Das BUCH der Beweise

Das BUCH der Beweise

Das BUCH der Beweise (engl. Proofs from THE BOOK) ist ein Buch der Mathematiker Martin Aigner und Günter M. Ziegler, das besonders schöne Beweise enthalten soll. Es wurde 1998 auf Englisch und 2002 auf Deutsch herausgegeben sowie in weiteren Sprachen veröffentlicht. Die Idee zu einem solchen Buch stammte von dem Mathematiker Paul Erdős, der scherzhaft den Gedanken entwickelte, dass Gott alle perfekten Beweise in einem Buch aufbewahre. Man brauche als Mathematiker zwar nicht an Gott zu glauben, jedoch an dieses Buch. Der Gedanke basierte auf der Aussage des Briten Godfrey Harold Hardy, dass es „keinen Platz in der Welt für hässliche Mathematik“ gebe.

Erdős beteiligte sich noch an den Vorbereitungen für die Ausarbeitungen für das Buch, die von Aigner und Ziegler gestartet wurden, starb jedoch 1996, also zwei Jahre vor der (englischen) Veröffentlichung des Buches.

Die Autoren bemühten sich, nur Beweise zu wählen, die mit den Kenntnissen des Mathematik-Grundstudiums verständlich sind.

Das Buch behandelt die fünf Bereiche Zahlentheorie, Geometrie, Analysis, Kombinatorik und Graphentheorie. Die aktuelle Version enthält 40 Kapitel. Das Buch erschien in insgesamt 14 Sprachen, außer auf Englisch und Deutsch zum Beispiel auf Französisch, Polnisch, Portugiesisch, Japanisch, Ungarisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Koreanisch, Türkisch und Chinesisch.

Nach den Erinnerungen seines Schülers Bela Bollobas war das Buch der Beweise eher eine Art Scherz von Erdős, den dieser nicht allzu ernst nahm.[1]

Das Kusszahlenproblem (Problem der 13 Kugeln) wurde ab der zweiten Auflage weggelassen, da sich der Beweis, der einer Skizze von John Leech von 1956 folgte und diesen zu vervollständigen suchte, als unvollständig erwies und der Versuch seiner Ergänzung als zu umfangreich.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel[2]

Zahlentheorie

Geometrie

  • Kapitel 9: Hilberts drittes Problem: Zerlegung von Polyedern, nach den Verbesserungen und Vervollständigungen von Max Dehns Beweis durch Hugo Hadwiger, Kagan, Boltjanski und anderen.
  • Kapitel 10: Satz von Sylvester und Tibor Gallai: Für jede Anordnung von n Punkten in der Ebene, die nicht alle auf einer Geraden liegen, gibt es eine Gerade, die genau zwei der Punkte enthält. Gegeben wird der Beweis von L. M. Kelly, den Coxeter 1948 veröffentlichte. Auch Verallgemeinerungen des Satzes von Nicolaas Govert de Bruijn und Erdős werden behandelt.
  • Kapitel 11: eine von P. R. Scott 1970 ausgesprochene Vermutung, dass n \geq 3 Punkte in der Ebene, die nicht alle auf einer Geraden liegen, mindestens (n-1) Steigungen der durch je zwei Punkte verlaufenden Geraden haben. Präsentiert wird der Beweis von Eli Goodman, Ricky Pollack und Peter Ungar (1982).
  • Kapitel 12: Drei Anwendungen der Eulerschen Polyederformel (für die der Beweis von Staudts präsentiert wird). Unter anderem wird ein weiterer Beweis des Satzes von Sylvester und Gallai daraus abgeleitet (nach Norman Steenrod) und ein Satz von Georg Pick (1899): jedes elementare Dreieck, das heißt mit Eckpunkten, die auf einem ganzzahligen Gitter liegen, das aber keine weiteren Gitterpunkte enthält, hat den Flächeninhalt \tfrac 12.
  • Kapitel 13: Der Starrheitssatz für dreidimensionale Polyeder von Augustin Louis Cauchy, mit dem Beweis von Cauchy.
  • Kapitel 14: Die Frage der maximalen Anzahl sich paarweise berührender d-dimensionaler Simplices in d Dimensionen. Ergebnisse von Joseph Zaks und Micha Perles werden präsentiert.
  • Kapitel 15: Eine Vermutung von Erdős (1950), dass jede Menge von mehr als 2d Punkten im d-dimensionalen euklidischen Raum mindestens einen Winkel zwischen den Verbindungslinien der Punkte liefert, der kein spitzer Winkel ist. Beweis von Ludwig Danzer und Branko Grünbaum (1962), wobei sie gleichzeitig eine erweiterte Vermutung von Victor Klee bewiesen.
  • Kapitel 16: Die Widerlegung der Borsuk-Vermutung über die Zerlegung konvexer Mengen im d-dimensionalen Raum (zuerst durch Jeff Kahn und Gil Kalai 1994), mit dem Beweis von A. Nilli.

