Jakob Kautz

Jakob Kautz

Jakob Kautz auch Cucius und Kautio (* um 1500 in Großbockenheim; † um 1532 wohl in Mähren) war ein lutherischer, später täuferischer Prediger in Worms.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über seinen frühen Werdegang ist wenig bekannt. Ab 1524 war er in Worms als Prediger tätig. Verbunden mit den Straßburger Reformatoren um Wolfgang Capito wandte er sich bald den spiritualistisch-täuferischen Ideen von Hans Denck und Ludwig Hätzer zu, die sich um 1527 ebenfalls in Worms aufhielten. Auf Verlangen des katholischen Bischofs wurden Kautz und sein Mitprediger Hilarius vor den Rat zitiert. Als Antwort forderte Kautz seine Gegner zu einer Disputation heraus. Dazu schlug er Pfingsten 1527 seine „sieben Artikel“ an der Predigerkirche zu Worms an. Diese Thesen lösten sofort verschiedene Entgegnungen aus. So antworteten nicht nur die lutherischen Prediger von Worms, sondern auch der der katholische Johannes Cochläus und der Zürcher Ulrich Zwingli. Auch die Straßburger Reformatoren warnten in einer Druckschrift vor den sieben Thesen. Am 2. Juli 1527 wurde Kautz mit Hilarius aus Worms verbannt. In der Folge wirkte er als täuferischer Wanderprediger und traf mit Wilhelm Reublin zusammen. Nachdem er im August 1527 an der Augsburger Märtyrersynode teilgenommen hatte, begann er seine Predigertätigkeit in Straßburg. Bereits im Oktober wurde er wegen aufrührerischer Predigt verhaftet und ein Jahr später aus der Stadt ausgewiesen. 1529 war Kautz maßgeblich an der Herausgabe der Wormser Bibel des Buchdruckers Peter Schöffer der Jüngere beteiligt. Aus Krankheitsgründen versuchte er 1532 erneut in Straßburg Aufnahme zu finden. Sein Gesuch wurde abgelehnt. Der weitere Lebensweg liegt im Dunkeln. Möglicherweise fand er Zuflucht in Mähren.

Sieben Artikel

  1. Das äußere Wort, das wir sprechen, hören oder schreiben kann nicht das lebendige und ewige Wort Gottes sein
  2. Das Äußerliche (Wort, Sakrament, Verheissung) hat nicht die Kraft, den inneren Menschen zu trösten oder zu versichern
  3. Die Kindertaufe ist nicht von Gott und widerspricht der Lehre Jesu
  4. Beim Abendmahl ist weder der Leib noch das Blut Jesu gegenwärtig
  5. Alles, was mit dem alten Adam gestorben ist, wird mit dem neuen Adam (Christus) neu erstehen
  6. Jesus hat nur für die gelitten, die ihm nachfolgen. Wer anders über Jesus redet, macht ihn zu einem Abgott
  7. Nicht das äußere Leiden Christi, sondern der innere Gehorsam Jesu bringt Erlösung und Versöhnung mit Gott

Werke

  • Syben Artickel zu Wormbs von Jacob Kautzen angeschlagen vnnd gepredigt, Mainz 1527.

Literatur

  • Martin Bucer: Getreue Warnung der Prediger des Evangelii zu Strassburg. Über die Artickel so Jacob Kautz. Straßburg 1527.
  • Johannes Cochlaeus: Articuli Aliquot, A Iacobo Kautio Oecolampadiano, ad populum nuper Wormaciae aediti, Köln 1527.
  • Timotheus Wilhelm Röhrich: Zur Geschichte der Strassburgischen Wiedertäufer. In: Zeitschrift für die Historische Theologie. 30 (1860).
  • Adolf Brecher: Kautz, Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 510 f.
  • Georg Baring: Die Wormser Propheten. Eine vorlutherische evangelische Prophetenübersetzung aus dem Jahr 1527. In: Archiv für Reformationsgeschichte, 31 (1934), S. 23-41.

Weblinks


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