Childrenit

Childrenit
Childrenit
Childrenite-child-12c.jpg
Radialstrahliges Aggregat aus bräunlichen Childrenitkristallen aus Poço d'Antas, Piauí-Tal, Minas Gerais, Brasilien
Chemische Formel (Fe,Mn)Al[(OH)2|PO4] • H2O [1]
Mineralklasse Phosphate, Arsenate und Vanadate
8.DD.20 (8. Auflage: VII/D.14-10) (nach Strunz)
42.07.01.01 (nach Dana)
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse orthorhombisch-pyramidal \ mm2 [2]
Farbe Gelbbraun bis Braun
Strichfarbe Weiß
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,11 bis 3,19 ; berechnet: 3,12 bis 3,15 [3]
Glanz Glasglanz, Harzglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch schwach muschelig bis uneben
Spaltbarkeit undeutlich nach {100}
Habitus tafelige bis säulige Kristalle; Krusten
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,644 bis 1,649 ; nβ = 1,662 bis 16,830 ; nγ = 1.671 bis 1.691 [4]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,027 bis 0,042 [4] ; zweiachsig negativ
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ gemessen: 40° bis 45° ; berechnet: 50° [4]
Pleochroismus Sichtbar: X= Gelb ; Y= Rosa ; Z= Hellrosa bis Farblos

Childrenit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Fe,Mn)Al[(OH)2|PO4] • H2O [1] und entwickelt meist pyramidale Kristalle mit dicktafeligem bis kurzprismatischem Habitus, aber auch Gruppen radialstrahliger oder massiger Mineral-Aggregate und krustige Überzüge von gelbbrauner bis brauner Farbe bei weißer Strichfarbe.

Childrenit bildet mit Eosphorit eine lückenlose Mischreihe.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Childrenit 1823 bei Tavistock (Devon) in England und beschrieben durch Henry James Brooke (1771–1857), der das Mineral nach dem englischen Chemiker und Mineralogen John George Children (1777–1852) benannte.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Childrenit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Eosphorit und Ernstit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Childrenit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate mit weiteren Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings präziser unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und dem Verhältnis zwischen den weiteren Anionen und dem Phosphatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, (OH, etc.) : RO4 = 2 : 1“ zu finden ist, wo es Namensgeber der „Childrenitgruppe“ mit der System-Nr. 8.DD.20 und den weiteren Mitgliedern Eosphorit und Ernstit ist.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Childrenit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, dort allerdings in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier ist er ebenfalls Namensgeber der „Childrenitgruppe“ mit der System-Nr. 42.07.01 und den weiteren Mitgliedern Eosphorit, Ernstit und Sinkankasit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen und der allgemeinen Zusammensetzung (AB)5(XO4)3Zq • x(H2O)“.

Bildung und Fundorte

Childrenit (braun) auf Ludlamit (grün) aus Laranjeiras, Galiléia, Doce-Tal, Minas Gerais, Brasilien

Childrenit bildet sich als Umwandlungsprodukt aus primären Phosphatmineralen aus hydrothermalen Lösungen bei niedrigen Temperaturen in komplexen Granit-Pegmatiten. Begleitminerale sind unter anderem Apatite, Kaolinit, Pyrit, Quarz, Siderit, verschiedene Turmaline und Zinnwaldit.

Weltweit konnte Childrenit bisher (Stand: 2010) an rund 70 Fundorten nachgewiesen werden. In Deutschland wurde das Mineral vor allem in der Umgebung von Waidhaus (Hagendorf, Silbergrube) im Oberpfälzer Wald (Bayern) und in den Greifensteinen bei Ehrenfriedersdorf (Sachsen) gefunden. In Österreich trat das Mineral vor allem bei Laggerhof und am Hahnenkofel in der Nähe des Millstätter Sees, aber auch in Wolfsberg auf.

Weitere Fundorte sind Australien, Bolivien, Brasilien, Kanada, Finnland, Frankreich, Japan, Kosovo, Portugal, Spanien, Schweden, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[4]

Kristallstruktur

Childrenit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Bbcm oder Bba2 mit den Gitterparametern a = 10,39 Å; b = 13,39 Å und c = 6,92 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 504.
  2. Webmineral - Childrenite (englisch)
  3. Handbook of Mineralogy - Childrenite (englisch, PDF 66,2 kB)
  4. a b c d Mindat - Childrenite (englisch)

Literatur

Weblinks

 Commons: Childrenite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Childrenīt — (Min.), seltenes Mineral von gelber Farbe, die rhombischen Krystalle einzeln aufgewachsen od. drusig; Härte 4–5, glasglänzend u. durchsichtig; besteht aus phosphorsaurer Thonerde u. Eisenoxyd u. kommt in Devonshire vor …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Childrenit — Childrenit, phosphorsaure Thonerde und Eisen, Art des Lazuliths …   Herders Conversations-Lexikon

  • Childrenit — Chil|dre|nit* [tʃ..., auch ... nit] der; s, e <nach dem engl. Physiker J. G. Children u. zu 2↑...it> ein Mineral von durchscheinender, blassgelber bis dunkelbrauner Farbe …   Das große Fremdwörterbuch

  • Antaresia — Stimson s python, A. stimsoni Scientific classification Kingdom: Animalia …   Wikipedia

  • Anna Atkins — Eine Cyanotypie aus Anna Atkins Buch British Algae: Cyanotype Impressions von 1843 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Minerale — Die Liste der Minerale ist eine alphabetisch geordnete Übersicht von Mineralen, Synonymen und bergmännischen Bezeichnungen. Ebenfalls aufgeführt werden hier Mineral Varietäten, Mineralgruppen und Mischkristallreihen, zu denen teilweise bereits… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Dana/Phosphate, Arsenate, Vanadate — Die Phosphate, Arsenate, Vanadate in der Systematik der Minerale nach Dana umfassen die Klasse VII dieser Systematik. Nach der neuen Dana Klassifikation besteht die Klasse bei den Phosphaten aus den Unterklassen 37 (Wasserfreie saure Phosphate),… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) — Dies ist eine systematische Liste aller Minerale auf der Grundlage der Systematik von Hugo Strunz und anerkannt durch die International Mineralogical Association (IMA) (Stand 2004). Seit 2001 gilt die neue und in weiten Teilen überarbeitete… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) — Dies ist eine systematische Liste aller zur Zeit bekannten Minerale (Stand 2008) auf der Grundlage der neuen Systematik (9. Auflage) von Hugo Strunz, die größtenteils auch von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständige… …   Deutsch Wikipedia

  • Phosphor — P, chemisch einfacher Körper, findet sich nicht im freien Zustand in der Natur, sehr verbreitet aber in Verbindung mit Sauerstoff und Metallen in der Form von Phosphorsäuresalzen, besonders als phosphorsaurer Kalk (Apatit, Phosphorit, Sombrerit) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”