- Blumen (Schnitzler)
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Blumen ist eine Novelle von Arthur Schnitzler, die am 1. August 1894 in der Zeitschrift „Neue Revue“ in Wien erschien.[1]
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Der Ich-Erzähler, ein Wiener, schildert seinen tiefen Schmerz über eine Frau, die ihn betrog und verließ, in all seinem Umfang. Als sie jedoch später erkrankt, nimmt der Trost in Schnitzlers Ich-Erzähler überhand und wird sogar zur Wohltat: „daß sie selbst leiden mußte.“ So erschrickt er auch, als ihn die Nachricht vom Tode der jungen Frau erreicht. Die einstige große Liebe hatte ihn nie vollständig vergessen, was sich vor allem daran zeigte, dass sie ihm nach der Trennung noch allmonatlich Blumen schickte. Die beunruhigende und nahezu gespenstische Wendung der Novelle ist, dass der Karton Nelken und Veilchen auch nach dem Tode der Frau weiterhin angeliefert wird. Natürlich denkt der Ich-Erzähler auch an die Möglichkeit eines Dauerauftrags an das Blumengeschäft, jedoch erkennt er auch verzweifelt, dass er mächtiger ist, als die Menschen draußen, als der Frühling vor dem Fenster und mächtiger sogar als die Sonne. Denn alle drei - Menschen, Frühling und Sonne - kann er aussperren, indem er das Fenster schließt und die Vorhänge herablässt. Nur die Erinnerung ist mächtiger als er, selbst. Sie kann er aus eigener Kraft nicht aus seinem Gedächtnis verbannen.
Gretel, das junge, sehr schöne Mädchen, befreit den Ich-Erzähler von seiner Qual. Die neue Geliebte wirft die verwelkenden Nelken und Veilchen hinaus auf die Straße und bringt frischen duftenden Flieder.
Zitat
„Gestorbene kommen wieder, so lang wir sie nicht vergessen.“[2]
Selbstzeugnis
„Eine gewisse Sentimentalität stört nur wenig.“[3]
Rezeption
- Schuldgefühle: Die Blumengrüße aus dem Totenreich bewirkten im Ich-Erzähler einen „Dissoziationsprozess“. Der optimistische Schluss sei nicht typisch für Schnitzler.[4]
- Das Manierierte im Verein mit dem Psychologisieren mache den Text interessant.[5]
Weblinks
- Der Text bei Zeno.org
In englischer Sprache
- Besprechung in Forum for Modern Language Studies: „Schnitzler's Blumen: The Treatment of a Neurosis“ von Peter Russell, Court of the University of St. Andrews anno 1977
Literatur
- Quelle
- Arthur Schnitzler: Blumen. S. 98 - 107 in Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl. Erzählungen 1892 - 1907. Mit einem Nachwort von Michael Scheffel. S. Fischer, Frankfurt am Main 1961 (Ausgabe 2004). 525 Seiten, ISBN 3-10-073552-8
- Erstausgabe in Buchform
- Blumen. Neben Die Toten schweigen, Ein Abschied, Die Frau des Weisen und Der Ehrentag, enthalten in: Arthur Schnitzler: Die Frau des Weisen. Novelletten. S. Fischer Verlag, Berlin 1898
- Sekundärliteratur
- Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler. Sammlung Metzler, Bd. 239. Stuttgart 1987. 195 Seiten, ISBN 3-476-10239-4
- Giuseppe Farese: Arthur Schnitzler. Ein Leben in Wien. 1862 - 1931. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. C. H. Beck München 1999. 360 Seiten, ISBN 3-406-45292-2. Original: Arthur Schnitzler. Una vita a Vienna. 1862 - 1931. Mondadori Mailand 1997
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A - Z. S. 555, 2. Spalte, 24. Z.v.u. Stuttgart 2004. 698 Seiten, ISBN 3-520-83704-8
Einzelnachweise
Werke von Arthur SchnitzlerRomane
Der Weg ins Freie | Therese. Chronik eines FrauenlebensErzählungen
Frau Berta Garlan | Das Schicksal des Freiherrn von Leisenbohg | Die Fremde | Die Weissagung | Das neue Lied | Der Tod des Junggesellen | Der tote Gabriel | Das Tagebuch der Redegonda | Der Mörder | Die dreifache Warnung | Die Hirtenflöte | Frau Beate und ihr Sohn | Doktor Gräsler, Badearzt | Die Frau des Richters | Flucht in die Finsternis Sterben | Blumen | Ein Abschied | Die Frau des Weisen | Der Ehrentag | Die Toten schweigen | Leutnant Gustl | Der blinde Geronimo und sein Bruder | Andreas Thameyers letzter Brief | Die griechische Tänzerin | Casanovas Heimfahrt | Fräulein Else | Traumnovelle | Spiel im Morgengrauen | Abenteurernovelle (Fragment)Theaterstücke
Das Märchen | Anatol | Liebelei | Reigen | Das Vermächtnis | Paracelsus | Der grüne Kakadu | Die Gefährtin | Freiwild | Der Schleier der Beatrice | Die Frau mit dem Dolche | Lebendige Stunden | Die letzten Masken | Literatur | Der einsame Weg | Zwischenspiel | Der Ruf des Lebens | Komtesse Mizzi oder Der Familientag | Der junge Medardus | Das weite Land | Professor Bernhardi | Komödie der Worte | Fink und Fliederbusch | Komödie der Verführung | Der Gang zum Weiher | Das Wort | Zug der SchattenBiografische Schriften
Jugend in Wien (Autobiografie) | Tagebuch 1879–1931 | Briefe 1875–1912 | Briefe 1913–1931
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