Dom-Römer-Projekt

Dom-Römer-Projekt
Blick vom Domturm auf das Dom-Römer-Areal (August 2011): Das weitgehend abgerissene Technische Rathaus, oben die Braubachstraße, rechts das Haus am Dom

Das Dom-Römer-Projekt (auch bekannt als Neue Altstadt Frankfurt) bezeichnet ein städtebauliches Großprojekt in der Altstadt von Frankfurt am Main. Es entwickelte sich in seinen wesentlichen Grundzügen ab 2004 aus der ursprünglichen Planung heraus, das Technischen Rathaus der Stadt umzubauen und einer neuen Nutzung zuzuführen. Über die Entscheidung zum Abriss statt Umbau und einen Architekturwettbewerb, der in Politik und Öffentlichkeit überwiegend negativ rezipiert wurde, kam es im September 2007 zu einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zugunsten einer historisierenden, kleinteiligen Bebauung.

Demnach soll nach Abriss des Technischen Rathauses ein rund 7.000 m² großes Areal zwischen dem Römerberg im Westen und dem Domplatz im Osten (danach auch oft als Dom-Römer-Areal bezeichnet), begrenzt durch die Braubachstraße im Norden und die Schirn Kunsthalle im Süden, ab 2012 neu bebaut werden. Vorgesehen sind rund 40 Gebäude, darunter auch mindestens acht Rekonstruktionen von Altstadthäusern, die im Zweiten Weltkrieg oder in der Nachkriegszeit zerstört wurden.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Zentrum des Dom-Römer-Areals vor 1944: der Hühnermarkt, um 1900

Im Zweiten Weltkrieg wurde die mittelalterliche Altstadt von Frankfurt am Main, bis dato eine der besterhaltenen Mitteleuropas, durch Bombenangriffe nahezu komplett zerstört. Nur wenige Gebäude mit historischer Bausubstanz blieben erhalten, in der Nachkriegszeit wurden zudem weitere beschädigte Gebäude überwiegend zugunsten „autogerechter“ Verkehrsplanungen abgerissen. Sehr vereinzelt kam es zur äußerlichen Rekonstruktion von Bauwerken, der überwiegende Teil der einstigen Altstadt wurde unter weitgehender Aufgabe des historischen Straßennetzes im Stil der 1950er Jahre neu bebaut.

Der Archäologische Garten, vom Domturm gesehen, September 2010

Nur der Bereich zwischen Römerberg und Dom blieb nach der Enttrümmerung Brachland, über dessen Bebauung lange Zeit gestritten wurde. Währenddessen konnten Archäologen in den frühen 1950er Jahren auf dem Areal unter den hochmittelalterlichen Schichten die Überreste einer römischen Niederlassung, aber auch jüngere Spuren, vor allem aus karolingischer Zeit freilegen. Damit galt eine jahrhundertelange Suche nach dem Ursprung der Stadt als beendet, wenngleich auch die bis dato nur durch Urkunden überlieferte Königspfalz Frankfurt nicht vom legendären Gründer Frankfurts, Karl dem Großen, sondern nach Befund erst von seinem Sohn, Ludwig dem Frommen, erbaut worden war.

1966 begann der Bau für die B-Strecke der Frankfurter U-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Konstablerwache. Der Linienverlauf der neuen U-Bahn führte auch durch die Altstadt, mit einer Station unter dem bislang unbebauten und als Parkplatz genutztem Areal zwischen Dom und Römer. Beim Bau des U-Bahnhofs Dom/Römer 1970/71 nahm man aufgrund der offenen Bauweise in Kauf, einen großen Teil des noch nicht archäologisch untersuchten ältesten Frankfurter Siedlungsbodens zu vernichten.

