Otto Broneske

Otto Broneske

Otto Broneske (* 9. November 1899 in Neu-Elft (in Bessarabien, heute Nowoseliwka bei Arzys, Ukraine); † 28. Juli 1989 in Stuttgart) war ein Buchautor, der seit den 1930er Jahren für die Volksgruppe der Bessarabiendeutschen tätig war. Nach ihrer Umsiedlung 1940 aus Bessarabien hatte er in Deutschland zwischen 1953 und 1976 das Amt des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen inne.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Otto Broneske wurde als 13. Kind einer bessarabiendeutschen Bauernfamilie geboren. Er lebte mit seinen Eltern im Dorf Neu-Elft in Bessarabien, das zu dieser Zeit zum russischen Zarenreich gehörte. Das Dorf wurde 1825 von deutschen Auswanderern gegründet. 1940 hatte es etwa 1.000 deutschstämmige Bewohner.

Nach der Volksschule in Neu-Elft besuchte Otto Broneske das Knabengymnasium in Tarutino. Nach bestandenem Abitur studierte er in Deutschland und kehrte mit einem Abschluss als Doktor der Staats- und Wirtschaftswissenschaften nach Bessarabien zurück. Dort leistete er seinen Wehrdienst in der rumänischen Armee ab. Im Anschluss betätigte sich Broneske als Redakteur der Deutschen Zeitung Bessarabiens mit Leitartikeln zu volkswirtschaftlichen Themen, die die bessarabiendeutsche Minderheit in Rumänien betrafen. Im Alter von 27 Jahren wurde er Direktor des Deutschen Wirtschaftsverbandes in Bessarabien. Dabei handelte es sich um einen Dachverband zahlreicher Genossenschaften. Otto Broneske heiratete in Bessarabien Klara Bierweg, die in Tarutino geboren wurde. Das Ehepaar hatte 3 Töchter, die zwischen 1940 und 1944 geboren wurden.

1936 wurde Otto Broneske zum Vorsitzenden des Volksrates der Bessarabiendeutschen gewählt. Später wurde die Einrichtung aufgrund des aus Deutschland kommenden nationalsozialistischen Einflusses in Deutscher Gaurat für Bessarabien umbenannt, Broneske als Vorsitzender wurde Gauobmann. Politisch gehörte er der nationalsozialistisch nahestehenden Erneuerungsbewegung an. In seiner Funktion als Volksratsvorsitzender setzte sich Broneske aktiv gegen die Rumänisierungsbestrebungen des rumänischen Staates im Schulwesen ein. Rumänien hatte nach dem Anschluss von Bessarabien 1918 die von den bessarabiendeutschen Siedlern eingerichteten Kirchenschulen verstaatlicht und ersetzte die deutschen Lehrer zunehmend durch rumänische.

In seiner amtlichen Funktion begab sich Broneske bei der sowjetischen Besetzung von Bessarabien im Sommer 1940 in die Kreisstadt Akkerman, um die einrückenden Sowjets zu begrüßen. Bei der sich wenige Monate später anschließenden Umsiedlung der Bessarabiendeutschen ins Deutsche Reich war er in verantwortlicher Funktion tätig.

Danach war Otto Broneske zeitweise bei der Deutschen Umsiedlungs-Treuhand GmbH in Berlin beschäftigt. 1941 wurde er mit seiner Familie um in Straßburg in Westpreußen angesiedelt. Broneske soll in Berlin versucht haben, bei Heinrich Himmler wegen der Lage seiner bessarabiendeutschen Landsleute vorzusprechen. Im Reich war der frühere auslandsdeutsche Funktionär bei den Nationalsozialisten in Ungnade gefallen. Ursache waren vermutlich seine abweichenden Vorstellungen von der Neuansiedlung der Bessarabiendeutschen. Otto Broneske durfte keinen Kontakt mehr zu seinen Landsleuten pflegen und war an deren Ansiedlung im besetzten Polen nicht beteiligt. Im Herbst 1944 flüchtete Broneskes Familie von Westpreußen ins Sudetenland während er sich freiwillig zum Kriegsdienst meldete.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt sich Otto Broneske zunächst in Ahlden (Aller) auf. Er betätigte sich als Redner und Ratgeber, um seine bessarabiendeutschen Landsleute in der Zeit des Neubeginns zu unterstützen. 1951 zog er nach Hannover und nahm eine Anstellung beim Hilfskomitee der Evangelisch-lutherischen Kirche aus Bessarabien an. 1958 ging Otto Broneske nach Stuttgart und war beim Landesausgleichsamt tätig. Dort wirkte er bei der Vermögensbewertung für Heimatvertriebene beim Lastenausgleich mit. 1966 wurde er pensioniert.

1949 war er Mitbegründer der Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen, 1953 wurde er zu ihrem Bundesvorsitzenden gewählt. 1976 schied Broneske aus dem Amt und wurde zum Bundesehrenvorsitzenden ernannt.

Sein Grab befindet sich in Stuttgart-Botnang unweit seines früheren Wohnsitzes.

Ehrungen

Am 3. Mai 1986 wurde Otto Broneske vom Innenminister des Landes Baden-Württemberg mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Damit wurde sein Verdienst um die Eingliederung von Heimatvertriebenen gewürdigt.

Werke

  • Meine Tätigkeit im Verbande der Deutschen Genossenschaften in Bessarabien vom Jahre 1927-1931, 1935, Hermannstadt
  • Deutsches Schicksal in der Fremde, 1976
  • Deutschland unsere Heimat, Stuttgart, 1985, hrsg. vom Fachausschuss Kultur und Schrifttum der Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen in Stuttgart

Literatur



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