Marcelina Darowska

Marcelina Darowska
Marcelina Darowska in Ordenstracht

Marcelina Darowska (auch Marcellina geschrieben, * 16. Januar 1827 in Szulaki (damals Polen unter russischer Besetzung, heute Ukraine); † 5. Januar 1911 in Jazłowiec (heute Yazlovets, Ukraine)[1]) war eine polnische Nonne, die 1996 von Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz in Rom selig gesprochen wurde[2]. Sie war die Mitbegründerin[3] des Ordens der Schwestern der unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria[4], eines katholischen Nonnenordens, der heute in Polen, Weißrussland und der Ukraine tätig ist.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Ehe

Marcelina Kotowicz wurde im damals russisch besetzten Szulaki als Tochter des wohlhabenden Gutsbesitzerehepaars Jan und Maksymilia Kotowicz geboren[5]. Bereits als Kind soll sie sehr religiös gewesen sein. Im Alter von 12 Jahren wurde sie für drei Jahre an eine Schule nach Odessa geschickt. Später arbeitete sie in der väterlichen Gutsverwaltung. Da ihr Vater die Frömmigkeit seiner Tochter nicht teilte, soll er ihr gemäß Legende vor seinem Tod das Versprechen abgenommen haben, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Am 2. Oktober 1849 wurde dann nach längerer und schwerer Krankheit mit Karol Darowski, einem Gutsbesitzer aus dem damaligen Gouvernement Podolien, die Ehe geschlossen. Doch bereits 1852 starb Darowski an Typhus und hinterließ eine 25jährige Witwe mit den Kindern Josef und Karolina. Nachdem einige Monate später auch ihr Sohn starb, soll Darowska sich der Heiligen Maria mit dem Schwur, nicht länger einem Menschen anzugehören (im Italienischen: "einer Kreatur" - di non appartenere più ad alcuna creatura)[5] versprochen haben.

Aus gesundheitlichen Gründen unternahm sie eine Reise zunächst nach Berlin, später nach Paris und schließlich erreichte sie am 11. April 1853 Rom.

Leben als Nonne

In Rom traf sie den Priester Hieronym Kajsiewicz, einen Resurrektionisten, der ihr spiritueller Mentor wurde. Am 12. Mai 1854 legte Darowska vor ihm das Gelübde ab. Kasjewicz vermittelte auch die Bekanntschaft zur Nonne Józefa Karska[6], die eine enge Freundin werden sollte. Die Beiden entwickelten die Idee zur Gründung einer Kongregation, die der Ausbildung und Unterstützung polnischer Frauen gewidmet sein sollte. Die neue Organisation, der Orden der Schwestern der unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria, wurde 1857 in Rom begründet und bestand zunächst nur aus vier Mitgliedern. Nachdem Karska 1860 an Typhus verstarb, übernahm Darowska die Leitung des Ordens. 1863 siedelte sie den Orden in ihre polnischen Heimat, nach Jazłowiec in der Diözese Lemberg über, und eröffnete dort in der ihr überlassenen Schlossruine den Klosterkonvent und eine erste Mittelschule für Mädchen. Nachdem der Orden 1863 das Decretum laudis des Papstes erhielt, wurde 1874 die endgültige Zustimmung erteilt und 1889 die Ordenskonstitution genehmigt. Die in Jazłowiec errichtete Statue der unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes in der Klosterkapelle wurde 1883 von Erzbischof Sigismund Felix Feliński gesegnet und 1939 durch den polnischen Primas August Hlond gekrönt.

Im Laufe ihres 50jährigen Wirkens als Ordensleiterin konnte Darowska neben der Gründung weiterer Klöster den Tätigkeitsbereich um Kindergärten und Grundschulen in ländlichen Gegenden erweitern. Marcelina Darowska, die im Alter an schweren Kreislaufproblemen und Kopfschmerzen litt, starb am 5. Januar 1911. Zu dem Zeitpunkt besaß der von ihr gegründete Orden 7 Klöster und bestand aus 350 Schwestern[1].

Ansatz und Bedeutung

Die Idee zum Ordenszweck der Ausbildung von Mädchen und jungen Frauen basierte auf der Überlegung Darowskas, dass die Frau und Mutter die treibende Kraft zur Entstehung und Erhalt der Familie und damit einer funktionierenden Gesellschaft sei. Das Leben der Ordensschwestern sowie auch der Schülerinnen sollte deshalb von den göttlichen Geboten zur Wahrheitsliebe, Vertrauen und Selbstlosigkeit bestimmt werden. Die in den Ordenseinrichtungen Ausgebildeten (heute Mädchen und Jungen) sollten und sollen zu gottzugeneigten, mitmenschlichen und pflichtbewussten Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden.

1904 würdigte der polnische Dichter Henryk Sienkiewicz anlässlich eines Ordensjubiläums in einem Brief an Darowska deren Arbeit: "... gelobt seist Du für Deine weise Arbeit und Ehre gebührt Deinen Leistungen und Gläubigkeit". Sie antwortete: "... Ich achte nicht auf die (guten) Ergebnisse unserer Arbeit, da sie nicht uns gehören. Sollte es sie geben, gehören sie Gott zum Besten unseres geliebten und zerrissenen Vaterlandes".

... das Königreich Gottes in die Seelen der Menschen zu tragen und so in die Welt zu bringen - das war die Idee ihrer apostolischen Arbeit, die in der Stille eines Herzens in Gebeten erwuchs. Sie wollte alles tun, um Wahrheit, Liebe und Gottesfürchtigkeit im menschlichen Leben triumphieren zu lassen und so das Angesicht der von ihr geliebten Nation (gemeint ist Polen, Anm. des Verf.) zu verändern. Zusammen mit ihren Ordensschwestern arbeitete sie unermüdlich an der Realisierung des Zieles zur Schaffung des Königreichs Jesus' auf Erden; mit einem Schwerpunkt bei der christlichen Ausbildung der jungen Generationen, vor Allem von Mädchen. Sie formulierte die herausragende Rolle der christlichen Frauen als Ehefrau, Mutter und Bürgerin eines Landes .... Die jetzt Gesegnete ist ein Beispiel des apostolischen Glauben, der der katholischen Kirche neue Wege zum Dasein in der Welt und Schaffung einer gerechteren und menschlicheren Gesellschaft im Namen Christi ermöglicht ...

Papst Johannes Paul II., Auszug aus der Proklamation zur Seligsprechung von Marcelina Darowska am 6. Oktober 1996

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b gem. Eintrag in Heiligenlexikon.de
  2. gem. Edmundrice.net
  3. gem. Bernhard Stasiewski, Tausend Jahre polnischer Kirchengeschichte, in: Kirche im Osten (10. Band), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1967, S. 60
  4. polnisch: Zgromadzenie Sióstr Niepokalanego Poczęcia Najświętszej Marii Panny; lateinisch: Congregatio Sororum Immaculatae Conceptionis Beatae Virginis Mariae
  5. a b gem. Antonio Borrelli, Beata Marcellina Darowska (Maria Marcellina dell’Immacolata Concezione) Fondatrice bei Santiebeati.it (in italienisch)
  6. Józefa Karska (Ordensname: Maria Józefa des gekreuzigten Jesus, *7. April 1823 in Olchowiec in der Woiwodschaft Lublin (Polen); † 11. Oktober 1860 in Rom)

Literatur

Weblinks


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