Abfaltersbach (Tirol)

Abfaltersbach (Tirol)
Abfaltersbach
Wappen von Abfaltersbach
Abfaltersbach (Tirol) (Österreich)
Abfaltersbach (Tirol)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Tirol
Politischer Bezirk: Lienz
Kfz-Kennzeichen: LZ
Fläche: 10,27 km²
Koordinaten: 46° 45′ N, 12° 32′ O46.75602777777812.529983Koordinaten: 46° 45′ 22″ N, 12° 31′ 44″ O
Höhe: 983 m ü. A.
Einwohner: 652 (1. Jän. 2011)
Bevölkerungsdichte: 63,49 Einw. pro km²
Postleitzahl: 9913
Vorwahl: 04846
Gemeindekennziffer: 7 07 01
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Nr. 19
9913 Abfaltersbach
Website: www.abfaltersbach.at
Politik
Bürgermeister: Anto Brunner
Gemeinderat: (2010)
(11 Mitglieder)
7 Pro Abfaltersbach, 4 Allgemeine Liste für Abfaltersbach
Lage der Gemeinde Abfaltersbach im Bezirk Lienz
Abfaltersbach Ainet Amlach Anras Assling Außervillgraten Dölsach Gaimberg Heinfels Hopfgarten in Defereggen Innervillgraten Iselsberg-Stronach Kals am Großglockner Kartitsch Lavant Leisach Lienz Matrei in Osttirol Nikolsdorf Nußdorf-Debant Oberlienz Obertilliach Prägraten am Großvenediger St. Jakob in Defereggen St. Johann im Walde St. Veit in Defereggen Schlaiten Sillian Strassen Thurn Tristach Untertilliach Virgen Tirol (Bundesland)Lage der Gemeinde Abfaltersbach (Tirol) im Bezirk Lienz (anklickbare Karte)
Über dieses Bild
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Abfaltersbach in Blickrichtung Lienz

Abfaltersbach ist eine österreichische Gemeinde im Bezirk Lienz in Tirol mit 652 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2011).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Abfaltersbach liegt an der sonnigen Talseite des Pustertales.

Nachbargemeinden sind Anras, Außervillgraten, Kartitsch und Strassen

Geschichte

Die älteste Namensform „Affoltrupach" ist in einer Urkunde von 1160 überliefert und weist auf eine alte Besiedelung hin. Der Erlbach, der „kleine Bach vom Anraser Berg"(urk. 769), an dem Abfaltersbach liegt, war durch Jahrhunderte Grenzbach. Er wird bis ins 13. Jahrhundert als östliche Grenze des bajuwarischen Siedlungsgebietes und gleichzeitig als Ostgrenze des freisingischen Herrschaftsgebietes erwähnt und ist auch bis 1500 Grenze zwischen dem görzischen Landgericht Heinfels und dem Gericht Anras. Abfaltersbach blieb noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Grenzgemeinde der beiden Gerichte Heinfels und Anras. 1805 bis 1809 war Abfaltersbach dem Königreich Bayern und von 1810 bis 1813 dem Kaisertum Frankreich (Provinz La Carinthie) einverleibt. 1938 wurde die Gemeinde Abfaltersbach aufgelöst und mit der Gemeinde Strassen vereinigt, 1948 als selbständige Gemeinde wiederhergestellt.

Katastrophen

Im Laufe der Geschichte war der Erlbach nicht nur Grenzbach sondern auch eine ständige Bedrohung der Siedlungen. So gelobte die Gemeinde 1802 nach einem schrecklichen Gewitter „ein Stundengebet am 1., 2. und 3. Juli und am 4. Juli in Feiertagsordnung eine Prozession mit Bachsegnung jährlich abzuhalten". Als die Bahn gebaut wurde, erhielt der Bach ein tiefes Bachbett und seit 1980 ist die Gefahr durch Talsperren entschärft. 1882 zerstörte die Drau fünf Gebäude (Perfler, Rogger und Brugger Schmiede, die „Kolagner"-Mühle, Brugger Säge), beschädigte zwei Wohnhäuser und richtete gewaltige Flurschäden an. In den Hochwasserjahren 1965 und 1966 konnte die Drau im Überschwemmungsgebiet von 1882 gehalten werden. Trotzdem entstand beachtlicher Sachschaden an einem Wohnhaus (Tengg), an der Kunstmühle (Stallbaumer) und dem Sägewerk (Ortner). Auch der Pulverbach richtete immer wieder Flurschäden an. Brandkatastrophen vernichteten in Abfaltern 1897 drei Häuser und 1904 fünf Gebäude. 1939 wurden die zwei Aigner Futterhäuser an der Hauptstraße, die miteinander über die Straße hinweg baulich verbunden waren, ein Raub der Flammen.