Altstadtbestand von 1862 mit Nachträgen bis 1944 und Überlagerungsdarstellung des Technischen Rathauses
(Chromolithografie von Friedrich August Ravenstein)

Anschließend entstand 1972–74 nach jahrelanger Diskussion auf dem Areal das Technische Rathaus als Sitz der technischen Ämter der Stadtverwaltung. Für den Aushub der Baugrube wurden an der Braubachstraße fünf Altstadthäuser abgerissen, die den Krieg überdauert hatten. Das im brutalistischen Baustil errichtete Gebäude stellte mit seinen gewaltigen Ausmaßen eine städtebauliche Dominate in der Altstadt dar, die keinerlei Rücksicht auf die sonstige, geschweige denn ehemalige kleinteilige Bebauung der Umgebung nahm. Die Baukosten betrugen insgesamt 93 Millionen DM.[1]

Neben der U-Bahn errichtete man unter dem Dom-Römer-Areal auch eine Tiefgarage. Nach Abschluss der Bauarbeiten bildete die Decke der Tiefgarage das neue Platzniveau, das nun etwa einen Meter über dem historischen Bodenniveau lag. Die aus der Frühzeit Frankfurts stammenden archäologischen Funde der frühen 1950er Jahre, ebenfalls zunächst abgetragen, wurden konserviert und als Archäologischer Garten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1994 verkaufte die Stadt Frankfurt das Technische Rathaus für 148 Millionen DM an die Deutsche Immobilien Leasing (DIL), ein Tochterunternehmen der Deutschen Bank. Gleichzeitig wurde das Gebäude mit der Option an die Stadt zurückvermietet, dass die Stadt das Rathaus nach Auslaufen des Leasingvertrages im Jahr 2006 für 135 Millionen DM zurückerwerben könne, eine sogenannte Sale-Lease-Back-Vereinbarung.[2]

Planungsgeschichte

Südfassade des Technischen Rathauses zum Archäologischen Garten, April 2008
Die „Arkaden“ des Technischen Rathauses am Markt, April 2008

2004 stellten die Projektentwickler Max Baum Immobilien und Groß & Partner im Auftrag des Eigentümers DIL Pläne für einen Umbau des mittlerweile 30 Jahre alten Technischen Rathauses vor. Nach Plänen des Frankfurter Büros Stefan Forster Architekten sollte der Gebäudekomplex in zwei Häuser getrennt und dadurch eine Gasse von der Braubachstraße zum Rondell der Schirn Kunsthalle geschaffen werden. Für die Betonfassaden war völlige Neugestaltung mit einer Lochfassade aus Naturstein, für die künftige Nutzung im viergeschossigen Sockel die Stadtbibliothek sowie Läden und Restaurants vorgesehen. Darüber hinaus sollten in den drei Türmen etwa 160 Wohnungen geschaffen werden. Der Leasingvertrag mit der Stadt hätte unter der Vorgabe der modifizierten Nutzung des Gebäudes auf 20 Jahre verlängert werden können.[2]

Die Stadtverordneten beschlossen daraufhin im Dezember 2004 die Durchführung eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs, in dem beide Varianten (Umbau oder Abriss mit anschließender kleinteiliger Bebauung) durchgespielt werden sollten. In diesem Zusammenhang waren auch Stimmen zu hören, „angelehnt an die kleinteilige gotische Struktur der Altstadt, dort auch eine Kleinteiligkeit in der Bebauung [zu] erreichen“.[3][4] Stellte dies schon ein ungewöhnliches Vorgehen dar, so kam erschwerend hinzu, dass für die künftige Nutzung des Areals keine Vorgaben gemacht wurden. Gegen dieses Vorgehen wandte sich die Architekturkammer in Wiesbaden, die die Pflicht zur Vorlage von zwei Entwürfen für unpraktikabel hielt und eine eindeutige Entscheidung der Politiker forderte. Die ursprünglich für Januar 2005 angekündigte Ausschreibung des Wettbewerbs erfolgte schließlich nicht.[5]

