Haus Murach

Haus Murach
Haus Murach
Burgruine Haus Murach (2009)

Burgruine Haus Murach (2009)

Alternativname(n): Burg Murach, Schloss Murach
Entstehungszeit: Ende des 11./Anfang des 12. Jh., erstmals 1110 urkundlich erwähnt.
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Ruine, Außenmauern noch erhalten, Wohngebäude nur in Grundfesten
Ständische Stellung: Adel
Ort: Oberviechtach-Obermurach
Geographische Lage 49° 26′ 49″ N, 12° 23′ 28″ O49.44694444444412.391111111111585Koordinaten: 49° 26′ 49″ N, 12° 23′ 28″ O
Höhe: 585 m
Haus Murach (Bayern)
Haus Murach

Haus Murach, auch Burg Obermurach oder Schloss Murach, wurde erstmals im frühen 12. Jh. erwähnt und entstand zur Überwachung der Handelswege von Bayern nach Prag und zum Schutz der bayerisch-böhmischen Grenze im Oberpfälzer Wald. Heute ist die bei Oberviechtach im oberpfälzischen Landkreis Schwandorf gelegene Anlage nur noch als Ruine erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Ruine liegt in 585 Meter Höhe auf einem Hügel, südöstlich des Dorfes Obermurach.[1] Durch die Umgebung führten im Mittelalter zahlreiche Handelswege, genannt die Goldene Straße, über die böhmische Grenze, von wo immer wieder Angriffe auf die neu erschlossenen Gebiete des Bayerischen Nordgaus erfolgten. Haus Murach diente einerseits dem Schutz und der Kontrolle der Handelsrouten, andererseits der Abwehr von Angriffen aus dem Osten.

Geschichte

Der Name Haus Murach[2] kommt davon, dass mit Ende des Mittelalters viele Burgen als Wohnburgen , also als Haus (hus) verwendet wurden. Der ständige Sitz wurde dadurch hervorgehoben. Erstmalig erwähnt wird die Burg um 1110, als Erbauer ist der Graf von Sulzbach genannt. Die Muracher waren im Dienste der Sulzbacher. Der Name Murach ist in Verbindung mit Berengar von Sulzbach erstmals historisch nachweisbar. "Gerunch de Mourach" war 1110 Begleiter von Berengar II. von Sulzbach.[3]. Nachdem die männliche Linie der Sulzbacher im Jahre 1188 ausgestorben war, wurde der Besitz unter den Erbtöchtern aufgeteilt. Haus Murach samt umliegenden Besitzungen bis an die böhmische Grenze kam durch die Ehe Elisabeths von Sulzbach mit Rapoto I. von Ortenburg an die Grafen von Ortenburg. Ihr jüngster Sohn, Heinrich I. von Ortenburg, vermachte die Burg 1238 seiner zweiten Frau, Richgard von Hohenburg, und seinen drei jüngeren Söhnen, diese benannten sich von da an von Ortenburg-Murach. Heinrichs Sohn aus erster Ehe, Heinrich II. fürchtete durch diese Schenkung um sein Erbe und begann einen jahrelangen Konflikt mit seiner Stiefmutter und seinen Halbbrüdern. Die Brüder Gebhard, Diepold und Rapoto IV. gerieten hierdurch zusehends in finanzielle Schwierigkeiten. Auch nach dem Tod Heinrichs II. im Jahre 1257 verbesserte sich ihre Lage nicht, sodass sie gezwungen waren 1268 das Haus Murach an Ludwig den Strengen zu verpfänden. 1271 veräußerten sie für 675 Pfund Passauer Pfennige zahlreiche Besitzungen um die Feste in der Oberpfalz. Ein Jahr später veräußerten sie schließlich weitere Güter um die Burg. Nach dem Tode seiner Geschwister im Jahre 1285 verkaufte Rapoto IV. schließlich auch das Haus Murach endgültig an Ludwig den Strengen.