Wappen

Das 1984 verliehene Wappen der Gemeinde Abfaltersbach weist auf drei geschichtliche Tatsachen hin:

  • Mohrenkopf - Abfaltersbach war vom 8. bis ins 19. Jahrhundert eine Grenzgemeinde (Grenzbach – Erlbach) im Herrschaftsgebiet des Hochstiftes Freising (Freising führte den Mohrenkopf im Wappen).
  • Löwe - vom 13. Jahrhundert bis 1500 gehörte Abfaltersbach zum Hoheitsgebiet der Görzer Grafen in Lienz (sie führten den Löwen im Wappen).
  • Die Schrägeinteilung soll die Grenzlage bis ins 19. Jahrhundert, der Zweig in der Hand des Mohrenlöwen den Namen der Gemeinde versinnbildlichen.

Der Name Abfaltersbach dürfte mit Sicherheit vom Wort „Erle" abgeleitet sein. (Anmerkung: „Affulterstauden" als Volksname für Erle im deutschen Sprachraum noch gebräuchlich; vgl. Dr. Kurt Walde „Die Gemeinden Tirols", 2. Heft, 1956) Gemeinde

Pfarre

Das Gebiet bis zum Erlbach wurde bis 1190 vom Chorherrenstift Innichen und später von der Pfarre Sillian aus seelsorglich betreut. Im Ortsteil Abfaltern wird schon 1143 eine Kapelle erwähnt. Die heutige Pfarrkirche zum Hl. Andreas wurde zusammen mit dem Friedhof 1441 geweiht und später (1765) innen barockisiert. Im Jahre 1652 erhielt Abfaltersbach den ersten eigenen Kuraten und ist seit 1891 eine eigene Pfarrei. Schon um 1590 stand im Ortsteil Walde ein Bildstock der Familie Aigner und später eine Kapelle, in der sich laut Votivtafel ein Wunder ereignet haben soll. Der gebürtige Abfaltersbacher Johann Anton Aigner (Pfarrer in Payerbach) stiftete und erbaute an dieser Stelle mit Hilfe seines Bruders Karl Aigner 1772 die Filialkirche Mariä Heimsuchung. In Geselhaus steht seit 1905 eine Lourdeskapelle. In Einöd erbauten die Brüder Bartholomäus und Josef Goller 1975 eine Kapelle (dem Hl. Bartholomäus geweiht).

Bildung

1738 stiftete Johann Anton Aigner die Schule in Abfaltersbach mit Fonds. Die Besitzer des Gasthauses Aigner hatten das Recht, die Lehrer- und Orgasnistenstelle zu verleihen. Lange Zeit diente die Scheune eines Bauernhofes („Saxl-Haus") als Schulraum. Das erste Schulhaus wurde 1904 erbaut (heute Gemeindehaus). 1962 errichtete man an der bisherigen Bundesstraße im Ortsteil Walde eine sechsklassige Volksschule(derzeit zweiklassig geführt). Die Gemeinden Abfaltersbach, Anras und Strassen bauten 10 Jahre später gemeinsam die achtklassige Sprengel-Hauptschule ostseitig an das Volksschulgebäude an. Seit 1976 ist im Volksschulgebäude auch der Gemeindekindergarten untergebracht. Eine öffentliche Bücherei löste 1974 die Pfarrbücherei ab und befand sich bis zum Umbau im Gebäude der Hauptschule, danach in der Volksschule.

