Dr.-Karl-Lueger-Platz

Dr.-Karl-Lueger-Platz
Straßentafel Dr.-Karl-Lueger-Platz

Der Dr.-Karl-Lueger-Platz liegt im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Er wurde 1926 nach dem Wiener Bürgermeister Karl Lueger benannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Dr.-Karl-Lueger-Platz von der Ringstraße aus gesehen
Reste der Stubenbastei mit Palais Klein im Hintergrund

Auf dem Gebiet des heutigen Dr.-Karl-Lueger-Platzes lag im Mittelalter der Stadtgraben und das Glacis vor dem Stubentor. Ab 1561 befand sich hier die Kurtine zwischen Braun- und Dominikanerbastei und das nach außen verlegte neue Stubentor. Nachdem dieses 1858–1862 abgerissen wurde verlängerte man 1865 die Wollzeile bis zum Wienfluss und der Platz war Teil derselben. Er befand sich in der Ringstraßenzone und wurde mit historistischen Gebäuden verbaut. Erst 1926 erhielt der Platz eine eigene Benennung, im Zuge deren man auch das Denkmal für Karl Lueger hier aufstellte.

Lage und Charakteristik

Der Dr.-Karl-Lueger-Platz liegt im Osten der Inneren Stadt. Er wird von Park- und Stubenring im Osten und von der Dominikaner- und Stubenbastei im Westen begrenzt. Weitere Straßen, die zum Platz führen sind die Wollzeile im Westen und die Biberstraße im Norden. Über den Platz führt eine wichtige Verbindung aus der Inneren Stadt Richtung Landstraße, wobei der Autoverkehr stark eingeschränkt ist. Im Zentrum des Platzes befindet sich eine Grünanlage mit Sitzbänken, das Lueger-Denkmal und der Zugang zur U-Bahn-Station Stubentor. Diese Station liegt unter dem Dr.-Karl-Lueger-Platz und gehört zu U-Bahn-Linie U3. Weitere hier verkehrende öffentliche Verkehrsmittel sind die Autobuslinie 1A und die Straßenbahnlinie 2, die ihre Haltestellen auf der Ringstraße beim Dr.-Karl-Lueger-Platz hat, selbst aber nicht über den Platz führt. Der Platz ist somit eine wichtige Umsteigestation für den öffentlichen Verkehr und wird stark von Fußgängern frequentiert.

Die Verbauung besteht großteils aus historistischen Gebäuden, im Westen befindet sich ein Bau aus den 1930er Jahren und ein schmuckloses Gebäude aus der Nachkriegszeit, die den Ensemblecharakter aber wenig zu stören vermögen.

Bemerkenswerte Gebäude

Relief vom Lueger-Denkmal

Lueger-Denkmal

Das Denkmal für den Wiener Bürgermeister Karl Lueger wurde 1913–1916 vom Bildhauer Josef Müllner geschaffen und sollte ursprünglich auf dem Rathausplatz aufgestellt werden. 1926 fand es seinen Platz auf dem neuen Dr.-Karl-Lueger-Platz. Auf einem Steinsockel steht die späthistoristische Bronzestatue des Bürgermeisters, die an den Ecken von 4 Steinstatuen flankiert wird, die die Leistungen Luegers symbolisieren. Dabei handelt es sich um einen Arbeiter mit Gasrohr, der die Kommunalisierung der Gaswerke andeutet, einen Landarbeiter, der die Schaffung des Wald- und Wiesengürtels um Wien symbolisiert, eine trauernde Mutter, die auf die Witwen- und Waisenfürsorge hinweist und einen alten Mann, der den Bau des Versorgungsheims in Lainz darstellt. Außerdem befinden sich auf jeder Seite des Sockels Reliefs, die ebenfalls die Leistungen Luegers illustrieren.

