Candirú

Candirú
Candiru

Candiru (Vandellia cirrhosa)

Systematik
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Überordnung: Ostariophysi
Ordnung: Welsartige (Siluriformes)
Familie: Schmerlenwelse (Trichmycteridae)
Gattung: Vandellia
Art: Candiru
Wissenschaftlicher Name
Vandellia cirrhosa
Cuvier und Valenciennes, 1846

Der Candiru oder Canero (Vandellia cirrhosa) ist ein Süßwasserfisch aus der Ordnung der Welsartigen. Er kommt im Amazonas vor und hat unter den Einheimischen den Ruf des meistgefürchteten Fisches in seinen Gewässern, mehr noch als der Piranha. Die Art wächst auf eine Länge von maximal 15 cm, hat eine aalähnliche Form und ist durchscheinend.

Inhaltsverzeichnis

Lebensweise

Der Candiru ist ein Parasit. Er spürt die Atemströmungen anderer Fische auf und schwimmt diesen Strömungen folgend in die Kiemenöffnungen der Fische. Dabei stellt er einen Stachel zum Festhalten auf und ernährt sich vom Blut aus den Kiemen-Gefäßen, was ihm den Beinamen „Brasilianischer Vampirfisch“ einbrachte. Der Fisch verfügt jedoch über keinerlei Saugorgane. Der Druck des durch den Biss in die Arterien ausströmenden Blutes reicht völlig aus, um den Fisch innerhalb von 30 bis 145 Sekunden mit Blut zu füllen. Danach lässt der Candiru vom Wirtstier ab.

Der Candiru

Er ist bei den Einheimischen gefürchtet, weil er nackt badenden Personen in eine der Körperöffnungen schwimmen kann – entweder in die Vagina, das Rektum oder – im Falle kleinerer Fische – auch in den Penis und weiter hinauf in die Harnröhre. Ebenso wie in den Kiemen der Fische ernährt er sich beim Menschen vom Blut und Gewebe der befallenen Person, was für diese außerordentlich schmerzhaft sein kann. Ein Befall des Menschen kommt jedoch sehr selten vor. Da der Candiru seine Wirte und Befallsstellen anhand des aus den Kiemen ausgestoßenen Wasserschwalls und des darin enthaltenen Harnstoffs ortet, kann er auch durch die mit dem Urinieren im Wasser hervorgerufene Strömung und den darin enthaltenen Harnstoff angelockt werden.

Der Candiru ist oft nicht ohne operativen Eingriff zu entfernen. Bleibende Folgen sind nach einer solchen Behandlung nicht zu erwarten. Eine traditionelle Behandlung ist die Anwendung zweier Pflanzen, der Xagua-Pflanze (Genipa americana) und des Buitach-Apfels, welche als Ganzes oder als Extrakt der betroffenen Region zugeführt werden. Gemeinsam töten die Wirkstoffe dieser zwei Pflanzen zunächst den Candiru und lösen ihn dann angeblich auf. In einigen Fällen soll der Befall mit dem Candiru, bei ausbleibender medizinischer Behandlung, den Tod von Menschen hervorgerufen haben. Umgekehrt endet der Befall eines Menschen für den Candiru regelmäßig tödlich, da dieser ein Fehlwirt ist.

Bekannt ist daneben ein Fisch mit dem Namen Harnröhrenwels (Tridensimilis brevis), dem ähnliches Verhalten nachgesagt wird[1].

Einzelnachweise

  1. Candiru auf Fishbase.org (englisch)

Literatur

  • John B. Herman: Candiru: Urinophilic catfish – Its gift to urology. Urology 1(3):265-267 (1973).
  • E. W. Gudger: Bookshelf browsing on the Alleged Penetration of the Human Urethra by an Amazonian Catfish Called Candiru. Americal Journal of Surgery 8(1): 170-188, 443-457 (1930).
  • J. L. Breault: Candiru: Amazonian parasitic catfish. Journal of Wilderness Medicine 2 (1991), S. 304–312 (Übersichtsartikel, als pdf: [1])

Weblinks


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