Im Mai 2005 beschloss das Vierbündnis im Römer, bestehend aus CDU, SPD, FDP und Grünen, die Umbau-Variante nicht weiter zu verfolgen. Für den städtebaulichen Wettbewerb wurden dann folgende Vorgaben festgesetzt: Kleinteilige Bebauung, deren Fassaden und Dächer sich harmonisch in die Altstadtbebauung einfügen, Unterbringung von 20.000 m² Bruttogeschossfläche innerhalb der Grundstücksgrenzen des Technischen Rathauses, Überbauung des Archäologischen Gartens mit 7.000 m², weiterhin öffentlich zugängliche Nutzung des Archäologischen Gartens mit den Überresten der Königspfalz sowie die Wiederherstellung des alten „Krönungsweges“ zwischen Dom und Römer. Der Name „Krönungsweg“, eine alternative Bezeichnung der Gasse Markt (auch als Alter Markt bezeichnet), die bis 1945 existierte, entstand dadurch, dass vom 14. bis zum 18. Jahrhundert insgesamt 16 Krönungsfeierlichkeiten für römisch-deutsche Könige in Frankfurt abgehalten wurden. An dem städtebaulichen Wettbewerb beteiligten sich 20 Büros.[6]

Im Juli 2005 einigten sich die Stadt und die DIL auf neue Vertragsmodalitäten nach dem Abriss des Technischen Rathauses. Diese sahen vor, dass die Stadt das Grundstück nicht zurückkauft, sondern dass das Leasingmodell fortgesetzt wird.[7]

Haus zur Goldenen Waage, um 1900
Neues Rotes Haus am Markt, um 1910
Haus Rebstock (links) und Braubachstraße 21, um 1910

Im August 2005 legten die Freien Wähler im Römer einen Antrag vor, der für das geplante Dom-Römer-Areal eine Annäherung an die historischen Gassen und Plätze sowie die Rekonstruktion einiger städtebaulich bedeutender Gebäude, etwa das Haus zur Goldenen Waage oder das Haus zum Esslinger (auch bekannt als Junger Esslinger oder Haus der Tante Melber), forderte. Der im September 2005 gekürte Siegerentwurf des Frankfurter Büros KSP Engel und Zimmermann erfüllte jedoch nur wenige dieser Forderungen. So wurde der „Krönungsweg“ nicht entlang des Straßenverlaufs des Marktes, den sogar der Bau des Technischen Rathauses von 1972 weitgehend respektierte, trassiert, sondern in einer schnurgeraden Diagonalen vom Steinernen Haus zum Domturm. Die überplanten Flächen des Technischen Rathauses und des Archäologische Gartens wurden erneut mit Großbauten besetzt, zur Braubachstraße sollte ein Wohnkomplex mit drei Innenhöfen entstehen. In Höhe des Archäologische Gartens war neben einem schmalen Gebäude ein trapezförmiger Platz vorgesehen, den es ebenso wie die auf den Domturm zulaufende Diagonale nie in der Frankfurter Stadtbaugeschichte auch nur in ähnlicher Form gegeben hatte.[8]

Bei der Präsentation des Entwurfs hob Planungsdezernent Schwarz (CDU) allerdings hervor, dass es sich lediglich um einen Vorschlag handele, wie die geforderte Baumasse zu verteilen sei: „Was hier zu sehen ist, wird so nicht gebaut werden“. Über die endgültige Gestaltung würden weitere Architekturwettbewerbe entscheiden. Weiterhin sprach sich Schwarz dagegen aus einzelne historische Gebäude zu rekonstruieren, da diese dann neben modernen Gebäuden stehen würden. Eine Entscheidung, ob die Stadt das Leasingmodell mit der DIL verlängere oder die Option des Rückkaufes wahrnehmen werde, sei noch nicht gefallen, so Schwarz.[9]

Der Siegerentwurf wurde kontrovers diskutiert, insbesondere die Verlegung des „Krönungsweges“, die als zu massig empfundenen Gebäude sowie deren flachen Dächer, die nicht mit den Satteldächern der Altstadt harmonieren, wurden kritisiert. Auch von Seiten der Stadtverordneten wurden Stimmen laut den Entwurf deutlich zu überarbeiten und stärker an das historische Vorbild anzulehnen.[10] Im September 2005 schlug die Frankfurter SPD vor, die Entscheidung über die Gestaltung des Dom-Römer-Areals den Bürgern zu überlassen und einen Bürgerentscheid zu veranstalten. Nach Vorstellung der SPD sollten zwei oder drei konkurrierende Entwürfe mit einerseits historischer bzw. historisierender und andererseits moderner Bebauung erarbeitet werden.[11]