Analysis

  • Kapitel 17: verschiedene Sätze der Mengenlehre, unter anderem Georg Cantors Beweis (Diagonalargument) der Nichtabzählbarkeit der reellen Zahlen und ein Beweis des Satzes von Schröder-Bernstein von Ernst Schröder und Felix Bernstein nach Paul Cohen. Präsentiert wird auch ein elementarer Satz über Familien analytischer Funktionen von Wetzel (1962), dessen Lösung von der Kontinuumshypothese abhängt (Beweis von Erdős), und die Aufzählung der rationalen Zahlen nach Calkin und Herbert Wilf.
  • Kapitel 18: Cauchy-Schwarzsche Ungleichung und Ungleichung für das harmonische, arithmetische und geometrische Mittel (Beweis von Cauchy und H. Alzer). Letztere Ungleichung wird auf den Satz von Laguerre über die Lage der Nullstellen von Polynomen (mit nur reellen Nullstellen) angewandt und auf einen Satz von Erdős und Gallai, der diesen verallgemeinert (nach George Polya 1940), sowie auf einen Satz der Graphentheorie von Pal Turan.
  • Kapitel 19: Fundamentalsatz der Algebra, präsentiert wird der Beweis nach einer Grundidee von Alembert (1746).
  • Kapitel 20: die Frage, ob man ein Quadrat in eine ungerade Anzahl Dreiecke gleicher Fläche zerlegen kann.[4] Dies ist nicht möglich. Präsentiert wird der Beweis von Paul Monsky[5], der einzige bisher bekannte Beweis. Er benutzt die Bewertungstheorie.
  • Kapitel 21: ein Satz von George Polya (1928) über komplexe Polynome f n-ten Grades (mit führendem Koeffizienten gleich 1). C sei die Menge, die von f auf den Kreis mit Radius 2 in der komplexen Ebene abgebildet wird, L eine beliebige Gerade in der komplexen Ebene. Dann ist die orthogonale Projektion von C auf L maximal von der Länge 4. Polya führte den Beweis auf einen Satz von Tschebyschow zurück.
  • Kapitel 22: Beweis eines Lemmas von John Edensor Littlewood und Offord (1943, verbessert von Erdős) durch Kleitman (1970). Das Lemma macht Aussagen über die Anzahl der Punkte im Einheitskreis in der komplexen Ebene, die als Linearkombination von n Punkten vom Betrag größer oder gleich 1 mit Koeffizienten plus/minus 1 dargestellt werden können.
  • Kapitel 23: Partialbruchzerlegung der Kotangensfunktion, zuerst von Euler gegeben, mit dem Beweis von Gustav Herglotz.
  • Kapitel 24: das Buffonsche Nadelproblem, nach E. Barbier (1860).

