Camp Astrid

Camp Astrid
Belgische Cie Ordonance (Logistik-Einheit) im Propsteier Wald 1969 am Tag der Offenen Tür
Offiziersmesse 1969

Camp Astrid [kæmp astrid] ist der Name einer ehemaligen belgischen Kaserne, die nach dem Zweiten Weltkrieg von der damaligen belgischen Besatzungsmacht 1948 auf 37 Hektar im Propsteier Wald bei Eschweiler im damaligen Kreis Aachen (heute Städteregion Aachen) errichtet wurde. Der offizielle Name war Quartier Reine Astrid auf Französisch bzw. Kwartier Koningin Astrid auf Niederländisch – benannt nach Astrid von Schweden. Die Liegenschaft stellte somit exterritoriales Gebiet dar. Der Kaserne angegliedert war ein Material- und Munitionsdepot. Der umlaufende Zaun der gesamten Liegenschaft hatte eine Länge von etwa 10 km und umschloss ein Areal von 350 Hektar.

Inhaltsverzeichnis

Stützpunkt der Belgischen Streitkräfte in Deutschland

Karte des BSD-Korridors

In Camp Reine Astrid waren Logistikeinheiten und der Stab des 29. Logistikbataillon der Belgischen Streitkräfte in Deutschland stationiert. Angegliedert waren mehrere Materialdepots für Fahrzeuge, Ersatzteile usw. und ein Munitionsdepot des 1. Belgischen Armee-Corps.

Das Camp und das Munitionsdepot waren durch einen Zaun voneinander getrennt. In dem Depot lagerte Munition für die in Deutschland stationierten belgischen Bataillone. Bis zu 1.200 Soldaten waren in Camp und Depot zeitgleich stationiert.

Im direkten Umland befanden sich weitere belgische Einrichtungen des 1. Belgischen Armee-Corps, so in Aachen, Merzbrück, Eschweiler, Düren und Vogelsang.

Die BSD unterhielten in ihrem Korridor von Aachen bis Kassel zahlreiche weitere Garnisonen: Weiden (Hauptquartier des 1. Belgischen Corps), Aachen-Hitfeld, Aachen-Brand, Merzbrück, Düren, Euskirchen, Köln, Köln-Dellbrück, Köln-Longerich, Köln-Ossendorf, Flughafen Köln-Butzweilerhof, Bergisch Gladbach-Bensberg, Troisdorf-Spich, Siegen, Lüdenscheid, Arnsberg, Werl, Soest, Brakel, Marsberg-Essentho, Bad Arolsen, Kassel und weitere kleinere Standorte.

Militärische Aufgabe und Tätigkeitsschwerpunkte

Mannschaftsunterkunft

Die primäre Aufgabe war der Nachschub, die Versorgung der Einheiten mit sogenannten Verbrauchsgütern. Daraus resultierten die Tätigkeiten des militärischen Transports, der Umschlag, das Lagern und das Bewachen von Material und Munition, das Bergen und Instandsetzen der Fahrzeuge und der Gerätschaften, das Gewährleisten der Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge und des Gerätes. Weiterer Schwerpunkt und Aufgabe war die Ausbildung der Soldaten in militärischer Hinsicht und in ihren fachlichen Verwendungen.

Die Anlage verfügte über einen eigenen Gleisanschluss, so dass Transporte auch über die Schiene abgewickelt werden konnten.

Das im Wald gelegene Camp hatte viele Einrichtungen, die den belgischen Soldaten das Arbeiten und Leben für sie und ihren Familien angenehm machen sollten: Kirche, Casino, Kino, Freibad, Post, Einkaufsladen, Sportplatz, Tennisplatz, Sporthalle und Angelteich. Die Familien der Zeit- und der Berufssoldaten wohnten hingegen in Stolberg in eigenen Siedlungen außerhalb der Kaserne. Die Kinder gingen in eigene Schulen.

Ende 1946 war auch der Baubeginn des Camp Eschweiler im Eschweiler Stadtwald beim Donnerberg. Es wurde später in Camp Zeebrugge umbenannt und ist zusammen mit Camp Astrid die zweite belgische Kaserne auf Eschweiler Stadtgebiet. Die ersten belgischen Soldaten rückten im Sommer 1947 ein. Am 20. Dezember 1956 wurde das belgische Camp Zeebrugge teilweise von der neu aufgestellten Bundeswehr übernommen, und als Donnerbergkaserne Eschweiler besteht sie heute noch.

Das 1. Belgische Corps wurde mit Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland in die NATO 1955 von der Besatzungsmacht zur Schutzmacht und war Teil der NATO-Kräfte in dem den Belgiern zugewiesenen Korridor, der auf 270 km Länge und 190 km Breite von Aachen bis Kassel reichte.

Volker Rühe, von 1992 bis 1998 Bundesminister der Verteidigung, überreichte 1995 persönlich in Anerkennung gemeinsamer Arbeit für Friede und Freiheit das Fahnenband der Bundesrepublik Deutschland.

Nachmilitärische Nutzung

Kirche des ehemaligen Camps 2005
Südeingang mit Wachhäuschen 2011

Durch den Einfluss von Glasnost und Perestroika, den Fall der Mauer und dem Ende des kalten Krieges wurden auch bei den belgischen Streitkräften Umstrukturierungen vorgenommen. Ein Großteil der belgischen Einrichtungen in Deutschland wurden aufgelöst, die Soldaten nach Belgien zurück versetzt. Camp Astrid wurde 1995 aufgegeben, und mit Abzug der belgischen Soldaten nach fast 50 Jahren und dem Ende der militärischen Nutzung fiel die Liegenschaft an die Bundesrepublik Deutschland zurück. Die Liegenschaft lag seit 1995 brach.

Die Stadt Stolberg erwarb vom Bundesvermögensamt 32 Hektar vom südlichen Teil des Kasernengeländes, um auf 23 Hektar ein Gewerbegebiet mit Namen „Camp Astrid“ einzurichten. 2004 wurden die baulichen Einrichtungen des Camps abgetragen und große Teile des Waldgebietes auf Stolberger Seite gerodet. Vorhandene Fichtenwaldflächen wurden in Mischwald umgewandelt und 5 ha neuer Wald als Ausgleichsmaßnahme neu angepflanzt. Ende 2006 wurde, nachdem die Stadt Eschweiler ein weiteres Geländestück abgetreten hatte, eine neue südliche Zufahrt gebaut, die über eine Brücke die Trasse der Bahnstrecke Köln-Aachen überquert. Die ersten Grundstücke für eine gewerbliche Bebauung wurden 2007 verkauft.

Die Stadt Eschweiler möchte den Propsteier Wald als Naherholungsgebiet erhalten und hat mehrere Bereich als Biotope ausgewiesen. Im Bereich des ehemaligen Munitionsdepots auf Eschweiler Stadtgebiet sind noch hunderte ehemalige Munitionsbunker und Lagerräume vorhanden. Diese und weitere militärische Altlasten sind noch zu beseitigen.

Siehe auch

Weblinks

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