Caltha palustris

Caltha palustris
Sumpfdotterblume
Sumpfdotterblume (Caltha palustris)

Sumpfdotterblume (Caltha palustris)

Systematik
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Ranunculoideae
Tribus: Caltheae
Gattung: Dotterblumen (Caltha)
Art: Sumpfdotterblume
Wissenschaftlicher Name
Caltha palustris
L.

Die Sumpfdotterblume (Caltha palustris) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).

Inhaltsverzeichnis

Namen

Die botanische Artbezeichnung für diesen Vertreter aus der Gattung der Dotterblumen (Caltha) „palustris“ (von lateinischpalus“ = Sumpf) weist daraufhin, dass die Sumpfdotterblume an feuchten Standorten zu finden ist.

Die volkstümlichen, deutschen Bezeichnungen spielen eher auf die goldgelbe Blütenfarbe an. Sie wird je nach Region auch als Schmalz-, Butter-, Eierblume, Wiesengold oder Goldrose bezeichnet. Der häufigste volkstümliche Name ist jedoch Dotterblume. In der Schweiz ist die Pflanze unter den Namen Bachbombele bekannt.

Beschreibung

Allgemeines Erscheinungsbild

Die Sumpfdotterblume ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die je nach Standort Wuchshöhen zwischen 15 und 60 Zentimetern erreicht. Sie hat ein kräftiges Rhizom „Wurzelstock“. Die Stängel sind bogig aufsteigend bis aufrecht. Im oberen Bereich sind die hohlen und kahlen Stängel verzweigt und mehrblütig.

Die dunkelgrünen, oft glänzenden Laubblätter haben einen Durchmesser von bis zu 15 cm, sind herz- bis nierenförmig, ungeteilt und am Rand gekerbt. Die grundständigen Blätter sind lang gestielt; weiter oben am Stängel sitzende weisen dagegen fast keinen Blattstiel auf.

Blüte der Sumpfdotterblume - deutlich zu erkennen sind die fünf Perigonblätter und die zahlreichen Staubblätter.
Eine seltene Schwebfliege der Art Sphegina montana nimmt Pollen von den Staubblättern auf
Heranreifende Früchte

Die Blüten

Die einfachen Schalenblüten sind aufgrund von Karotinoiden glänzend goldgelb. Sie bestehen in der Regel aus fünf breit ovalen Perigonblättern, die bis zu zwei Zentimeter lang sind. Ein Blütenkelch ist nicht vorhanden. Auf den Perigonblättern wurden nur für UV-empfindliche Tiere sichtbare Bereiche nachgewiesen, die als Saftmale gedeutet wurden[1]. Zahlreiche gelbe Staubblätter reihen sich um die fünf bis fünfzehn eng stehenden Fruchtblätter. Die Nektardrüsen befinden sich jeweils am Grunde der Fruchtknoten. Die Blüten erscheinen schon ab März und blühen je nach Standort bis April oder Juni. Gelegentlich kommt es im Zeitraum von Juli bis Oktober zu einer schwächeren Zweitblüte.

Die Blüten enthalten sehr reichlich Pollen und Nektar. Sie werden von Käfern, Fliegen und Bienen bestäubt, wobei insbesondere Schwebfliegen häufig an den Blüten zu beobachten sind.

Bei Regen sind die Blüten geöffnet und füllen sich mit Wasser. Die Staubbeutel und Narben stehen auf gleicher Höhe wie der Wasserspiegel, so dass es zur Selbstbestäubung kommt (Regenbestäubung).

Die Früchte

Aus jedem befruchteten Fruchtblatt entwickelt sich ein schlanker Balg, wobei die reifen Balgfrüchte sternförmig angeordnet sind. Die reifen dunkelbraunen Samen sind etwa 2,5 Millimeter lang und in den Balgfrüchten zweireihig angeordnet.

Ausbreitungsstrategien der Sumpfdotterblume

Schwebfliegen wie diese Hainschwebfliege sind häufig an den nektar- und pollenreichen Blüten der Sumpfdotterblume zu beobachten

Die Sumpfdotterblume ist in idealer Weise an eine Ausbreitung mit Hilfe von Wasser angepasst. Wie bei vielen anderen Hahnenfußgewächsen trocknen mit zunehmender Reifung die dünnen Fruchtwände der Balgenfrüchte aus und öffnen sich allmählich entlang ihrer Bauchnaht. Geschlossen bleibt jedoch der untere Bereich dieser Balgfrucht. Dieser öffnet sich erst, wenn die Balgfrucht durch Regen oder Berührung mit Wasser aufquillt.

