Camillo de Lellis

Camillo de Lellis

Camillo de Lellis (* 25. Mai 1550 in Bucchianico in den italienischen Abruzzen; † 14. Juli 1614 Rom) ist ein italienischer Ordensgründer und ein Heiliger.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Soldatenleben

Weil Camillo de Lellis Mutter früh starb und sein Vater als Offizier in neapolitanischen und französischen Diensten stand, wuchs er verwahrlost auf. Camillo meldete sich daher bereits als Jugendlicher zum Heer. 1568-1574 diente er als Soldat in venezianischen und spanischen Truppen im Kampf gegen die Türken. Im Militärdienst wurde er zu einem leidenschaftlichen Spieler. Mehr als einmal verspielte er sein ganzes Hab und Gut und geriet dadurch in bittere Not. Als er in so einer Situation einen freundlichen Franziskaner-Bettelmönch kennen lernte, kam er auf die Idee, im Orden um Aufnahme anzusuchen; aber er wurde abgelehnt.

Er ging nach Rom und nahm eine Arbeit im St.-Jakob-Spital an, einem Spital für unheilbar Kranke. Er hoffte auch, dass er selbst dort behandelt werde, weil er an den Füßen Wunden hatte, die nicht heilen wollten. Aber wegen seines zänkischen Verhaltens und seiner Spielsucht wurde er von dort bald wieder entlassen. Er kämpfte erneut in der venezianischen Armee, unter anderem gegen die Türken im Jahre 1569.

Mehrmals gelobte Kamillus, wenn er in höchster Lebensgefahr war, ein christliches Leben zu führen. So auch 1574, nachdem er wie durch ein Wunder, aus einem Seesturm vor Neapel gerettet worden war. Im gleichen Jahr wurde sein Regiment aufgelöst, und er verfiel wieder seinem ziellosen Leben; bis er beim Kartenspiel auch noch sein Hemd verlor. Jetzt blieb ihm nur noch das Betteln.

Bekehrung

Schließlich fand er Arbeit beim Bau des Kapuzinerklosters in Manfredonia. Immer noch war er spielsüchtig. Bis ihn ein Gespräch mit dem Kapuzinerpater Angelo so aufrüttelte, dass er sich bekehrte und bei den Kapuzinern als Laienbruder eintrat. Weil seine Wunde am linken Knöchel aber wieder aufbrach, wurde er wegen seiner Gebrechlichkeit aus dem Orden entlassen.

Erneut machte er sich auf nach Rom ins St.-Jakob-Spital, wo er – nachdem sich seine Wunde vorübergehend geschlossen hatte – vier Jahre lang als Krankenpfleger arbeitete. Dann ging er wieder ins Kloster zurück und begann erneut mit dem Noviziat. Als aber seine Wunde neuerlich aufbrach, wurde er dann endgültig aus dem Orden entlassen. Da erkannte Kamillus, dass sein – von Gott gewollter - Platz bei den Kranken sei und reiste erneut nach Rom, um im St.-Jakob-Spital zu arbeiten.

Im Dienst der Kranken

Schon seit seiner Bekehrung lebte Kamillus ein sehr strenges Leben, diente den Kranken Tag und Nacht und stand den Sterbenden bei. Wegen seines außergewöhnlichen Arbeitseifers und seiner unübersehbaren Liebe zu den Kranken, wurde er dort nach seiner zweiten Rückkehr vom Kapuzinerkloster 1579 zum Direktor des Spitals ernannt.

Während er dieser Tätigkeit nachging, versuchte er, mit Gleichgesinnten einen Laienorden von Krankenpflegern zu gründen. Aber seine Pläne fanden kirchlicher Seite keine Anerkennung. Sein geistlicher Führer Philipp Neri und andere seiner Freunde rieten ihm deshalb, er solle Priester werden.

Kamillus entschloss sich auch wirklich dazu, und begann im Alter von 32 Jahren in Rom auf dem Jesuiten Kollegium Latein zu studieren. 1584 wurde der dann zum Priester geweiht.