Im Oktober 2005 stellten die Freien Wähler unter dem Titel „Eine Altstadt für Frankfurts Seele“ in einer öffentlichen Veranstaltung ihr Konzept für einen historisch genauen Wiederaufbau alter Häuser, Gassen und Plätze vor.[12] Im November 2005 stellte die CDU ihr Programm für den Kommunalwahlkampf im folgenden Jahr vor und bekannte sich darin zu einer Bebauung, die sich „so genau wie möglich“ an die historischen Gegebenheiten anpasse.[13]

Im Dezember 2005 wurde auf Bestreben der CDU ein Sonderausschuss für die Altstadtbebauung ins Leben gerufen, einen ähnlichen Ausschuss hatte es bereits Anfang der 1980er Jahre bei den Planungen für den Wiederaufbau der Römerberg-Ostzeile (Samstagsberg) gegeben. Dabei wurde klar, dass sich die Fraktionen im Römer im Großen und Ganzen auf eine gemeinsame Linie verständigen konnten: Die möglichst genaue Wiederherstellung des historischen Grundrisses mit seinen Gassen, Plätzen und Höfen, sowie die Rekonstruktion einzelner, städtebaulich bedeutsamer Häuser.[14]

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schlug Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) vor, vier Gebäude, darunter das Haus zur Goldenen Waage und das Neue Rote Haus, zu rekonstruieren, allerdings war Roth der Meinung, dass man diese nicht an ihrem originalen Standort wieder aufbauen könne. Es sei daher zu überlegen, ob man diese Gebäude nebeneinander oder an anderen Stellen anordne.[15] Im Mai 2006 stellte ein vom Bund Deutscher Architekten (BDA) in Hessen organisierter Workshop Architekturmodelle auf Grundlage des KSP-Siegerentwurfs vor. Insgesamt 50 Architekten entwarfen dafür Vorschläge für 20 zu bebauende Parzellen, wobei die Bandbreite der Entwürfe von modernen Gebäuden mit hohem Glasanteil bis hin zu modernen Interpretationen von Fachwerkhäusern (ähnlich denen in den 1980er Jahren erbauten Häusern in der Saalgasse) reichte.[16]

Im Juni 2006 wurde bekannt, dass der Abriss des Technischen Rathauses frühestens 2008 beginnen könne, da sich der Umzug der dort befindlichen Ämter wegen Umbauten in der neuen Niederlassung verzögern werde. Anfang September 2006 entschied die schwarz-grüne Koalition im Römer, entgegen früherer Verlautbarungen, den Rückkauf des Technischen Rathauses zum 1. April 2007 und damit die Beendigung des Leasingvertrages mit der DIL. Weiterhin wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die ein Nutzungskonzept für das Areal vorlegen sollte.[17]

Im November 2006 präsentierte die schwarz-grüne Koalition Eckpunkte für die künftige Altstadtbebauung: Weitgehende Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses, Rekonstruktion von vier Gebäuden (Haus zur Goldenen Waage, Neues Rotes Haus, Haus zum Esslinger und Goldenes Lämmchen) am historischen Standort durch die Stadt selbst, sowie Gestaltungsrichtlinien für die übrigen Häuser. Als Nutzung wird ein hoher Wohnanteil angestrebt, der Archäologische Garten soll kleinteilig überbaut werden und öffentlich zugänglich bleiben.[18]

