Eleonore von Kastilien (1363–1416)

Eleonore von Kastilien (1363–1416)

Eleonore von Kastilien (spanisch Leonor; * um 1363; † 1415 oder 1416[1]) war als Gattin König Karls III. von 1387-1415/16 Königin von Navarra.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eleonore war eine Tochter des kastilischen Königs Heinrich II. von Trastámara und seiner Gattin Juana Manuel, der Tochter des Infanten Don Juan Manuel von Kastilien und der Blanka de la Cerda y Lara.

Im Frieden von Alcoutim (1371), der den ersten erfolglosen Krieg König Ferdinands I. von Portugal gegen Heinrich II. von Trastámara beendete, war u. a. eine Vermählung Ferdinands mit Heinrichs Tochter Eleonore vorgesehen. Das Eheprojekt kam jedoch nicht zustande, da der portugiesische König sich in die damals an seinem Hof weilende Adlige Leonore Teles de Menezes verliebte, deren Ehe annullieren ließ und sie danach heiratete.

Zur Bekräftigung des Waffenstillstandes zwischen Navarra und Kastilien heiratete Eleonore am 27. Mai 1375 zu Soria den Thronerben Karl (III.) (genannt „der Edle“) von Navarra. Dieser musste aber von 1377-1381 als Geisel am französischen Hof leben. Nach dem Tod ihres Vaters (1379) wurde Eleonore Herrin eines großen, zwischen Roa und Sepúlveda gelegenen Lehnsgutes. Ihr Gemahl folgte seinem Vater Karl II. (genannt „der Böse“) 1387 auf den Thron, womit Eleonore zur Königin von Navarra aufstieg.

Zwischen dem Königspaar bestanden jedoch erhebliche Ehestreitigkeiten. 1388 erbat Eleonore anlässlich eines Treffens zwischen ihrem Gemahl und ihrem Bruder, dem kastilischen König Johann I., die Erlaubnis, sich einige Zeit in ihre Heimat Kastilien zurückziehen zu dürfen, um im dortigen Klima eine Krankheit, die sie befallen hatte, besser auskurieren zu können. Sie nahm ihre vier kleinen Töchter, die sie ihrem Gatten geboren hatte, mit sich und residierte in Valladolid. Zwei Jahre später forderte ihr Gatte sie zur Rückkehr auf, da sie inzwischen genesen sei und sich gemeinsam mit ihm krönen lassen solle. Der kastilische König unterstützte diesen Wunsch Karls III., doch Eleonore brachte dagegen vor, dass sie in Navarra geringschätzig behandelt worden sei, dass sie die ihr zugewiesenen Gelder verspätet und nicht vollständig bekommen habe, ja sie glaubte sogar, dass man sie habe vergiften wollen. So blieb sie in Kastilien, während sich ihr Gatte am 13. Februar 1390 in Pamplona allein krönen ließ. Nur ihrer ältesten Tochter Johanna wurde die Rückkehr nach Navarra gestattet, wo diese in Ermangelung männlichen Nachwuchses des Königs von den Cortes als navarresische Thronerbin anerkannt wurde.

Am 9. Oktober 1390 starb Johann I. von Kastilien an einem Reitunfall und ihm folgte sein unmündiger Sohn Heinrich III. Eleonore schlug ihrem Gemahl ein weiteres Mal die Bitte ab, sich wieder zu ihm zu begeben, obwohl er offiziell die Zusage gegeben hatte, sie äußerst zuvorkommend zu behandeln. Stattdessen griff sie in den nächsten Jahren in die Parteikämpfe in Kastilien ein und intrigierte kräftig gegen ihren 1393 für volljährig erklärten Neffen Heinrich III., während sie den Gesuchen ihres Gatten weiterhin kein Gehör schenkte. Als sie aus Ärger über die Kürzung des ihr aus der kastilischen Staatskasse zugewiesenen Jahresgehalts zu anderen unzufriedenen Adligen Kontakte knüpfte und Unruhen schürte, wurde sie Mitte 1394 von Heinrich III. in ihrem Schloss Roa belagert und gefangengenommen. Sie musste in Valladolid unter strenger Aufsicht leben und schließlich im Februar 1395 zu ihrem Gemahl zurückkehren, wobei ihr königlicher Neffe ihr ehrenvolles Geleit bis an die Grenze gab. Karl III. empfing seine Gemahlin hervorragend und ließ Dankgebete und Freudenfeste für ihre glückliche Heimkehr abhalten.

