo 08/2011

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