Departement der Aller

Departement der Aller
Departement der Aller
Allerdepartement
Département de l´Aller
Lage 1811
Basisdaten (1810)
Bestehen: 1. September 1810 bis 1813
Königreich: Westphalen
Präfektur: Hannover
Einwohner: 432.710 (Dezember 1810)
Gliederung: 1810: drei Distrikte
1811: drei Distrikte
Präfekt: Ritter Frantz
Die wechselvolle Einteilung des Departements
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Das Departement der Aller (frz.: Département de l´Aller), auch Allerdepartement genannt, war von 1810 bis 1813/14, mit Gebietsveränderungen, Teil des Königreichs Westphalen (Westfalen).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Durch Dekret Kaiser Napoleon I. vom 14. Januar 1810 wurde das Kurfürstentum Hannover dem Königreich Westphalen einverleibt. Am 1. März des Jahres trat der in Paris geschlossene Vertrag inkraft. Lediglich etwa 15.000 Einwohner im Lauenburgischen wurden ausgenommen, ein Gebiet, das sich der Kaiser zu eigener Disposition vorbehielt. Integriert wurden das Fürstentum Calenberg, das Herzogtum Lüneburg, die Herzogtümer Bremen und Verden, die Grafschaften Hoya und Diepholz, das Land Hadeln, die Herrschaft Spiegelberg und das Fürstentum Lauenburg mit insgesamt 218.615 Seelen. Damit umfasste das Königreich etwa 2,6 Millionen Untertanen, wodurch es zum zweitgrößten Land im Rheinbund aufstieg.

Gleichzeitig mit der Auflösung des Departements der Weser zum 1. September 1810 hörten die Amtsverrichtungen der Gouvernementskommission zu Hannover auf. An diesem Tag trat die neue Gebietseinteilung im Departement der Aller, im Departement der Nieder-Elbe und im Departement der Elbe- und Weser-Mündung inkraft. Die Departements der Niederelbe und der Elbe- und Weser-Mündung wurden am 31. Dezember 1810 bereits wieder aufgelöst.

Ab 1. September 1810 wurde das neue Departement der Aller, ein Landstrich zwischen Weser, Aller und Leine bis zur Vereinigung der beiden Flüsse Aller und Leine, geschaffen. Es bestand aus dem größten Teil des Fürstentum Calenberg, aus dem südlichen Teil des Herzogtums Lüneburg, dem Cellischen Quartier (mit Ausschluss der Holzgegend, zwischen den Flüssen Oker und Leine, die nun zum Distrikt Braunschweig, Departement der Oker, gehörte), weiter einem Teil der Grafschaft Hoya und Diepholz mit Ausschluss der zum Departement der Elbe- und Weser-Mündung gekommenen Hoyaschen Ämter. Hinzu kamen vier Kantone des altwestphälischen Distrikts Rinteln aus dem Departement der Weser und aus den zerstreut liegenden hessen-lauenburgischen Ämtern die vier Kantone Sachsenhagen, Obernkirchen, Freudenberg und Rodenberg. Rinteln wurde mit dem Hamelnschen Gebiet zu einem dritten Distrikt des Departement der Leine. Vom Departement der Oker kamen drei Kantone aus dem Distrikt Hildesheim, Elze (der Teil auf dem linken Leine-Ufer) Sarstedt und Algermissen, zum Allerdepartement. In ihm lebten 249.158 "Seelen". Als Hauptort des Departements wurde Hannover bestimmt.

Durch die Bildung der drei Hanseatischen Departements mit Wirkung vom 1. Januar 1811 verlor das Allerdepartement den Distrikt Nienburg sowie die Grafschaften Hoya und Diepholz. Sie kamen ins neu gebildete französische Departement der Wesermündung. Die Orte rechts der Weser, Neustadt am Rübenberge und Rehburg, kamen zum Distrikt Hannover, während der Distrikt Uelzen neu hinzukam.

Zustand 1811

Im Norden des Departements bildeten die von Napoleon zum 1. Januar 1811 annektierten Hanseatischen Departements, das Departement der Elbemündung und Departement der Weser-Mündung, die Grenze, im Osten das Departement der Elbe und im Süden das Departement der Oker und das Leine, während im Westen das Leinedepartement und das französische Departement der Lippe angrenzten.

Das Departement der Aller umfasste 160,2 Quadratmeilen oder 444 Lieues (französische Wegstunde) oder 3.530.747 Braunschweigische Morgen (8400 km²). Die Einwohnerzahl wurde zum 31. Dezember 1810 mit 432.710 angegeben. Die Menschen lebten in 18 Städten, 12 Marktflecken, 779 Dörfern, 428 Weilern 227 Einzelgebäuden mit insgesamt 30.596 Feuerstellen. Den 57.274 Stadtbewohnern standen 185.166 Landbewohner gegenüber. Das Departement bestand aus drei Distrikten, 40 Kantonen, 475 Gemeinden, 21 Kantonmairien und 41 Friedensgerichten. Der Appellationshof war in Celle. Die Hauptstadt war Hannover.