Am 1. April 2007 ging das Grundstück des Technischen Rathauses für rund 72 Millionen Euro wieder in städtischen Besitz über.[19] Im Mai 2007 wurde bekannt, dass die Koalition die Anzahl der zu rekonstruierenden Gebäude auf sechs bis sieben erhöht hat: Zusätzlich sollen die Häuser Klein-Nürnberg und Alter Esslinger wieder errichtet werden und damit die komplette Häuserreihe nördlich der Gasse Hinter dem Lämmchen. Außerdem wurde festgelegt die Möglichkeit einer Rekonstruktion des Hauses Rebstock zunächst zu prüfen.[20] Einer entsprechenden Magistratsvorschlage, die auch die Rekonstruktion weiterer Gebäude vorsieht, sofern sich dafür private Investoren finden, stimmten die Stadtverordneten im September 2007 zu. Für die Bauzeit wurden fünf Jahre angesetzt, wobei der Abriss des Technischen Rathauses nicht vor Mitte 2009 beginnen könne. Für die Überbauung des Archäologischen Gartens wurde ein eigener Architekturwettbewerb angestrebt. Die Bebauung soll aus einer Hand erfolgen, da durch die unter dem Gelände liegende Tiefgarage und den U-Bahnhof Dom/Römer eine komplizierte Baustellenlogistik erforderlich ist.[21]

Im November 2008 wurde bekannt, dass die Vergabe der Bauleistungen für das Dom-Römer-Areal europaweit ausgeschrieben werden sollten, nachdem die Stadt zunächst eine Direktvergabe an die Frankfurter Aufbau AG und die OFB Projektentwicklung favorisiert hatte. Die geplante Ausschreibung wurde allerdings gestoppt nachdem bekannt wurde das technische Probleme beim Abriss des Technischen Rathauses zu erwarten seien: So sei nur bei einem Abriss bis zum Erdgeschoss gewährleistet, dass der unter dem Gebäude liegende U-Bahn-Tunnel nicht durch Grundwasser überschwemmt würde, bei einem kompletten Abriss drohe Gefahr, wenn nicht zugleich mit der Neubebauung begonnen werde. Auch seien zentrale Probleme wie die Verlegung der Zugänge zur U-Bahn bei der Neubebauung noch ungelöst.[22]

Im März 2009 gab die Stadt Frankfurt dann bekannt, doch von einer europaweiten Ausschreibung abzusehen und stattdessen eine städtische Projektgesellschaft mit dem Neubauvorhaben zu betreuen. Nach Auffassung der Stadt seien die rechtlichen Vorgaben, die eine europaweite Ausschreibung vorschreiben, bei dem nun gewählten Vergabeweg nicht anwendbar, da sich die noch zu gründende Projektgesellschaft zu 100 Prozent im Besitz der Stadt befinden wird. Der Auszug der städtischen Ämter aus dem Technischen Rathaus sei nun im Herbst 2009 vorgesehen, 2010 solle der Abriss dann beginnen.

Im Juli 2009 wurde ein Architekturwettbewerb für die Überbauung des Archäologischen Gartens, Stadthaus am Markt genannt, ausgelobt, außerdem wurde mit der Dom-Römer GmbH eine städtische Gesellschaft für die Entwicklung des Dom-Römer-Areals gegründet.[23] Nach einer ersten Kostenschätzung der Dom-Römer GmbH liegen die Kosten für die Altstadtbebauung bei 95 Millionen Euro, wovon allein 20 Millionen auf den Abriss des Technischen Rathauses entfallen.[24]

Im Dezember 2009 wurde der Entwurf des Architekturbüros Prof. Bernd Winking Architekten für das Stadthaus am Markt mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Dieser sah ein kompaktes Gebäude über dem Archäologischen Garten vor, jedoch sollte der Entwurf in Abstimmung mit dem Planungsamt der Stadt Frankfurt noch überarbeitet werden.[25] Am 12. Juni 2010 trat die Gestaltungssatzung für das Dom-Römer-Areal in Kraft. Diese schreibt u.a. vor, wie Fassaden zu gliedern und zu gestalten sind, wie die Dächer zu gestalten sind und welche Materialien beim Bau zulässig sind. Grundsätzlich sind nur steil geneigte Satteldächer mit mehr als 55 Grad Neinung zulässig.[26]