Weil der Namensgeber Karl Lueger sich als Politiker antisemitischem Populismus bediente, schrieb die Universität für angewandte Kunst Wien 2009 einen Wettbewerb zur Umgestaltung des Denkmals zu einem „Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus in Österreich“ aus.[1] Im April 2010 waren bereits über 150 Vorschläge eingelangt.[2]

Naturdenkmal

Hinter dem Lueger-Denkmal steht eine große Platane, die seit 1994 als Wiener Naturdenkmal klassifiziert ist.

Reste des Stubentores

Im Zuge der Errichtung der U-Bahn-Station Stubentor wurden 1985–1987 bemerkenswerte Reste des im 19. Jahrhundert abgerissenen Stubentors freigelegt. Teile der ehemaligen Stubenbastei wurden so aufgemauert, dass sie bis zur Oberfläche des Platzes sichtbar sind, während der Grundriss des Stubentors auf der Fahrbahn angedeutet wurde. An der Mauer der Stubenbastei wurden drei Informationstafeln angebracht, während in der U-Bahn-Station Vitrinen mit historischen Bildern des Stubentors informieren. Die Station selbst wurde 1991 eröffnet und von der Architektengruppe Wilhelm Holzbauer, Heinz Marschalek, Georg Ladstätter und Norbert Gantar geplant. Vor den Mauerresten auf dem Dr.-Karl-Lueger-Platz steht ein Bronzemodell der Stadt Wien, das 1991 in Italien geschaffen wurde. An der Mauer selbst wurde eine Gedenktafel für den Wiedertäufer Balthasar Hubmaier angebracht, der 1528 vor dem Stubentor hingerichtet wurde.

Nummer 2 Palais Klein

1867 errichtete der Architekt Carl Tietz das strenghistoristische Palais Klein für die Industriellenfamilie Klein. Der hintere Trakt des Gebäudes wurde 1945 zerstört, auch nach dem Krieg folgten Veränderungen am Portal. Bemerkenswert sind vor allem die gut erhaltenen Räume der Beletage mit Deckengemälden.

Nummer 4 Dominikanerkloster

An der Westseite des Platzes erstreckte sich die hochmittelalterliche Anlage der Klostergebäude des Dominikanerklosters bis hin zur Wollzeile. Diese Trakte wurden 1937 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, wobei auch das reich ausgestattete Refektorium verloren ging. Durch den Neubau führt eine Durchfahrt zur Postgasse.

Nummer 5 Ehemalige Post- und Telegraphendirektion

Ehemalige Post- und Telegraphendirektion (1902–1903) von Leopold Simony

An der Nordseite des Platzes entstand 1902–1903 zwischen Dominikanerbastei und Biberstraße nach drei Seiten freistehend das späthistoristische Gebäude der ehemaligen Post- und Telegraphendirektion nach Plänen von Leopold Simony. Einflüsse von Otto Wagner sind unübersehbar. Über die abgerundeten Hausecken führen Balkone. Am Portal befindet sich ein bemerkenswertes Schmiedeeisentor.

Nummer 6 Café Prückel

Zwischen Stubenring und Biberstraße befindet sich ein späthistoristisches mächtiges Gebäude, das 1902 von Jakob Gartner erbaut wurde. Die Gestaltung der reichen Fassade fand im neobarocken Stil statt. Das Erdgeschoß wird vom traditionsreichen Café Prückel eingenommen, das 1903 als Café Lurion eröffnet wurde. In den 1950er Jahren erfolgte im Inneren eine Umgestaltung durch Oswald Haerdtl. Diese Gestaltung blieb bis heute im vorderen Teil des Lokals erhalten, während der hintere Bereich in den 1980er Jahren wieder sein Aussehen aus der Zeit des Jugendstils erhielt.

Einzelnachweise

  1. Ausschreibung zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals in ein Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus in Österreich
  2. Lueger-Denkmal: Über 150 Ideen eingereicht (ORF Wien, 6. April 2010)

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien Bd. 2. Kremayr & Scheriau 1993
  • Bundesdenkmalamt (Hg.): Dehio-Handbuch Wien. I. Bezirk- Innere Stadt. Verlag Berger: Horn 2003

Weblinks

 Commons: Dr.-Karl-Lueger-Platz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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