  • Der Distrikt Hannover hatte 61.267 Einwohner und umfasste 2231,25 km² in 12 Städten, drei Marktflecken, drei Vororten, 265 Dörfern, 56 Weilern, 56 Einzelgebäuden mit insgesamt 15.520 Feuerstellen (16 Kantone mit 185 Gemeinden). Distrikthauptstadt war Hannover.
  • Der Distrikt Celle hatte 63.606 Einwohner und umfasste 2730 km² in drei Städten, zwei Marktflecken, drei Vororten, 199 Dörfern, 113 Weilern, 74 Einzelgebäuden mit insgesamt 7996 Feuerstellen (12 Kantone mit 134 Gemeinden). Distrikthauptstadt war Celle.
  • Der Distrikt Uelzen hatte 61.835 Einwohner und umfasste 3438,75 km² in drei Städten, sieben Marktflecken, drei Vororten, 315 Dörfern, 259 Weilern, 97 Einzelgebäuden mit insgesamt 7074 Feuerstellen (12 Kantone mit 156 Gemeinden). Distrikthauptstadt war Uelzen.

Das Königreich Westphalen war in Departements, die Departements in Distrikte, diese in Kantone und letztere in Munizipalitäten eingeteilt.[1]

Distrikt Kantone
Hannover Hannover (Stadt und Land), Langenhagen, (Garbsen-)Osterwald, Wunstorf, Gehrden, (Sachsenhagen, Rodenberg, Freudenberg aus dem Departement der Weser,) (Elze, Sarstedt und Algermissen aus dem Departement der Oker,) Obernkirchen, Springe, Pattensen, Ilten(-Sehnde). – Neustadt am Rübenberge und Rehburg kamen 1811 hinzu. 1811 fehlen: Freudenberg und Algermissen.
Celle Celle, Bissendorf (Mellendorf), Burgwedel, Burgdorf, Uetze, Meinersen, Wienhausen, Gifhorn, Beedenbostel, Winsen an der Aller, Bergen und 1811 Hudemühlen.
Nienburg nur 1810 Nienburg (Stadt und Land), Stolzenau, Steyerberg, Sulingen, Ehrenburg, Diepholz, Lemförde, Barnsdorf, Harpstedt, Bassum, Neubruchhausen, Hoya, Altbruchhausen, Rehburg und Neustadt am Rübenberge.
Uelzen ab 1811 Uelzen, Ebstorf, Bienenbüttel, Medingen, Oldenstadt, Uelzen, Bodenteich, Bergen an der Dumme, Clenze, Hitzacker, Dannenberg, Bleckede und Fallingbostel.

Präfekturen

Das Departement der Aller hatte seinen Sitz in Hannover. Es wurde geleitet vom Präfekten, Ritter Frantz (Franzen)[2], unterstützt von einem Generalsekretär namens Heise. Dem Präfektur-Rat gehörten die Herren Ramberg, Witte und Manstädt an.[3] In der Hierarchie folgten die Unterpräfekturen, obenan der Distrikt Hannover, dessen Verwaltung dem Präfekten übertragen war.

Weitere Unterpräfekturen gab es in

  • Celle: der Unterpräfekt August von Stralenheim[4] mit dem Sekretär der Unterpräfektur von Hodenberg,
  • Uelzen: der Unterpräfekt von Düring, General-Sekretär, mit einem Sekretär namens Hermes.

Postmeister

Das Königreich Westphalen hatte die Posthoheit im Lande (siehe Postgeschichte des Königreichs Westphalen).