Die Samen der Sumpfdotterblumen sind im unreifen Zustand mit kleinen, kurzen Stielen an der Fruchtwand befestigt. Sind die Samen reif, trocknet dieser Stiel ab. Die sternförmig angeordneten Balgenfrüchte sind ausgereift nach oben gerichtet. Treffen Regentropfen auf diese Früchte, werden die losen Samen durch die aufprallenden Regentropfen herausgeschwemmt und ausgebreitet. Aufgrund dieses Verbreitungsmechanismus zählt man die Sumpfdotterblume zu den Regenschwemmlingen (so genannte Ombrochorie).

Die Samen der Sumpfdotterblume sind außerdem schwimmfähig (so genannte Nautochorie). Sie sind mit einem Schwimmgewebe versehen, das aus lufthaltigen Hohlräumen besteht und das die Samen an der Wasseroberfläche hält. Mit Hilfe dieses Verbreitungsmechanismus sind Sumpfdotterblumen in der Lage, sich entlang der Ufer eines Gewässers auszubreiten.

Verbreitung

Die Sumpfdotterblume ist in Europa, dem gemäßigten und nördlichen Asien sowie dem nördlichen und arktischen Nordamerika beheimatet. Sie zählt damit zu den zirkumpolar vertretenen Pflanzen. In Europa ist sie nördlich bis nach Island und im arktischen Russland verbreitet.

Sumpfdotterblumen sind typische Pflanzen von Gewässerrändern

Standortanforderungen, Pflanzensoziologie

Die Sumpfdotterblume wächst in Sumpfwiesen, an Quellen, Bächen und Gräben. Sie ist außerdem in Bruch- und Auenwäldern zu finden. Wechselnden Wasserstand verträgt die Art gut. Die Feuchtezahl (F-Zahl) in der neunstufigen Skala nach ELLENBERG beträgt 8. Häufige Begleitpflanzen der Sumpfdotterblume sind Mädesüß, Kohldistel, Schlangen-Knöterich, Sumpfvergissmeinnicht, Kuckuckslichtnelke sowie Schwarzerlen. Pflanzensoziologisch ist Caltha palustris die namensgebende Verbandscharakterart der Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion palustris). Das sind nährstoffreiche Nasswiesen und Hochstaudenfluren feucht-nasser Standorte. Ferner ist sie Begleitart in Erlenbruchwäldern (Alnion), in Hartholz-Auwäldern (Alno-Ulmion) und in Röhrichten (Gesellschaften der Phragmitetalia) sowie der Quellfluren (Montio-Cardaminetalia).

Gefährdung

Zu Bestandsrückgängen der Sumpfdotterblume kommt es, wenn nasse Wiesen trocken gelegt, Bachläufe begradigt und Gräben eingedolt (verrohrt) werden. Die Stallhaltung von Milchvieh, bei der die Kühe mit siliertem Gras gefüttert werden, hat indirekt auch zu Bestandsrückgängen geführt. Zur Vereinfachung der maschinellen Mahd wurden die Wiesen planiert und damit Senken und Mulden beseitigt, die aufgrund des sich dort ansammelnden Wassers den Pflanzen gute Standortbedingungen boten. Die Sumpfdotterblume ist derzeit nur auf den Roten Listen Niedersachsens, Brandenburgs, Berlins und Hamburgs als gefährdete Art eingestuft, ist jedoch bundesweit im Rückgang begriffen.

Die Sumpfdotterblume als Gartenpflanze

Blütenknospe unmittelbar vor ihrer Entfaltung

Seitdem es üblich geworden ist, auch in Privatgärten Teiche oder Wassergräben anzulegen, ist die Sumpfdotterblume auch im Gartenhandel erhältlich. Gärtnerische Bemühungen haben dabei auch einige Sorten hervorgebracht, die sich von der ursprünglichen Art unterscheiden:

  • Caltha palustris 'Monstrosa' ist eine Art mit pomponartig gefüllten gelben Blüten
  • ebenfalls gefüllte gelbe Blüten weist die Sorte Caltha palustris 'Flore Pleno' auf
  • ungefüllte Blüten in der Farbe Weiß besitzt die Sorte Caltha palustris var alba

Das reiche Insektenleben an der Sumpfdotterblume sowie ihr interessanter Fortpflanzungsmechanismus über Balgfrüchte lassen sich nur an ungefüllten Sorten und am besten an der ursprünglichen Art beobachten.

Die Sumpfdotterblume als Giftpflanze

Sumpfdotterblumen sind als schwach giftig bis giftig einzuordnen. Vergiftungserscheinungen sind vor allem auf enthaltene Anemonine, Saponine, Aporchinalkaloide (u. a. Magnoflorin) und Triterpenlacone (u. a. Caltholid) zurückzuführen. Bei empfindlichen Menschen kann es zu Vergiftungserscheinungen bereits durch den äußerlichen Kontakt mit der Pflanze kommen, wodurch die Haut und die Schleimhäute gereizt werden. Dies kann nach vier bis fünf Stunden zu Ausschlag und gelegentlich zu Anschwellungen im Gesicht führen.