Ab nun war Eleonore ganz in das politische Leben Navarras eingebunden. Ihr Verhältnis zu ihrem Gatten besserte sich und sie gebar ihm vier weitere Kinder, darunter zwei allerdings sehr jung verstorbene Söhne Karl und Ludwig. Am 3. Juni 1403 fand ihre Krönung zur Königin von Navarra in Pamplona statt. Mehrmals, als Karl III. sich in Frankreich aufhielt, vertrat sie ihn als Regentin. Sie trug auch dazu bei, dass weiterhin gute Beziehungen zwischen Navarra und Kastilien bestanden und sich viel vornehme Kastilier – u. a. die Herzöge von Benavente sowie Angehörige der mächtigen Familien Dávalos, Mendoza und Zuñiga – in Navarra niederließen.

Eleonore starb 1415 oder 1416 im Alter von etwa 53 Jahren. Sie wurde in der Kathedrale von Pamplona, Santa María la Real, beigesetzt und später ihr 1425 verstorbener Gemahl an ihrer Seite bestattet.

Nachkommen

Eleonore und Karl III. hatten acht Kinder:[2]

  • Johanna (* 1382, † Juli 1413), seit 1402 Gattin von Graf Johann I. von Foix
  • Maria (* um 1383, † 6. Januar 1406), starb unverheiratet und kinderlos
  • Blanka (* um 1385/87, † 3. April 1441), seit 1402 Gattin von König Martin I. von Sizilien, seit 1419 Gattin von Johann II. von Aragon, seit 1425 Königin von Navarra
  • Beatrix (* um 1386, † um 1410/12), seit 1406 Gattin von Jacques II. de Bourbon, comte de La Marche
  • Isabella (* um 1396, † 1435/50), seit 1419 Gattin von Jean IV. von Armagnac
  • Karl (* 15. August 1397, † 12. August 1402), Prinz von Viana
  • Ludwig (* um 1401/02, † 14. Oktober 1402), Prinz von Viana
  • Margarete (* um 1403, † vor 1412)

Literatur

Anmerkungen

  1. Nach einigen Quellen starb Eleonore von Kastilien am 27. Februar 1415 in Olite, nach anderen hingegen am 5. März 1416 in Pamplona.
  2. Navarra, Medieval Lands

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eleonore von Kastilien — ist der Name folgender Personen: Eleonore von Kastilien (1202–1244), erste Frau Jakobs I. von Aragonien Eleonore von Kastilien (1241–1290), Königin von England Eleonore von Kastilien (1307–1359), Königin von Aragón Eleonore von Kastilien… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich II. (Kastilien) — Grabmal Heinrichs II. Heinrich II., auch Heinrich von Trastamara, (spanisch Enrique de Trastámara, * 13. Januar 1334 in …   Deutsch Wikipedia

  • Stammliste der Bourbonen — mit den in der Wikipedia vertretenen Personen und wichtigen Zwischengliedern. Inhaltsverzeichnis 1 Von Ludwig IX. (Frankreich) bis Karl V. (Frankreich), Ludwig I. (Anjou), Philipp II. (Burgund), Philipp III. (Navarra) und …   Deutsch Wikipedia

  • Haus Frankreich-Évreux — Das Haus Frankreich Évreux war eine Nebenlinie der Familie der Kapetinger. Sie stammt von Ludwig von Frankreich (* 1276, † 1319) ab, einem jüngeren Bruder des Königs Philipp IV. (* 1268, † 1314), dem dieser 1298 unter anderem die Grafschaft… …   Deutsch Wikipedia

  • Stammliste der Habsburger — Die Stammliste der Habsburger bezieht sich auf das Haus Habsburg bzw. das Haus Österreich (lateinisch Domus Austriae, mittellat. Casa de Austria, spanisch Casa d’Austria, französisch Maison d’Autriche) ab dem 15. Jahrhundert.… …   Deutsch Wikipedia

  • Haus Chalon — Wappen des Hauses Chalon als Fürsten von Orange Das Haus Chalon ist eine Linie des Hauses Burgund Ivrea (siehe auch Stammliste des Hauses Burgund Ivrea). Es entstand durch den Tausch der Grafschaften Chalon und Auxonne gegen die Herrschaft Salins …   Deutsch Wikipedia

  • Stammtafel der Bourbonen — Stammliste der Bourbonen mit den in der Wikipedia vertretenen Personen und wichtigen Zwischengliedern. Inhaltsverzeichnis 1 Von Ludwig IX. (Frankreich) bis Karl V. (Frankreich), Ludwig I. (Anjou), Philipp II. (Burgund), Philipp III. (Navarra) und …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”