En no Gyōja

En no Gyōja

En no Gyōja[1] (jap. 役の行者, * 634 in Yamato; † etwa 700) ist ein sagenumwobener Mönch, Lehrer und Magier im japanischen Altertum. Für die japanischen Bergasketen, die Yamabushi, spielt En no Gyōja eine wichtige Rolle, da ihn viele als Gründervater des Shugendō ansehen. Weitere Bezeichnungen für diese Person sind En no Ozunu (jap. 役の小角), seltener En no Ubasoku (jap. 役の優婆塞) und posthum als Shinben Daibosatsu[2] (jap. 神変大菩薩) geehrt. Sein eigentlicher Name war Asahimaru (jap. 朝日丸).

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Die Jugendzeit unter dem Namen Asahimaru

En no Gyōja soll im Jahr 634 in den Katsuragi-Bergen in Yamato als Sprössling der Familie Kamo no E no Kimi (jap. 加茂役公) unter dem Namen Asahimaru geboren worden sein. Anfänglich lebte der sagenumwobene Mönch in eben diesen Bergen, in dem die Kamo Sippe (die späteren Priester des Kamo-Schreins) seit Generationen als Heiler (unter Verwendung pflanzlicher Wirkstoffe) tätig war. Gegen Ende des 7. Jahrhunderts scheint Asahimaru selbst sich ebenfalls einen Namen als Heiler erworben zu haben.

Der Bergeinstieg als En no Ozunu

Als sein Vater starb, benannte sich Asahimaru in En no Ozunu um und flehte den Himmel an, seiner Mutter ein weiteres Kind zu gewähren, so dass er selbst in die Berge gehen und seine religiöse Praxis vertiefen konnte. Als seine Mutter einen weiteren Sohn mit dem Namen Tsukiwakamaru (jap. 月若丸) gebar, widmete sich En no Ozunu im Alter von etwa 32 Jahren ganz seinen asketischen Übungen in den Katsuragi-Bergen. Gerüchten zufolge unterwarf der Mönch zahlreiche Dämonen, so dass sie Wasser holten und Feuerholz sammelten. Angeblich bediente er sich weiterhin schadhafter Magie, die das Volk irreführte und ängstigte. Dieser Misstaten durch einen eifersüchtigen Schüler namens Karakuni no Muraji Hirotari (jap. 韓国の連広足) bezichtigt, wurde En no Ozunu etwa im Jahr 699 in die Präfektur Izu verbannt. Ein anderer Grund für die Verbannung könnte ein Streit um kostbare Metallvorkommen sein, die in den Bergen seiner religiösen Praxis gelegen haben könnten.

Angeblich hat der geheimnisvolle Magier zahlreiche heilige Berge bestiegen, wie es eine wichtige Übung der späteren Yamabushi wurde. Jedoch werden diese Gerüchte über die Bergbesteigung von En no Ozunu als fragwürdig betrachtet, da die ersten Aussagen über eine Bergbesteigung erst relativ spät zum ersten Mal auftauchen. In alten japanischen Schriften wie dem Shoku Nihongi aus dem achten Jahrhundert oder dem Nihon Ryōiki aus dem neunten Jahrhundert finden sich beispielsweise historische Berichte über En no Ozunu.

En no Gyōja als Gründer des Shugendō

Als En no Gyōja wurde der Mönch später von Yamabushi der Shugendō Richtung zum Gründer ihrer Religionsform erhoben. Obwohl keinerlei Berichte oder Belege für eine religiöse Gründungsaktivität vorhanden sind, wird der Mönch weithin als Gründer der synkretistischen Religion Shugendō[3] angegeben.

Literatur

  • Hartmut O. Rotermund: Die Yamabushi: Aspekte ihres Glaubens, Lebens und ihrer sozialen Funktion im japanischen Mittelalter
  • Japanese Journal of Religious Studies 1989
  • Thomas Immoos: Das Tanzritual der Yamabushi
  • Hakim Aceval: Cyber-Yamabushi: En-no-Gyôja im japanischsprachigen Internet (www): Traditionelle religiöse Konzepte im Internet am Beispiel eines altjapanischen Religionsstifters. Vdm Verlag, 2007, ISBN 3836450909

Weblinks

  • Shugendo Mark Schumacher, A-Z Photo Dictionary of Japanese Sculpture and Art; (einschließlich ausführlicher Erörterungen der japanischen Religionsgeschichte; engl.)
  • Die En no Gyōja Legende Bernhard Scheid, Religion-in-Japan

Anmerkungen

  1. Gyôja (jap. 行者) ist die japanische Bezeichnung für einen buddhistischen Asketen
  2. Eine weitere mögliche Lesung scheint Jinben Daibosatsu zu sein, wobei die Schriftzeichen in etwa mit „wundertätiger, großer Bodhisattva“ übersetzt werden könnten.
  3. Shugendō ist der Begriff für eine religiöse Mischform, beeinflusst durch den Buddhismus (hauptsächlich Tendai- und Shingon-Buddhismus) Shintoismus sowie den Daoismus.

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