Dworkino

Dworkino
Siedlung
Dworkino/Friedenberg
Дворкино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Friedenberg (bis 1946)
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 822 003
Geographische Lage
Koordinaten 54° 22′ N, 21° 7′ O54.36944444444421.119444444444Koordinaten: 54° 22′ 10″ N, 21° 7′ 10″ O
Dworkino (Russland)
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Lage in Russland
Dworkino (Oblast Kaliningrad)
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Oblast Kaliningrad

Dworkino (russisch Дворкино, deutsch Friedenberg) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Er liegt im Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)) und gehört zur Prawdinskoje gorodskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk (Friedland)).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Dworkino liegt südlich der russischen Fernstraße A 196 (ehemalige deutsche Reichsstraße 131 an einer Nebenstraße, die von der A 196 südwärts bis in das russisch-polnische Grenzgebiet führt und vor 1945 weiter bis nach Lindenau (heute polnisch: Lipica) verlief. Bis zur Rajonshauptstadt Prawdinsk sind es 12 Kilometer, und die frühere Kreisstadt Schelesnodoroschny (Gerdauen) liegt 14 Kilometer entfernt.

Vor 1945 war Schakenhof (heute russisch: Trostniki) die nächste Bahnstation an der Strecke von Königsberg (Kaliningrad) nach Angerburg (heute polnisch: Węgorzewo).

Geschichtliches

Das ehedem „Friedenberg[1] genannte Dorf entstand nach 1376 im Deutschordensstaat auf dem Landbesitz des Ritters Hans Traupe, der ihn für Kolonisationszwecke aufbereitete. Nach 1466 gelangte Friedenberg an die Familie von Merklichenrode,gefolgt von dem Rehdener Starost Felix von Damarau und dem Kanzler Johann von Kreytzen. Schließlich kam Friedenberg durch Heirat in den Besitz der Familie Schach von Wittenau, die auch die nächsten Jahrhunderte die Geschicke des Dorfes bestimmte.

Ab 1874 gehörte Friedenberg zum damals neu errichteten Amtsbezirk Schakenhof[2] (russisch: Trostniki) im Landkreis Gerdauen im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.

Im Jahre 1910 zählte Friedenberg 252 Einwohner[3]. In dieser Zeit erwarb Lothar von Kalckstein Schakenhof mit Friedenberg, das inzwischen ein Vorwerk von Schakenhof geworden war. Er erließ hier ein schlichtes Gutshaus errichten.

1933 wohnten in Friedenberg 395 Menschen, 1939 waren es 383[4]. Letzter Besitzer auf Friedenberg war Heinz Bötticher von 1938 bis 1945, der zwar noch ds Gutshaus umbauen ließ, im Januar 1945 aber seinen Besitz verlassen musste. Das Gutshaus blieb über 1945 hinaus erhalten.

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Friedenberg mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1946 wurde es in „Dworkino“ umbenannt. Bis 2009 war Dworkino innerhalb der seit 1991/92 russischen Oblast Kaliningrad in den Sewski sowjet (Dorfsowjet Sewskoje (Böttchersdorf)) eingegliedert. Danach kam es aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[5] als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft zur Prawdinskoje gorordskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk (Friedland)) im Rajon Prawdinsk.

Kirche

Kirchengebäude

Die 1376 erbaute Ordenskirche gehörte zu zehn Wehrkirchen, die der Deutsche Orden auf der Linie Friedland (Prawdinsk) – Schippenbeil (heute polnisch: Sępopol) im Abstand von etwa vier Kilometern errichtete, um sich der Prußen und Litauer zu erwehren.

1722 wurde das Gotteshaus bei einem Gewitter nahezu vollständig zerstört. Lediglich das Kirchenschiff hat man wieder in alter Ursprünglichkeit hergerichtet, der Turm der alten Wehrkirche wurde nicht wieder aufgebaut.

Kirchengemeinde

Friedenberg war schon in vorreformatorischer Zeit Pfarrdorf mit einem weitflächigen Kirchspiel[6]. Die Reformation hielt recht früh hier Einzug. Zunächst zur Inspektion Rastenburg (heute polnisch: Kętrzyn) gehörig, kam das Kirchspiel dann bis 1945 zum Kirchenkreis Gerdauen (russisch: Schelesnodoroschny) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Während der Zeit der Sowjetunion war kirchliches Leben untersagt. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in der Oblast Kaliningrad neue Gemeinden, die Dworkino am nächsten liegende ist die in Prawdinsk (Friedland), Filialgemeinde der Kaliningrader Auferstehungskirche, die zur ebenfalls neu gegründeten Propstei Kaliningrad[7] der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gehört.

Kirchspielorte

Zum Kirchspiel Friedenberg[8] gehörten bis 1945 drei Gemeinden mit dazugehörigen Ortsteilen bzw. Wohnplätzen, von denen einige heute auf polnischem Staatsgebiet liegen:

Name (bis 1946) Heutiger Name/Land
Amma --/RUS
Braktin --/PL
Friedenberg Dworkino/RUS
Grüneberg Klenowoje/RUS
Heinrichshof --/RUS
Klein Rädtkeim Karelskoje/RUS
Mehleden Melejdy/PL
Rädtkeim --/RUS
Rosenberg Sopkino/RUS
Schakenhof Trostniki/RUS
Sophienberg Djatlowo/RUS

Pfarrer

Von der Reformation bis zum Jahre 1945 amtierten in Friedenberg als evangelische Geistliche[9]:

  • Michael Thiel, 1549/1550
  • Albrecht Röder, 1558
  • Nicolaus Ebert, 1594/1595
  • Matthäus Holtz, vor 1598
  • Ignatius Treppenhauer, bis 1632
  • Daniel Jeschke, bis 1666
  • Johann Masecovius, bis 1707
  • Jacob Keber, 1705–1757
  • Carl Gotthard Mertens, 1756–1788
  • Johann Friedrich Joop, 1789–1806
  • Ernst Friedrich Görcke, ab 1806
  • Heinrich K. Moritz Kuhn, 1832–1888
  • Ewald Ernst Edelhoff, 1888–1896
  • Johann Emil Hoffmann, 1896–1903
  • Ernst Otto Philipp Passauer, 1906–1912
  • Otto Herbert Jablonowski, 1913–1914
  • Rudolf Stern, 1915–1919
  • Willy Schack, 1919–1926
  • Emil Walther, 1927–1940
  • Werner Doebel, 1943–1945

Schule

Zwischen 1735 und 1945 hatte Friedenberg eine eigene zweiklassige Schule.

Verweise

Fußnoten

  1. Umgebung von Gerdauen
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Schakenhof
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Gerdauen
  4. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  5. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  6. Kirchspiel Friedenberg
  7. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
  8. Kirchspiel Friedenberg (wie oben)
  9. Friedwald Moeller, Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1968, Hamburg, 1968

Weblinks


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