Cornelia Vismann

Cornelia Vismann

Cornelia Vismann (* 26. Mai 1961 in Hankensbüttel; † 28. August 2010 in Berlin[1]) war eine deutsche Rechtshistorikerin, Medientheoretikerin, Philosophin und Privatdozentin für Öffentliches Recht.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vismann studierte in Freiburg im Breisgau, Hamburg und Berkeley Rechtswissenschaften und Philosophie. Nach einer Tätigkeit als Anwältin im Arbeitsrecht in Berlin und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Potsdamer Einstein Forum promovierte sie 1999 mit „Akten - Medientechnik und Recht“ im Fachbereich Rechtswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo sie 2007 auch mit einer Arbeit zur „Verfassung nach dem Computer“ habilitiert wurde.[2] Vismann war von 2002 bis 2009 auch wissenschaftliche Mitarbeiterin des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt/Main. [3].

Vismann ist vor allem für ihre Monographie über Akten bekannt geworden, in der sie Medientheorie und Rechtsgeschichte verknüpft. Für eine rechtstheoretische Abhandlung außergewöhnlich wurde dies Werk unter anderem in mehreren großen Tageszeitungen wie der FAZ, der NZZ, der SZ und der TAZ positiv besprochen. Die inzwischen auch als Taschenbuch verlegte Arbeit Vismanns ist mittlerweile „zum Klassiker avanciert“.[1][4] Daneben hat sie Sammelbände vor allem zu rechtstheoretischen und rechtsgeschichtlichen Themen publiziert.

Nach ihrer Habilitation hatte sie zunächst die Lehrstuhlvertretung an der Fakultät für Medien der Bauhaus-Universität Weimar inne.[5] Von 2008 bis zu ihrem Tod war sie dort Professorin für Geschichte und Theorie der Kulturtechniken.[2]

Kurz vor ihrem Tod vollendete Vismann ihr letztes Buch „Medien der Rechtsprechung“, das im Juni 2011 im S. Fischer Verlag erschienen ist. Darin analysiert sie den „Abschied des Gerichts von seinen theatralischen Ursprüngen“, wie er sich insbesondere durch die Zulassung von Medien im Gerichtssaal darstellt.[1]

Vismann war Mitherausgeberin der Zeitschrift für Ideengeschichte, von „Tumult, Zeitschrift für Verkehrswissenschaft“, des German Law Journal sowie der Reihe „Zur Einführung“ im Hamburger Junius Verlag.[6]

Das Schwerpunktthema der Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 2/2011 zu den "Medien des Rechts" ist der Forschung von Cornelia Vismann gewidmet.

Publikationen

Monografien

  • Akten. Medientechnik und Recht, Fischer, Frankfurt am Main, 2000, 2. Auflage 2001. (Files: Law and Media Technology, Stanford University Press, 2008; übers. von Geoffrey Winthrop-Young).
  • Vom Griechenland, Merve Verlag, Berlin 2001, zusammen mit Friedrich Kittler.
  • Medien der Rechtsprechung, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2011 (herausgegeben von Alexandra Kemmerer und Markus Krajewski).[7]

Herausgabe von Sammelbänden

  • Derrida and Legal Philosophy, zusammen mit Peter Goodrich, Florian Hoffmann und Michel Rosenfeld, Palgrave Macmillan, New York, 2008 .
  • Law and Visual Culture, Guest Editor for Parallax, issue 49 (2008), Taylor and Francis, Abington, UK.
  • Bildregime des Rechts, merz&solitude, Reihe Reflexiv, Stuttgart 2007 (hg. mit Jean-Baptiste Joly und Thomas Weitin), darin: „Bildregime des Rechts – Rechtsregime des Bildes“, 15-32.
  • römisch (Tumult. Schriften zur Verkehrswissenschaft Heft 30), diaphanes Verlag, Berlin und Zürich (zs. mit Walter Seitter).
  • Urteilen/Entscheiden, Wilhelm Fink Verlag München und Paderborn (zs. mit Thomas Weitin), darin: „Einleitung“, 11-16 und „Das Drama des Entscheidens“, 91-100.
  • Jacques Derrida - Before, Through, Beyond (the) Law, Special issue des German Law Journal vol. 6 (2005), (zs. mit Florian Hoffmann), darin: „Derrida, philosopher of law“.
  • Pierre Legendre. Historiker, Psychoanalytiker, Jurist (Tumult. Zeitschrift für Verkehrswissenschaft Heft 26) Syndikat-Verlag, Berlin 2001.
  • Widerstände der Systemtheorie. Kulturtheoretische Überlegungen zum Werk von Niklas Luhmann, Akademie, Berlin 1999 (hg. mit Albrecht Koschorke).
  • Geschichtskörper. Zur Aktualität von Ernst H. Kantorowicz, Wilhelm Fink, München 1998 (hg. mit Wolfgang Ernst).