Vereine

Als Kulturträger ist neben den traditionellen „Schützen" an erster Stelle das Musikwesen zu nennen. Die 1825 gegründete Musikkapelle hat ihren musikalischen Stellenwert bis heute erhalten und den Nachwuchs durch die Musikschule Abfaltersbach (gegr. 1971 – seit 1999 in der Musikschule Oberland integriert) gesichert. Die Singgruppen „Frauensingkreis", „Chor Belcanto" und Kirchenchor ergänzen mit abwechsungsreichem Liedgut das Musikwesen in der Gemeinde. Die Freiwillige Feuerwehr besteht seit 1896. Das Feuerwehrhaus befindet sich in Walde und ist mit zeitgemäßen Geräten ausgestattet. Derzeit stehen vier Löschgruppen mit 65 aktiven Mitgliedern zur Verfügung. 1970 wurde ein Sportverein gegründet, der zirka 270 Mitglieder zählt und mit Eisplatz und Fußballplatz über zwei Sportanlagen verfügt. Die Sportschützen bilden einen eigenen Verein. Der Krippenverein ist kirchlich orientiert. Das jüngste Vereinskind ist die „Jugendheimbühne" mit einem jährlichen komödiantischen Stück und einer Faschingsveranstaltung. Ein romantischer Blick in die Geschichte des Dorfes:

Bis heute ist uns das „Badl" in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Das typische Biedermeier-Bauernbadl wurde 1855 von den Besitzern des Gasthauses Aigner errichtet. Die Bevölkerung schreibt der Quelle heilende Wirkung zu und besucht in den Sommermonaten diesen nostalgischen Bade- und Gastbetrieb. Ebenso als ein Denkmal traditioneller Handwerkskunst wurde 1991 die Glasurmühle der Hafnerei Steger wiederhergestellt. Das Hafnereigewerbe wurde nachweislich seit 1654 eben dort bis 1989 betrieben.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
1869 bis 2001
Jahr Bevölkerung Jahr Bevölkerung
1869 404 1939 464
1880 483 1951 538
1890 453 1961 598
1900 441 1971 617
1910 465 1981 622
1923 462 1991 617
1934 451 2001 616

98,2 % der Bevölkerung besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft. Zur römisch-katholischen Kirche bekennen sich 99,2 % der Einwohner.

Die Bevölkerungszahl der Gemeinde war zwischen 1900 und 1939 stabil. Danach setzte bis 1971 ein Wachstum ein, das die Bevölkerungszahl um rund ein Drittel erhöhte. Seit diesem Zeitpunkt stagnierte das Wachstum jedoch wieder. 2001 hatte die Gemeinde laut Volkszählung 616 Einwohner.

Verkehr

Der Bau der Umfahrungsstraße im Jahr 2000 sorgte für eine Verkehrsentlastung im Ort.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft

Abfaltersbach ist Sitz der Hella Sonnen- und Wetterschutztechnik.

Persönlichkeiten

Literatur und Quellen

  • Duregger, Maria: Systematische Darstellung der historischen Entwicklung des Schulwesens der Gemeinde Abfaltersbach. Innsbruck 1988
  • Fürhapter, VD: Bezirkskunde Osttirol. S.83-85 und Ortskunde von Abfaltersbach
  • Gaisböck, Agathe: Bundesland Tirol. Innsbruck 1962
  • Gemeinde Abfaltersbach: Gemeindespiegel 1988 und Gemeindestatistik 2000
  • Pizzinini, Meinrad, Dr., Osttirol, Tyrolia. Innsbruck 1971
  • Schneider, Andreas: Dorfchronik Abfaltersbach
  • Senfter, Daniela: "Lesekultur und ländliche Gesellschaft. Das Schriftgut der Hafnerfamilie Steger in Abfaltersbach im 19. und 20. Jahrhundert." Dipl.-Arb. Innsbruck 2009.
  • Spindler, Konrad: Das alte Hafnerhandwerk im Lande Tirol. Innsbruck 1990
  • Walde, Kurt: Die Gemeinden Tirols. 2. Heft: Abfaltersbach. Innsbruck 1956
  • Ortner, Joachim: Die Chronik der Familie Aigner 2003 Lienz-Katsdorf

Weblinks


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