Deutschland (U-Boot)

Deutschland (U-Boot)
Deutschland
Als U155 an der Tower-Bridge, London

Als U155 an der Tower-Bridge, London

p1
Schiffsdaten
andere Schiffsnamen
  • SM U 155
Klasse U151
Bauwerft Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (Druckkörper)
Germaniawerft, Kiel (Fertigbau)
Stapellauf 28. März 1916
Verbleib 1922 in Morecambe abgebrochen
Schiffsmaße und Besatzung
Vermessung 791 BRT, 414 NRT
 
Besatzung 29 Mann
Maschine
Maschine zwei Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotoren
Maschinen-
leistung
800 PS (588 kW)
Geschwindigkeit max. 10 kn (19 km/h)
Einsatzdaten U-Boot
Aktionsradius 12000 sm
Tauchzeit 50–80 s
Tauchtiefe, max. 50 m
Geschwindigkeit getaucht max. 5,2 kn
Sonstiges
Feindfahrten 3
milit. Erfolge 42 Schiffe versenkt (121.328 BRT)
1 Schiff beschädigt (1.338 BRT).
Innenaufnahme
Kapitän Paul König und Besatzung der Deutschland, Baltimore 1916
Deutschland beim Entladen in New London, 1916.

Die Deutschland war ein deutsches Handels-U-Boot aus der Zeit des Ersten Weltkrieges mit einer Nutzlast von 1000 Tonnen Fracht, später als SM U 155 der Kaiserlichen Marine ein erfolgreicher Unterseekreuzer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 8. November 1915 gründeten der Bremer Großkaufmann Alfred Lohmann, die Reederei Norddeutscher Lloyd und die Deutsche Bank die neue Deutsche Ozean-Reederei (DOR). Bei der Gründung gaben sie ein frachttragendes U-Boot, die Deutschland, in Auftrag. Zweck war der Durchbruch durch die britische Blockade der Nordsee.

U-Deutschland, konstruiert und gebaut unter Oberingenieur Rudolf Erbach, wurde am 28. März 1916 vom Stapel gelassen und in das Handelsschiffregister eingetragen. Sie kostete mit Einrichtung etwa 4 Millionen Reichsmark. Den Druckkörper baute die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, der Fertigbau erfolgte dagegen auf der Germaniawerft in Kiel.

Im Schiffsmeßbrief waren 791 BRT, bzw. 414 NRT eingetragen. Es wurden noch sechs weitere Handels-U-Boote in Auftrag gegeben, die jedoch bis auf die Royal Navy sowie des Kriegseintritts der USA 1917 zu Artillerie-U-Booten, so genannten Unterseekreuzern, umgebaut wurden.

Technische Daten

Das Boot wurde von zwei Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotoren mit je 400 PS angetrieben und erreichte eine Geschwindigkeit von 10 kn über Wasser und 6,7 kn bei Tauchfahrt. Die Reichweite bei 10 Knoten über Wasser betrug rund 12.000 Seemeilen. Sie hatte eine Besatzung von 29 Mann.

Reisen als Handelsschiff

Erste Reise

Das Boot fuhr am 23. Juni 1916 unter Kapitän Paul König aus und trug eine für die Vereinigten Staaten wichtige Ladung von 163 t Farbstoffen (z. B. Alizarin) und pharmazeutische Rohstoffe (Salvarsan) im Wert von 60 Mio. Reichsmark sowie Bank- und Diplomatenpost. Die Deutschland war das erste U-Boot, das den Atlantik durchquerte.

Sie erreichte Baltimore am 8. Juli 1916 und übernahm dort ihre Rückladung, bestehend aus 348 t Kautschuk (Auftraggeber: Nordmann, Rassmann & Co., Hamburg), 341 t Nickel und 93 t Zinn. Am 25. August 1916 erreichte sie Bremerhaven. Insgesamt hatte sie 8.450 sm, davon 190 sm in Tauchfahrt, zurückgelegt.

Der Gewinn der Ladung betrug 17,5 Mio. RM (mehr als das Vierfache der Baukosten).

Die amerikanische Chemieindustrie konnte die gelieferten Stoffe zum damaligen Zeitpunkt nicht herstellen und war daher auf die Belieferung aus Deutschland angewiesen. Die Rückfracht deckte den Bedarf der deutschen Kriegsindustrie zwar für mehrere Monate, hatte aber insgesamt keinen größeren Einfluss auf die unter der Blockade leidende deutsche Wirtschaft.