Der Verzehr von Bestandteilen der Sumpfdotterblume kann zu Schwindel, Erbrechen und Krämpfen sowie Wassereinlagerungen führen. Je nach Schwere der Vergiftung durch Verzehr von Pflanzenbestandteilen gehört zu den Gegenmaßnahmen das Auslösen von Erbrechen, die Einnahme von Aktivkohle sowie Magenspülungen.

Nutzung

Weidevieh vermeidet das Fressen von Sumpfdotterblumen.

Verwendung als Nahrungs- und Genussmittel

Früher wurden die Knospen der Sumpfdotterblumen in Essig eingelegt und als sogenannte „Deutsche Kapern“ gegessen

Trotz der Giftigkeit der Pflanze wurde die Sumpfdotterblume in der Vergangenheit als Nahrungsmittel, Färbepflanze für Milchprodukte sowie als Genussmittel verwendet. Werden die Pflanzenbestandteile gekocht, reduziert sich die Giftigkeit. Häufig wurde deshalb mindestens ein zweimaliger Wechsel des Kochwassers empfohlen.

Als essbar wurden früher auch die gekochten Wurzeln sowie die noch nicht aufgeblühten Knospen angesehen. Die Blütenknospen wurden dabei in Essig eingelegt und als Kapernersatz gegessen. Sie wurden als „Deutsche Kapern“ bezeichnet. Aufgrund des Anemonin-Gehalts kann es nach reichlichem Genuss solcher „Kapern“ zu Erbrechen, Durchfall und Hautausschlag kommen. Aus heutiger Sicht sollte man auf den Verzehr von Bestandteilen der Sumpfdotterblume verzichten.

Abbildung der Sumpfdotterblume in Otto Wilhelm ThomésFlora von Deutschland, Österreich und der Schweiz“, das 1885 in Gera erschien.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

In der römischen und griechischen Antike war die Sumpfdotterblume als Heilpflanze nicht bekannt. In der Signaturenlehre wurde die Pflanze jedoch als hilfreich bei Gallen- und Leberbeschwerden angesehen, denn die gelbe Blütenfarbe stellte einen Bezug zur Leber her. Die Sumpfdotterblume wurde dazu in Wein gekocht und getrunken.

In der eigentlichen Volksmedizin wurde die Sumpfdotterblume nur vereinzelt als Heilpflanze verwendet. Die krautigen Bestandteile wurden in Mitteleuropa früher bei Hauterkrankungen und Menstruationsstörungen eingesetzt. In Russland wurde sie als harntreibendes und abführendes Mittel gebraucht. Die frischen Blätter wurden auch als Wundheilmittel angesehen und bei Insektenstichen aufgelegt, des weiteren soll sie durch die ihre Eigenschaft als feuchte Sumpfpflanze trockene Verletzungen wie Knochenbrüche, Raucherlunge oder schorfige Wunden kurieren können. In der evidenzbasierten Medizin wird die Sumpfdotterblume nicht mehr genutzt; die heutige Verwendung der Pflanze bei Hautausschlägen, Bronchialerkrankungen und Menstruationsbeschwerden beschränkt sich nur noch auf die Homöopathie.

Die Sumpfdotterblume im Aberglauben

Wie viele andere Frühlingspflanzen galt auch die Dotterblume bei vielen Völkern als Dämonen abwehrend. An Walpurgis gesammelt und vor die Tür des Viehstalles gestreut, sollte sie die Hexen abhalten. Man gab sie auch dem Vieh zu fressen, damit die Butter das ganze Jahr eine schöne, gelbe Farbe hat. In Dänemark, Schweden und in Irland galt die (an Walpurgis bzw. Georgi gesammelte) Pflanze ebenfalls als zauberkräftig.

Blume des Jahres 1999

Die Sumpfdotterblume wurde in Deutschland zur „Blume des Jahres 1999“ gewählt. Mit dieser Wahl sollte stellvertretend auf den Artenverlust aufmerksam gemacht werden, der durch die Begradigung von Bächen und die Trockenlegung vormals feuchter Wiesen und Niedermoore entsteht.

Literatur

  • Wegweiser durch die Natur Wildpflanzen Mitteleuropas, ADAC München 1989, ISBN 3-87003-352-5
  • Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co - Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6
  • Andreas Alberts, Peter Mullen: Giftpflanzen in Natur und Garten. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09550-9
  • Manfred Bocksch: Das praktische Buch der Heilpflanzen - Kennzeichen, Heilwirkung, Anwendung, Brauchtum. BLV Verlagsgesellschaft, München 2003. ISBN 3-405-14937-1
  • Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von Eduard Strasburger. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002 (35. Aufl.) ISBN 3-8274-1010-X

Einzelnachweise

  1. Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von Eduard Strasburger. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002 (35. Aufl.) ISBN 3-8274-1010-X, S. 771

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