Brauerei Liesing

Brauerei Liesing
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Ammoniakkompressor 1885–1976, in der Breitenfurter Straße

Die Brauerei Liesing war eine Brauerei im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing. Seit 2006 ist das Areal ein städtebauliches Projektgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Areal der ehemaligen Liesinger Brauerei befindet sich auf der Breitenfurter Straße 372–380. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Aquädukt Liesing der I. Wiener Hochquellenwasserleitung. Der historische Felsenkeller befand sich zwischen der Breitenfurter Straße und heutigen Rudolf-Waisenhorn-Gasse.

Geschichte

Die Brauerei Liesing wurde von Johann Georg Held (1796–1850) initiiert, der 1828 die Genehmigung zum Bau einer Brauerei erhielt. Bereits 1803 hatte seine Mutter den alten Felsenkeller unter dem „Steinmaßl“ erworben. Held errichtete die Brauerei bis 1838. Die Gebäude waren aus teilweise verputzte Backstein und befanden sich beiderseits einer Werksstraße.

Ab 1839 wurde Bier in der Liesinger Brauerei gebraut und am 7. März erstmals ausgeschenkt. In den Folgejahren nahmen Bier und Ausschank als „Ober-Liesinger Felsenkeller-Bräu“ ihren Aufstieg. Auch aufgrund seiner günstigen Lage zur 1841 eröffneten Südbahnstrecke nahm das Unternehmen Helds einen großen Aufschwung.

In seinem Testament hatte Held verfügt, die florierende Brauerei nach seinem Tode einzustellen, das Brauhaus zu versteigern und all seinen Besitz zu verkaufen. Doch dazu kam es nicht: Helds Erben wurden von den Mitbesitzern Moritz Faber und Theodor Löwenthal ausbezahlt, welche die Brauerei Liesing fortführten und vergrößerten.

Das „Bräuhaus“ in Liesing um das Jahr 1872 (links oben, Ausschnitt aus dem Aufnahmeblatt 1:25.000 der Landesaufnahme)

1872 wurde die Brauerei in die „Aktiengesellschaft der Liesinger Brauerei“ umgewandelt, welche auch kurz als Aktienbrauerei Liesing bezeichnet wurde.

Am Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu größeren baulichen Veränderungen in der Brauerei. So erhielt 1882 die Brauerei ein Anschlussgleis zum Bahnhof Liesing an der Südbahn,[1] das mittlerweile weitgehend abgetragen ist.

1898 wurde nach Plänen des Büro Fellner & Helmer ein Turm auf dem Brauerei-Gelände errichtet, welcher das Wahrzeichen der Brauerei wurde. Die Liesinger Brauhaus-Restauration mit einem großen Tanzsaal war jahrzehntelang eine beliebtes Ausflugslokal der Liesinger. Bis 1914 entstanden für die Brauerei-Arbeiter und deren Familien diverse Wohnhäuser nach Plänen von Leopold Simony.

1928 erfolgte die Fusion mit der Österreichischen Brau-AG. Während des Dritten Reiches arbeiteten in der zur „Ostmärkischen Brau AG“ gehörenden Brauerei auch Häftlinge des Konzentrationslagers Schwechat II „Santa“.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges zählte die Liesinger Brauerei 1945 zu den ersten Betrieben, die wieder voll arbeiten konnten. Die Aktienbrauerei befand sich damals in den Händen der USIA, also der sowjetischen Besatzungsmacht. Diese stellten die Versorgung mit Gerste sicher und beschäftigten 500 Arbeiter.

Ende der 1960er Jahre entstand noch eine Siloanlage für 22.000 Tonnen Gerste. 1973 wurde das letzte Bier in Liesing gebraut. Danach bestanden in Liesing nur noch Abfüllanlagen für Limonade (Keli) und Sodawasser. 1990 wurde der letzte große Schornstein und das Kesselhaus abgetragen. In den 1990er Jahren waren weite Teile des Areals Marktgebiet für Flohmärkte. Nach einem spektakulären Großbrand am 11. Februar 2005[2] wurden auch diese Aktivitäten beendet und es begannen die Abbrucharbeiten.

Heute erinnert ein Brauereimuseum an die Geschichte der Brauerei.

Neues Stadtviertel

Von 2008 bis 2010 wurden auf dem zehn Hektar großen Brauerei-Gelände mehr als 450 Wohnungen, ein Einkaufszentrum, ein Wohnheim und ein Kindertagesheim errichtet. Auch Büros und ein Ärzte- und Sportzentrum wurden vorgesehen. Erhalten bleibt der drei Hektar große Wald auf dem Gelände, der als Teil des Brauereigeländes unzugänglich war und ab 2010 als Park öffentlich zugänglich wurde. Das städtebauliche Konzept für den neuen Liesinger Bezirksteil stammt von Coop Himmelb(l)au, der Bau erfolgt durch drei verschiedene Bauträger, die für ihre Projektteile die Architekturbüros Coop Himmelb(l)au, Delugan Meissl und Johannes Kaufmann Architektur engagierten. Das Einkaufszentrum wurde mit einem mehrtägigen Fest vom 29. September bis 2. Oktober 2010 eröffnet. Das Einkaufszentrum trägt den Namen „Riverside“.[3] Da es mehrere ähnlich benannte Unternehmen in Wien gab, führte die Benennung zum Vorschlag eines Gemeindepolitikers der FPÖ, der Wiener Gemeinderat möge zur Vermeidung von Verwechslungen ordnend eingreifen.[4]

Mit der Eröffnung des neuen Gebietes wurde auch eine neu errichtete Fußgängerbrücke - der Steg Fabergasse - über die Liesing freigegeben. Dieser Steg verbindet das nördliche Ende der Fabergasse mit dem neuen Bezirksteil. Er ersetzt die 1927 gebaute Fußgängerbrücke („Brauereisteg“), die ca. 100 Meter östlich zu einem der Haupteingänge der früheren Brauerei geführt hatte.[5]

Produkte

In der Brauerei Liesing wurde das Liesinger Bier gebraut, so z. B. das Liesinger Kaiser.

Einzelnachweise

  1. Pferdeschleppbahn von der Station zum Brauhaus Liesing.. In: Badener Bezirks-Blatt, 21. Jänner 1882, S. 6 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  2. Einsatzbericht der Feuerwehr Perchtoldsdorf Jahr „2005“ und „Februar“ wählen.
  3. Homepage des Betreibers (abgefragt 29. September 2010).
  4. Presseaussendung zum Namen Riverside.
  5. Presseaussendung zur Eröffnung des Fußgängerstegs.

Weblinks

 Commons: Brauerei Liesing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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