Zweite Reise

Am 14. Oktober 1916 lief die Deutschland erneut mit einer Ladung aus Farbstoffen, Chemikalien, Medikamenten, Wertpapieren, Edelsteinen und Post aus.

New London in Connecticut wurde am 1. November 1916 erreicht. Die Rückladung bestand aus 378 t Kautschuk, 188 t Nickel, 146 t Eisenlegierung, 76 t Zinn und Silberbarren im Wert von 140.000 Dollar.

Das Boot kam am 10. Dezember 1916 wieder in Wesermünde an.

Diese Reise wurde durch die Reparatur eines Schadens verzögert, den der amerikanische Schlepper T. A. Scott an der Deutschland im Hafen von New London verursacht hatte, nachdem er infolge eines unglücklichen Manövers von dieser gerammt wurde.

Besatzung der Deutschland in New London, Connecticut

Weiteres Schicksal

Eine dritte Reise, die für den Januar 1917 geplant war, wurde wegen des Kriegseintritts der USA nicht mehr angetreten.

Am 10. Februar 1917 wurde das U-Handelsschiff Deutschland aus dem Schiffsregister gelöscht.

U-Kreuzer SM U 155

Die Deutschland wurde von der Kaiserlichen Marine übernommen, in der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven zum Unterseekreuzer umgebaut und schließlich am 19. Februar 1917 als SM U 155 in Dienst gestellt.

Der Umbau zum U-Kreuzer führte zur folgenden technischen Änderungen:

  • Verdrängung: 1503 t ↓ / 1080 t ↑
  • max. Geschwindigkeit: 12,4 kn ↑ / 5,2 kn ↓
  • Reichweite: 25.000 sm bei 5,5 kn ↑ / 65 sm bei 3 kn ↓
  • Bunkermenge: bis 328 t Treiböl
  • Tauchtiefe: 50 m  in 50–80 s
  • Bewaffnung:
    • 6 Abgangs-Torpedorohre (im Oberdeck bis 24 Torpedos) bis 1918[1]
    • Artillerie: 2 × 15-cm-Kanone (bis 1918)
  • Besatzung: 6 Offiziere + 50 Unteroffiziere/Mannschaften sowie Prisenkommando: 1 Offizier + 19 Unteroffiziere/Mannschaften

Der U-Kreuzer litt unter seiner schwachen Motorisierung, die eine Verfolgung schneller Handelsdampfer nicht erlaubte. Dennoch wurden auf drei Feindfahrten 42 Schiffe mit 121.328 BRT versenkt und ein weiteres Schiff mit 1.338 BRT beschädigt.

Bis zum 13. November 1918 blieb sie im Kriegseinsatz. Am 24. November 1918 erfolgte die Übergabe an Großbritannien, und 1922 wurde das U-Boot in Morecambe abgebrochen.

Einzelnachweise

  1. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller Verlag, Erlangen 1999, ISBN 3-86070-036-7, S. 54.

Literatur

  • Paul König: Die Fahrt der Deutschland. Verlag Ullstein & Co, Berlin 1916.
  • Jan Heitmann: Unter Wasser in die neue Welt. Handelsunterseeboote und kaiserliche Unterseekreuzer im Spannungsfeld von Politik und Kriegsführung. Berlin-Verlag Spitz, Berlin 1999, ISBN 3-87061-788-8 (Universitätsreihe – Geschichte), (Zugleich: Hamburg, Univ., Diss., 1996).
  • Eberhard Rössler: Die deutschen U-Kreuzer und Transport-U-Boote. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 2003, ISBN 3-7637-6246-9.
  • Hartmut Schwerdfeger, Erik Herlyn: Die Handels-U-Boote „Deutschland“ und „Bremen“. Das Abenteuer der sensationellen Ozeanüberquerungen. (Ein vergessenes Kapitel der Seefahrt). Kurze-Schönholtz und Ziesemer Verlag, Bremen 1997, ISBN 3-931148-99-8.
  • Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller Verlag, Erlangen 1999, ISBN 3-86070-036-7.

Weblinks


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