Kombinatorik

  • Kapitel 25: Schubfachprinzip und doppeltes Abzählen. Unter anderem wird dort eine von Erdős Lieblingsfragen an angehende junge Mathematiker erwähnt, die er auch Lajos Posa bei ihrer ersten Begegnung stellte. Als Anwendung des doppelten Abzählens wird Sperners Lemma (von Emanuel Sperner) erwähnt, aus dem der Brouwersche Fixpunktsatz abgeleitet wird.
  • Kapitel 26: Zerlegung von Rechtecken in Rechtecke nach Max Dehn, Nicolaas Govert de Bruijn.
  • Kapitel 27: Drei berühmte Beweise über endliche Mengen. Der Satz von Sperner (Beweis von David Lubell), der Satz von Erdős-Ko-Rado (nach Gyula Katona) und der Heiratssatz von Hall (nach T. E. Easterfield und Paul Halmos/H. Vaughan) aus der Kombinatorik.
  • Kapitel 28: Analyse perfekter Kartenmischungen (Riffle Shuffle, analysiert von Edgar Gilbert und Claude Shannon 1955) nach Persi Diaconis und David Aldous (1986). Präsentiert wird der Beweis im Buch für mindestens 12 Mischungen, Diaconis und Aldous bewiesen, dass sieben ausreichen (aber nicht weniger).
  • Kapitel 29: Lemma von Gessel und Viennot (Ira Gessel, Gerard Viennot 1985) in der abzählenden Kombinatorik, mit Anwendungen zum Beispiel auf Determinanten[6].
  • Kapitel 30: der Satz von Cayley über die Anzahl beschrifteter Bäume (Arthur Cayley 1889). Es werden vier Beweise gegeben.
  • Kapitel 31: Identitäten für Produkte unendlicher Reihen und Reihen mit Zerfällungen (Partitionen), wie sie zum Beispiel von Euler und Ramanujan behandelt wurden. Behandelt wird ein Bijektions-Beweis für eine Identität von Euler nach Doron Zeilberger und David Bressoud.
  • Kapitel 32: Vervollständigung von Lateinischen Quadraten. Die Möglichkeit dazu wurde vermutet von Trevor Evans 1960, bewiesen von Bohdan Smetaniuk 1981.

Graphentheorie

  • Kapitel 33: Problem von Jeff Dinitz (1978) über Graphenfärbung, bewiesen von Fred Galvin 1995 nach Vorarbeit von Jeanette Janssen (1992). Ist es möglich die Zellen eines n x n Quadrats so zu färben, dass die Farben in jeder Reihe und Spalte verschieden sind ? Dabei wird jeder Zelle eine Palette (Liste) von n Farben zugewiesen, die auch von Zelle zu Zelle verschieden sein kann. Galvin bewies, dass es möglich ist.
  • Kapitel 34: der Fünf-Farben-Satz mit Farblisten (wie im Dinitz Problem) mit dem Beweis von Carsten Thomassen (1979).
  • Kapitel 35: Das Problem der Museumswächter von Victor Klee, mit der Lösung von Vašek Chvátal (bei n Wänden sind mindestens \lfloor \frac {n}{3} \rfloor (also n/3 abgerundet) Wachen nötig für die „schlecht-möglichste“ Anordnung der Wände).[7]
  • Kapitel 36: der Satz von Turan in der extremalen Graphentheorie, für den fünf Beweise gegeben werden (unter anderem von Turan, Erdős).
  • Kapitel 37: Berechnung der Kapazität von Kommunikationskanälen und Graphen nach Claude Shannon (mit einem Beweis von Laszlo Lovasz).
  • Kapitel 38: Beweis der Vermutung von Martin Kneser (1955) über die Färbungszahl von Kneser-Graphen, für den nach dem Beweis von Laszlo Lovasz 1978 Imre Bárány und Joshua Greene (2002) vereinfachte Beweise gaben. Präsentiert wird der Beweis von Greene.
  • Kapitel 39: der Freundschaftssatz der Graphentheorie von Erdős, Alfred Renyi und Vera T. Sós (mit dem Beweis der drei).
  • Kapitel 40: Anwendungen der wahrscheinlichkeitstheoretischen Methode in der Graphentheorie nach Erdős und Renyi zum Beispiel auf die Abschätzung von Ramsey-Zahlen.

Siehe auch

Quellen

Verweise

  1. Bollobas, Interview, Universität Singapur, 2007, pdf Datei. Bollobas ist im Buch der Beweise nicht vertreten.
  2. in der vierten englischen Auflage, Springer Verlag 2009
  3. andere Beweise gaben Pafnuti Lwowitsch Tschebyschow und S. Ramanujan
  4. die Zerlegung in eine gerade Anzahl ist trivial
  5. Monsky, American Mathematical Monthly, Bd.77, 1970, S.161
  6. gefunden wurde es schon 1972 durch Bernt Lindström, aber damals wenig beachtet
  7. Chvatal, Journal of Combinatorial Theory, Bd.18, 1975, S.39
  8. Hans Lenk: Kreative Aufstiege - zur Philosophie und Psychologie der Kreativität. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt 2000. ISBN 3-518-29056-8, S. 171ff

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