Deutscher Palästinaverein

Deutscher Palästinaverein

Der Deutsche Palästinaverein ist ein 1877 auf Initiative des Schweizer Geographen Carl Zimmermann gegründeter Verein zur Förderung der Bibelkunde und wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte und Kultur Palästinas. Er strebte bei seiner Gründung eine Ausweitung der philologisch basierten Erforschung der Bibel durch Einbeziehung der Landeskunde an. Konfessionelle oder politische Grenzen wurden dabei jedoch nicht gesetzt. Vorbild war der 1865 gegründete britische Palestine Exploration Fund. In den Statuten des Vereins heißt es unter anderem:

„§ 1: Unter dem Namen «Deutscher Verein zur Erforschung Palästina's» besteht auf Grund der nachfolgenden Statuten eine wissenschaftliche Gesellschaft und übt unter jenem Namen die Rechte der juristischen Persönlichkeit aus.“

Ferner wird in § 2 der Zweck des Vereins als „die wissenschaftliche Erforschung Palästina's nach allen Beziehungen zu fördern und die Theilname daran in weiteren Kreisen zu verbreiten“ benannt.

Die Palästinaforschung sollte durch topographische Befunde, durch Expeditionen in das Land der Schauplätze der Bibel, sowie durch archäologische, geographische und ethnographische Forschung erweitert werden. Die aktuellen politischen Verhältnisse waren ebenfalls Gegenstand der Untersuchungen. Um diese Ziele zu erreichen, sollten die lokal begrenzten und zerstreuten Tätigkeiten nach britischem Vorbild gebündelt, sowie die finanzielle Förderung der Forschung verbessert werden.

Wichtige Gründungsmitglieder waren der Schweizer Orientalist Albert Socin, der deutsche evangelische Theologe Emil Kautzsch, der Alttestamentler und Palaestinaforscher Hermann Guthe, der ehemalige deutsche Konsul in Jerusalem Baron von Alten, der amtierende Konsul Freiherr von Münchhausen, der Berliner Kartograph Heinrich Kiepert, der Stuttgarter Geologe Eberhard Fraas, der evangelische Theologe Franz Delitzsch und der Leipziger Verleger Karl Baedeker (junior).

Der Verein hatte schon im Gründungsjahr rund 230 zahlende Mitglieder. Er gab beim G. D. Baedeker Verlag Leipzig die jährlich erscheinende Zeitschrift des Deutschen Palästinavereins (ZDPV) heraus, die einen strikten wissenschaftlichen Anspruch hatte. Unter den prominentesten Mitgliedern waren die Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II., sowie der preußische Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke

Etliche Mitglieder des DPV waren zugleich Mitglieder des PEF, z.B. der in Haifa ansässige Ingenieur, Architekt und Archäologe Gottlieb Schumacher oder der in Jerusalem lebende Architekt, Archäologe und Missionar Conrad Schick.

Literatur

  • Dominique Trimbur (Hrsg.): Europäer in der Levante. Zwischen Politik, Wissenschaft und Religion (19. – 20. Jahrhundert). = Des Européens au Levant. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-57561-9 (Pariser historische Studien 53).
  • Haim Goren: „Zieht hin und erforscht das Land“. Die deutsche Palästinaforschung im 19. Jahrhundert. Wallstein, Göttingen 2003, ISBN 3-89244-673-3 (Schriftenreihe des Instituts für Deutsche Geschichte der Universität Tel-Aviv 23).

Weblinks


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