Kirchliche Anerkennung

Er sammelte weiterhin gleichgesinnte Männer um sich, um die Kranken professionell und ganzheitlich zu pflegen. Ganzheitlich bedeutete, dass es ihm um die Krankenpflege und die Krankenseelsorge ging. 1586 fanden diese Männer als „Gesellschaft der Diener der Kranken“ auch ihre kirchliche Anerkennung unter Papst Sixtus V.. Schon zwei Jahre später eröffneten sie auch in Neapel ein Haus.

Die erste große Herausforderung war für die Gemeinschaft die Typhusepidemie, die 1590 in Rom ausbrach. Auch bei Hungersnöten und der Pest, holte man die „Kamillianer“ zu Hilfe.

Papst Gregor XIV. war von der Arbeit der Brüder tief beeindruckt und erhob die Gemeinschaft 1591 zum religiösen Orden mit all den Rechten und Pflichten der Bettelorden. Seitdem legen die Kamillianer bei ihrer endgültigen Aufnahme in den Orden vier Gelübde ab: das der Armut, der Ehelosigkeit, des Gehorsams – und als Besonderheit versprechen sie im vierten Gelübde, den Kranken zu dienen, auch unter Einsatz ihres Lebens. Ihr charakteristisches Zeichen ist bis heute das rote Kreuz, das sie sich an das schwarze Ordensgewand heften.

Die Gemeinschaft wuchs schnell, und schon in den ersten Jahrzehnten zählte man über 220 „Märtyrer der Nächstenliebe“, die ihr Leben lassen mussten, im Dienst v.a. an den Pestkranken. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entstanden Niederlassungen in Neapel, Mailand, Genua, Bologna, Florenz, Ferrara, Messina und Palermo.

1607 legte Kamillus das Amt des Generaloberen ab, um ganz für die Kranken da sein zu können. Er selbst litt an fünf schweren Krankheiten: an der Fußwunde, einer schweren Gehbehinderung, einem Leistenbruch, an Nierenkoliken und gegen Ende an Magenkrebs. Fürsorge für sich selbst wies er aber immer entschieden ab. Im Jahr 1614 starb er in Rom.

Er soll Wunder gewirkt und die Gabe der Prophetie besessen haben.

1742 wurde er von Papst Benedikt XIV. selig und 1746 heilig gesprochen.

Die katholische Kirche feiert ihn an seinem Sterbetag, dem 14. Juli.

Anekdote

Eine für ihn charakteristische Anekdote drückt aus, wie sehr er die Kranken geliebt hat: Bei einem Papstbesuch, der ihn bei der Arbeit überraschte, zischte ihm jemand aus dem Gefolge des Papstes entrüstet zu: „Zieht doch Euren Pflegekittel aus, wenn Ihr mit dem Hl. Vater sprecht!“ Camillo gab ungerührt zurück: „Wieso? Wenn ich mit Christus selber beschäftigt bin, habe ich keine Zeit, mich für seinen Stellvertreter umzuziehen!“ In jedem Unfallopfer, in jedem Sterbenden, auch noch im stinkenden Pestkranken sahen die Kamillianer Christus.

Zitate

„Legt euer Herz in eure Hände.”

„Jeder soll sich unbedingt davor hüten, dem armen Kranken mit Abschätzigkeit oder mit lieblosen Worten zu begegnen. Er soll sie mit Geduld und Liebe behandeln. Denn der Herr hat gesagt: Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Daher soll jeder im Kranken die Person des Herrn sehen.”

„Eine Frömmigkeit, die die Werke der Nächstenliebe vernachlässigt, ist falsch. Für mich gibt es eine Frömmigkeit der Tat, die die Arbeit zum Gebet macht... Der Herr will von uns Werke der Liebe. Mir ist es lieber, wenn sich ein Ordensmann bereithält für den Ruf zu einem Sterbenden, als wenn er in Verzückung in seiner Zelle sitzt.”

Literatur

  • Firtel, Hilde: Kamillus, der Heilige vom Roten Kreuz. - Freiburg, CH: Kanisius Verl., 1960
  • Fischer, Michael: Der heilige Kamillus von Lellis. - Freiburg, Herder, 1935
  • Svoboda, Robert: Der heilige Camillus. - Freiburg, CH: Kanisius-Werk, 1932
  • Christian Feldmann: Kämpfer, Träumer, Lebenskünstler
  • Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2006

Weblinks


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