1329 ging die Burg an die Pfälzer Linie der Wittelsbacher und 1353 schließlich an Kaiser Karl IV. Während der Hussitenkriege wurde Murach 1428 und 1433 erfolglos von den Hussitenheeren belagert. 1628 kam die Burg an zurück Bayern und wurde 1633 zusammen mit der besetzten Oberpfalz Kurbayern einverleibt.[4]

1803 wurde das Pfleggericht Murach nach Neunburg vorm Wald verlegt, und die Burg, die nun nicht mehr als Amtssitz benötigt wurde, an einen Privatmann verkauft. Dieser ließ die Burg verfallen, während die Anwohner den Bau als Steinbruch nutzten. Erst 1844 wurde die Burg vom Staat Bayern zurückgekauft, als das Landgericht Oberviechtach neu errichtet wurde. Von staatlicher Seite wurden notdürftige Konservierungsmaßnahmen durchgeführt.[5] Ab 1893 und im Verlauf des 20. Jhs. wurden weitere Sanierungsarbeiten durchgeführt. 1970 wurde eine Betriebskabine für einen Fernsehfüllsender eingebaut.[4]

Am ersten Sonntag im August jedes Jahres findet auf dem Burggelände das Hausener Burgfest statt, bei dem es sich um ein Volksfest mit verschiedenen Schauwettbewerben handelt.[1]

Beschreibung

Grundriss von Haus Murach. 1. Vorburg; 2. Hauptburg; 3. Vorburgtor; 4. Wohnturm („Getreidekasten“); 5. Bergfried; 6. Kapelle; 7. Nebengebäude; 8. Wohnbau

Der Name „Haus“ für die Burg zeugt noch heute von der Nutzung der Burg als Wohnanlage eines Adelsgeschlechts. Der am besten erhaltene Teil der Burg ist der 20 m hohe, im 13. Jahrhundert errichtete Bergfried. In Teilen erhalten sind auch noch die äußere Mauer der Vorburg und die Mauer der Hauptburg, sowie die Zugänge zum Wohnturm. Verlies und Kapelle sind heute nur noch anhand der verbliebenen Grundfesten zu erahnen. Die Abbildung zeigt den Grundriss der Burgruine nach einer Darstellung [6] in der Buchausgabe "Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Bezirksamt Oberviechtach" aus dem Jahre 1906.

Sagen

Über die Jahrhunderte entwickelten sich zahlreiche Sagen über Burg Murach.

So erzählte man sich in der Umgebung der Burg, Haus Murach sei einst von Riesen bewohnt gewesen, die die Bevölkerung zum Bau der Burg gezwungen hätten; unter anderem hätten sie den 10 Fuß breiten Brunnen graben müssen. Wenn aus Nachlässigkeit ein Stein in den Brunnenschacht fiel, hätten die Riesen „Gsch, gsch!“ gerufen, weil sie die Menschen für scharrende Hühner hielten.[7]

Eine andere Legende berichtet von einem grausamen, jähzornigen Ritter, der einst Herr auf Haus Murach war. Vergehen wurden von ihm mit drakonischen Strafen geahndet. So ließ er einen Mann von einem Pferd um die Burg schleifen, bis dieser keinen Fetzen Kleidung mehr am Leib hatte; angeblich entstand auf diese Weise der Rundweg um die Burg.[8]

Besichtigung

Die Burg ist auch heute noch zu besichtigen; die Schlüssel für Burgtor und Bergfried können in der Ortschaft abgeholt werden. Eine Rekonstruktion der Ruine befindet sich im Heimatmuseum Oberviechtach.[5]

Bildergalerie

Literatur

  • Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien, erschienen in: Ostbairische Grenzmarken - Passauer Jahrbuch für Geschichte Kunst und Volkskunde, Nr. 36, Passau / 1994.
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern., Vilshofen / 1932.
  • Emma Mages: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 61, Oberviechtach. München 1996, ISBN 3-7696-9693-X.
  • Karl-Otto Ambronn: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe II, Heft 3, Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der Oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, München 1982, ISBN 3-7696-9932-7.
  • Georg Hager: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VII Bezirksamt Oberviechtach. München 1906.

Weblinks

 Commons: Haus Murach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b www.bbkult.net, abgerufen am 1. Juni 2009
  2. Hager, Georg, Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VII, Bezirksamt Oberviechtach, München 1906, S. 31
  3. Mages, Emma, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 61, Oberviechtach, S. 15
  4. a b www.hdbg.de, abgerufen am 11. Juni 2009
  5. a b www.oberviechtach.de, abgerufen am 11. Juni 2009
  6. Hager, Georg, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Oberpfalz und Regensburg, VII, Bezirksamt Oberviechtach, München 1906, S. 35
  7. Sagensammlung. Eisenbarth-Kurier online. Abgerufen am 7. April 2010.
  8. Robert Hauser: Wie der Weg um Haus Murach entstand. www.rob-hauser.de. Abgerufen am 7. April 2010.

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