Carl Diener

Carl Diener

Karl (Carl) Diener (* 11. Dezember 1862 in Wien; † 6. Januar 1928 ebenda) war ein österreichischer Geologe, Paläontologe und Alpinist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Diener war der Sohn eines Industriellen. Er studierte an der Universität Wien Geologie und Paläontologie, wo er 1883 mit dem Doktortitel sub auspiciis imperatoris abschloss. Ab dem Jahr 1885 machte er zahlreiche Forschungsreisen in Europa und Asien, aber auch nach Amerika (Rocky Mountains 1891). 1892 bereiste er im Auftrag der Akademie der Wissenschaften den Zentralhimalaya. Spätere Reisen führten ihn nach Spitzbergen, in den Ural, den Kaukasus, nach Sibirien, nach Hawaii und Kanada.

Diener habilitierte sich 1886 für Geographie und 1893 für Geologie. Er wurde 1903 außerordentlicher und 1906 ordentlicher Professor für Paläontologie an der Universität Wien. Hier war er 1919 Dekan und 1922/23 Rektor. 1909 wurde Diener korrespondierendes und 1913 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem war er bei zahlreichen weiteren in- und ausländischen wissenschaftlichen Vereinigungen Mitglied, darunter bei der Leningrader Akademie der Wissenschaften.

Auch als Bergsteiger war Karl Diener bekannt. Er war Mitglied des Österreichischen Alpenklubs, dessen Präsident er 1888 und 1892/93 war.

Nach seinem Tode wurde Dieners Leichnam im Krematorium eingeäschert und auf dem Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf beigesetzt. 1932 wurde die Karl-Diener-Gasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt.

Bedeutung

Karl Diener galt als hervorragender Experte auf dem Gebiet der Geologie und Paläontologie. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Erforschung der Alpen nach stratigraphischen, faunistischen und geologischen Gesichtspunkten. Zusammen mit Wilhelm Heinrich Waagen schlug er 1895 die heute international definierte chronostratigraphische Stufe des Anisium vor.

Weltanschaulich stand Diener den Theosophen nahe. Als Rektor der Universität Wien unterstützte er deutschnationale Forderungen der Studenten für einen numerus clausus von 10 Prozent für jüdische Studierende und Lehrende. Bereits in seiner Antrittsrede formulierte er, dass Rektor und Senat stets bestrebt und imstande sein werden, den deutschen Charakter und das wissenschaftliche Niveau unserer alma mater mit allen ihnen zu Gebote stehenden, gesetzlich zulässigen Mitteln aufrecht zu erhalten. In seiner Amtszeit wurde auch der später umstrittene Siegfriedskopf des Bildhauers Josef Müllner im Ehrenhof der Universität aufgestellt.

Schriften (Auswahl)

  • Libanon. Grundlinien der physischen Geographie und Geologie von Mittel-Syrien. Hölder: Wien 1886
  • Der Gebirgsbau der Westalpen. Tempsky/Freytag: Prag 1891
  • Bau und Bild Österreichs. Wien 1903
  • Paläontologie und Abstammungslehre. Göschen: Leipzig 1910
  • Wien, sein Boden und seine Geschichte. Wien 1924
  • Grundzüge der Biostratigraphie. Deuticke: Wien 1925
  • Die Fossilienlagerstätten in den Hallstätter Kalken des Salzkammergutes. Hölder, Pichler, Tempsky: Wien 1926
  • Von Bergen, Sonnen- und Nebelländern. Erlebnisse in europäischen und außereuropäischen Hochgebirgen. Bergverlag Rother: München 1929

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien Bd. 2. Kremayr & Scheriau, Wien 1993

Weblinks


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