  • Elze, Expéditeur: Sander (1810–13)
  • Hannover, Directeur de 1re classe (Direktor 1. Klasse): Henneberg (1811–13), Contrôleur de Larochette (1811–13)
  • Pattensen, Pattensen, Expéditeur: Karf (1811–13)
  • Springe, Expéditeur: Lindemann (1810–13)
  • Wunstorf, Expéditeur: Klopp (1811–13)
  • Regburg (oder auch) Rehburg, Expéditeur: Redecker (1813)
  • Gleidingen (Laatzen), Expéditeur: Ritter (1810), Directeur 3. Klasse: Petersen (1811–13)
  • Bergen, Expéditeur: Stoffregen (1811–13)
  • Burgdorf, Expéditeur: Wielfeld (1811–13)
  • Hohenhameln, Expéditeur: Büdeler (1810–13)
  • Celle, Directeur 1. Klasse: Fariaux (1811–13), Contrôleur: G. F. Meissner (1811–13)
  • Gifhorn, Expéditeur: Renneberg (1811–13)
  • Bienenbüttel, Expéditeur: Hudwisky (1811–13)
  • Bleckede, Buchholz, Expéditeur: (1810–13)
  • Ebstorf, Expéditeur: Lubbecke (1811–13)
  • Uelzen, Directeur 2. Klasse: Bluhm (1811–13), Contrôleur: Klingsohr (1811 nach Heiligenstadt), Hoefft (1812–13)
  • Bodenteich, Expéditeur: Lübbecke (1811–13)
  • Ebstorf, Expéditeur: Lubbecke (1811–13)
  • Hademsdorf, Expéditeur: Mohlfeld (1811–13)
  • Hagenburg, Expéditeur: Engelke (1811–13)
  • Ohof, Expéditeur: Areus (1810–13)
  • Gamsen, Expéditeur: Lübbecke (1811–13)
  • Neustadt (Aller), Expéditeur: Dettmering (1811–13)
  • Mellendorf, Expéditeur: Mohlfeld (1811–13)
  • Schnackenburg, Expéditeur: Blumenthal (1811–13),
  • Schillerslage, Expéditeur: Sprengel (Witwe) (1811–13)
  • Thiedewiesen, Expéditeur: Deiters (1810–13)
  • Hameln, Directeur 2. Klasse: Alberts (1812–13)
  • Görde, Expéditeur: Neumann (1811–13)
  • Groß Oesingen, Expéditeur: Thies (1810–13)
  • Eschede, Expéditeur: Lichtenberg (1811–13)

Literatur

  • Almanach royal de Westphalie, Kassel: L´Imprimerie Royal 1810 bis 1813
  • Bulletin des Lois. Gesetz-Bulletin, Band 1, Kassel: L´Imprimerie Royal 1812 (bes. S. 292 ff.)
  • Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Westphalen, Hannover: Gebrüder Hahn 1811
  • Special-Atlas des Königreichs Westphalen, bestehend aus acht Departements- und einer General-Charte auf höchsten Königl. Befehl nach Official-Quellen, Maßstab ca. 1:280.000, Weimar: Verlag des Geographischen Instituts 1811
  • Heinrich Berghaus: Deutschland seit hundert Jahren. Geschichte der Gebiets-Eintheilung und der politischen Verfassung des Vaterlandes. Erster Band, Leipzig: bei Voigt & Günter 1862
  • Matthias Blazek: Das Kurfürstentum Hannover und die Jahre der Fremdherrschaft 1803-1813, Stuttgart: ibidem 2007. ISBN 3-89821-777-9
  • Wilhelm Havemann: Geschichte des Landes Braunschweig, 2. Band, Lüneburg: Verlag von Herold und Wahlstab 1838
  • Helmuth Herfurth: Die französische Fremdherrschaft und die Volksaufstände vom Frühjahr 1813 in Nordhannover. Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Vol. XLV. Hildesheim: A. Lax 1936
  • Arthur Kleinschmidt: Geschichte des Königreichs Westfalen, Gotha: Fr. A. Perthes 1893 (bes. S. 333, 524, 606 mit Hinweisen über den Präfekten des Allerdepartements, Frantz)
  • August Wilhelm Pohlmann: Geschichte der Stadt Salzwedel, Halle: Hammerde und Schwetschke 1811
  • Peter Adolph Winkopp: Der Rheinische Bund, 17. Band, Heft 49-51, Frankfurt am Main: J.C.B. Mohr 1810

Einzelnachweise

  1. Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Westphalen, Hannover, bei den Gebrüdern Hahn, 1811.
  2. Ritter Frantz war ein ehemaliger preußischer Kriegs- und Domänenrat und sous-préfet (Unterpräfekt) von Halle. Zuletzt war Frantz vom 1. Oktober 1808-31. März 1811 Präfekt von Göttingen gewesen. Dort wurde er zum 1. April 1811 ersetzt von Daniel Heinrich Delius (1773-1832). [Böhme, Ernst; Vierhaus, Rudolf (Hg.), Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen - Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648-1866), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002, S. 47 ISBN 3-525-36197-1, unter Bezugnahme auf: Thimme, Adolf, Die inneren Zustände des Kurfürstenthums Hannover 1806-1813, Band 2, Hannover/Leipzig 1895, S. 111 ff.] Angabe im Almanach royal de Westphalie 1813, S. 192: "PRÉFECTURE. / M. FRANTZ*, préfet, à Hanovre."
  3. Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Westphalen, a. a. O., S. 50.
  4. Carl Wilhelm August Dr. Freiherr von Stralenheim, Auditor im Staatsrat (1811), * Imbshausen 17. August 1777, † Hannover 19. Mai 1847, Oberappellationsgerichtspräsident in Celle 1820-1828, dann Kultusminister in Hannover, 1837-1847 auch Justizminister, Familienpapier im Stadtarchiv Celle (Möller, Reinhard W. L. E., Celle-Lexikon - Von Abben bis Zwische, Hildesheim: August Lax 1987, S. 219. ISBN 3-7848-4039-6).

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