Baugeschichte

Dom-Römer-Areal (2010) mit dem weitgehend abgerissenen Technischen Rathaus

Anfang April 2010 startete mit dem ersten Baggerbiss offiziell der Abriss des Technischen Rathauses.[27] Bis November 2010 wurde das Gebäude zunächst nur bis zum Erdgeschoss abgetragen, anschließend wurde die zweigeschossige Tiefgarage für den Abriss vorbereitet, wobei die gesamte Haustechnik entfernt wurde. Seit Mai 2011 läuft der weitere Abriss des Gebäudes, im weiteren Verlauf des Jahres soll der U-Bahn-Zugang am Dom verlegt werden und die Absenkung des „Krönungsweges“ auf sein ursprüngliches Niveau erfolgen.[28]

Der Baustart des Dom-Römer-Projekts soll im Januar 2012 mit dem Haus Rebstock erfolgen, im Herbst 2012 wird dann mit dem Stadthaus am Markt begonnen. Die Fertigstellung des gesamten Areals ist für Ende 2015 geplant.[29]

Nach Angaben der Dom-Römer GmbH wird die Stadt acht Gebäude auf dem Dom-Römer-Areal rekonstruieren: Markt 5 (Haus zur Goldenen Waage), Markt 17 (Neues Rotes Haus), Hinter dem Lämmchen 2 (Haus zum Esslinger), Hinter dem Lämmchen 4 (Alter Esslinger), Hinter dem Lämmchen 6 (Goldenes Lämmchen), Hinter dem Lämmchen 8 (Klein-Nürnberg), Braubachstraße 19 (Haus Rebstock) und Braubachstraße 21.[30]

Bei 15 weiteren Gebäuden hält die Dom-Römer GmbH eine Rekonstruktion aufgrund der vorliegenden Dokumentation für machbar, sofern sich private Investoren finden.[31] Später wurde die Zahl der zusätzlich möglichen Rekonstruktionen auf neun gesenkt, diese sind: Hühnermarkt 18 (Haus Schildknecht), Hühnermarkt 20 (Zur Flechte), Hühnermarkt 22 (Goldene Schere), Hühnermarkt 24 (Eichhorn), Hühnermarkt 26 (Schlegel), Markt 13 (Grüne Linde), Markt 15 (Altes Rotes Haus), Markt 28 (Würzgarten) sowie Braubachstraße 27. Die Frist für Interessenten, um ein Grundstück im Dom-Römer-Bereich zu erwerben, endete am 31. Juli 2010. Nach Angaben der Dom-Römer GmbH gibt es Zusagen von Investoren für die weiteren Rekonstruktionen.[32] Im April 2011 wurden die Planungsleistungen für die acht städtischen und die neun optionalen Rekonstruktionen ausgeschrieben.[33]

Im August 2010 wurde ein offener Architekturwettbewerb für die Neubauten auf dem Areal ausgeschrieben. Insgesamt 56 Architekturbüros wurden für die Teilnahme ausgewählt und sollten Neubau-Entwürfe für insgesamt 27 Parzellen erarbeiten. Zuzüglich der acht Parzellen, die für Rekonstruktionen eingeplant sind, werden damit insgesamt 35 Gebäude auf dem Areal errichtet werden. Im März 2011 wurden die Ergebnisse des Architekturwettbewers vorgestellt, insgesamt wurden 24 erste und 12 zweite Preise vergeben, dazu 13 Anerkennungen. Parzellen, bei denen mehr als ein Preis vergeben wurden, werden erneut beurteilt. Bei zwei Parzellen, Markt 7 und Markt 40, wurden keine Preise vergeben.[34] Im April 2011 wurden die Entwürfe in der Frankfurter Paulskirche öffentlich ausgestellt. Für die zwei preislosen Parzellen lobte die Dom-Römer GmbH im Juli 2011 einen weiteren Wettbewerb aus.