Ausgewählte Aufsätze

  • Two Critics of Law: Benjamin and Kraus, in: Walter Benjamin after the Twentieth Century: The Future of a Past, in Cardozo Law Review, 26. Jg., 2005, 1159-1177
  • Bildungs-Institution oder eine Deklination des Römischen, in Aris Fioretos Hg.: Babel. Für Werner Hamacher. Urs Engeler, Basel 2009 ISBN 3938767553 S. 380 - 388

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Das Band der Griechen in Medien des Rechts: Zum Tode von Cornelia Vismann in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Printausgabe); 31. August 2010, S. 29
  2. a b Unter den Arkaden – Zum Tod der Medientheoretikerin und Juristin Cornelia Vismann, Süddeutsche Zeitung, 1. September 2010, S. 14
  3. Nachruf auf Vismann von Michael Stolleis auf den Seiten des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte
  4. Walter Grasnick: Noch einen Blick, Herr Hirsch, nur noch einen! Was jeder Sonderermittler über Akten wissen sollte, steht bei Cornelia Vismann. In: FAZ.NET. 22. Dezember 2000, abgerufen am 29. September 2010 (Rezension; gedruckte Fassung: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Dezember 2000, Nr. 298, Seite 48).
  5. „Gerd Bucerius-Stiftungsprofessur für Geschichte und Theorie der Kulturtechniken“
  6. Peer 
Zumbansen,
 Russell
 Miller
 
Alexandra
 Kemmerer
: Obituary
 –
 Cornelia
 Vismann
. In: 11 German Law Journal 965-966 (2010). Abgerufen am 29. September 2010.
  7. taz vom 16. Juni 2011: Rezension von Susanne Baer, Richterin am Bundesverfassungsgericht

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Loseblattsammlung — Eine Loseblattsammlung ist eine Art Buch, das jedoch nicht fest gebunden ist, sondern vielmehr aus einer Vielzahl einzelner, austauschbarer Seiten besteht. In der Regel handelt es sich um einen oder mehrere Aktenordner. Als Abkürzung ist LBW… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Kittler — Friedrich A. Kittler (born 1943 in Rochlitz, Saxony) is a literary scientist and a media theorist. His works relate to media, technology, and the military.BiographyFriedrich Adolf Kittler was born in 1943 in Rochlitz in Saxony. His family fled… …   Wikipedia

  • Akte — Aktenstapel Als Akte (süddt. und österr. der Akt, engl.: file) bezeichnet man eine Menge von Aufzeichnungen, die bei der eigenen Verwaltungs oder Geschäftstätigkeit anfallen und aufgrund eines gemeinsamen Merkmals zusammengefügt (formiert) und so …   Deutsch Wikipedia

  • Aktendeckel — Aktenstapel Als Akte (süddt. Akt, engl.: file) bezeichnet man eine Menge von Aufzeichnungen, die bei der eigenen Verwaltungs oder Geschäftstätigkeit anfallen und aufgrund eines gemeinsamen Merkmals zusammengefügt (formiert) und so aufbewahrt wird …   Deutsch Wikipedia

  • Billigkeit — ist im Recht die Beurteilung eines Rechtsfalles nach dem natürlichen Empfinden dafür, was gerecht ist. Der lateinische Ausdruck dafür Bonum et aequum, bono et aequo (engl. good and equitable) Gutes und Gleiches (Angemessenes) stammt aus dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Billigkeitsentscheidung — Billigkeit ist im Recht die Beurteilung eines Rechtsfalles nach dem natürlichen Empfinden dafür, was gerecht ist. Der lateinische Ausdruck dafür Bonum et aequum, bono et aequo (engl. good and equitable) Gutes und Gleiches (Angemessenes) stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Billigkeitsnorm — Billigkeit ist im Recht die Beurteilung eines Rechtsfalles nach dem natürlichen Empfinden dafür, was gerecht ist. Der lateinische Ausdruck dafür Bonum et aequum, bono et aequo (engl. good and equitable) Gutes und Gleiches (Angemessenes) stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Billigkeitsnormen — Billigkeit ist im Recht die Beurteilung eines Rechtsfalles nach dem natürlichen Empfinden dafür, was gerecht ist. Der lateinische Ausdruck dafür Bonum et aequum, bono et aequo (engl. good and equitable) Gutes und Gleiches (Angemessenes) stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Bonum et aequum — Billigkeit ist im Recht die Beurteilung eines Rechtsfalles nach dem natürlichen Empfinden dafür, was gerecht ist. Der lateinische Ausdruck dafür Bonum et aequum, bono et aequo (engl. good and equitable) Gutes und Gleiches (Angemessenes) stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Kittler — Friedrich Adolf Kittler (* 12. Juni 1943 in Rochlitz; † 18. Oktober 2011 in Berlin[1]) war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Medientheoretiker. Seine Arbeitsschwerpunkte waren Kulturtechniken und seit etwa 2001 die Antike. In seinem Werk …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”