Die insgesamt vier Preisträger des Wettbewerbs für das Stadthaus am Markt wurden durch die Stadt aufgefordert ihre Entwürfe zu überarbeiten. Damit wurde klargestellt, dass der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf nicht zwangsweise umgesetzt werden wird.[35] Im September 2010 wurde schließlich das zunächst viertplatzierte Architekturbüro Meurer Architekten mit einem überarbeiteten Entwurf ausgewählt. Der Entwurf sieht vor den Archäologischen Garten fast komplett zu überbauuen und rückt das Gebäude nah an den Dom heran. Um ein kleinteiliges Erscheinungsbild zu wahren wird die Baumasse als Ensemble von fünf Gebäuden konzipiert.[36]

Literatur

  • Dietrich-Wilhelm Dreysse, Volkmar Hepp, Björn Wissenbach, Peter Bierling: Planung Bereich Dom - Römer. Dokumentation Altstadt. Stadtplanungsamt der Stadt Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 2006 (online).
  • Dietrich-Wilhelm Dreysse, Björn Wissenbach: Planung Bereich - Dom Römer. Spolien der Altstadt 1. Dokumentation der im Historischen Museum lagernden Originalbauteile Frankfurter Bürgerhäuser. Stadtplanungsamt, Frankfurt am Main 2008 (online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wortprotokoll über die 19. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, dem 15. Dezember 1994 (14.03 Uhr bis 23.40 Uhr). In: PARLIS – Parlamentsinformationssystem der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Main. Abgerufen am 7. August 2011.
  2. a b Stadtplanung - Umbau statt Abriß - neue Pläne für Technisches Rathaus in Frankfurt. In: FAZ.NET. 8. November 2004, abgerufen am 7. August 2011.
  3. Etatantrag E 187 2004 vom 24. November 2004 (letzte Aktualisierung des Sachstandes: 21. Dezember 2004). In: PARLIS – Parlamentsinformationssystem der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Main. Abgerufen am 7. August 2011.
  4. Wortprotokoll über die 39. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, dem 16. Dezember 1994 (16.02 Uhr bis 21.45 Uhr). In: PARLIS – Parlamentsinformationssystem der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Main. Abgerufen am 7. August 2011.
  5. Stadtplanung – Beim Technischen Rathaus auf dem Weg zur großen Lösung. In: FAZ.NET. 6. April 2005, abgerufen am 7. August 2011.
  6. Abriss des Technischen Rathauses gesichert
  7. Abriss des Technischen Rathauses gesichert
  8. Neue Altstadt – KSP gewinnen Wettbewerb für Zentrum von Frankfurt (19. September 2005). In: BauNetz. Abgerufen am 16. August 2009.
  9. Städtebaulicher Wettbewerb für Areal des Technischen Rathauses entschieden
  10. Dezernat will Architektenwettbewerbe für Frankfurts neue Mitte
  11. SPD will Bürger zu künftiger Altstadt-Bebauung befragen
  12. Ideen für den Wiederaufbau
  13. Die CDU will die Gewerbesteuer senken
  14. Viele Wünsche und manche Bedenken
  15. „Ich will Frankfurt sein Herz zurückgeben“
  16. Ansichten zur Altstadt
  17. Arbeitsgruppe für das Altstadt-Areal
  18. Bedeutsame Altstadt-Häuser werden „qualitätvoll“ rekonstruiert
  19. Stadt Frankfurt kauft Technisches Rathaus sofort zurück
  20. Sieben Altstadthäuser sollen rekonstruiert werden
  21. Eine Totalrekonstruktion ist noch denkbar
  22. Gefahr des Aufschwimmens
  23. Stadt Frankfurt gründet Baugesellschaft für Altstadt
  24. Altstadtprojekt kostet gut 100 Millionen Euro
  25. Stadthaus auf Fundament der Königshalle
  26. Stadtplanungsamt: Gestaltungssatzung Dom-Römer-Areal
  27. Ende eines Frankfurter Stadtkapitels
  28. Dom-Römer-Projekt: Chronologie der Ereignisse
  29. Das Fachwerk wird verputzt
  30. Dom-Römer-Projekt: Rekonstruktionen
  31. Weitere Rekonstruktionen an Hühnermarkt und Krönungsweg
  32. In Frankfurts Altstadt werden höchstens 17 Häuser rekonstruiert
  33. Bekanntmachung Dienstleistungsauftrag der Dom-Römer GmbH
  34. Dom-Römer-Projekt: Neubauten
  35. Stadthaus-Entwürfe werden überarbeitet
  36. Meurer Architekten setzen sich durch

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