Enkheim (Bergen-Enkheim)

Enkheim (Bergen-Enkheim)
Das Volkshaus in Enkheim an der Endstation der U-Bahn

Enkheim war ein Dorf in der Grafschaft Hanau und gehört seit 1327 zum Stadtteil Bergen-Enkheim der Stadt Frankfurt am Main.

Der Riedteich im Enkheimer Ried
Das Industriegebiet mit Hessencenter

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Enkheim liegt am Fuß eines Höhenrückens nördlich über dem Maintal, ca. 100 m über NN, etwa 7 km nordöstlich des Stadtzentrums von Frankfurt am Main, am Rand der und unterhalb der Abbruchkante der Wetterau zum Maintal. Deren Hang, der in West-Ost-Richtung verläuft, wird von Gartenanlagen und Streuobstwiesen eingenommen. Unterhalb liegt das Enkheimer Ried eine ehemalige Moorlandschaft und heute Naturschutzgebiet. Das Enkheimer Ried befindet sich in einem Altarm des Mains.

Geschichte

Mittelalter

Enkheim war in römischer Zeit und auch im frühen Mittelalter besiedelt, wie fränkische Grabfunde aus der Gemarkung beweisen.[1]

Die älteste Nennung Enkheims könnte in einer Urkunde[2] aus dem Jahr 806 enthalten sein. Dort wird ein "Euuicheim" genannt, das Forscher mit "Auheim" (heute: Hanau-Großauheim und Hanau-Klein-Auheim) in Verbindung brachten[3] Es handelt sich hier um eine Abschrift aus dem 12. Jahrhundert, so dass ein Übertragungsfehler der Schreibweise "Ennicheim" nicht ausgeschlossen ist. Die älteste zweifelsfreie Nennung Enkheims findet sich in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Arnsburg von 1151, in der von "Berge iuxta Ennicheim" die Rede ist, also von „Bergen in der Nähe von Enkheim“.

Bergen und Enkheim wurden schon im 13. Jahrhundert als gemeinsame Dorfschaft erwähnt und waren seit 1327 miteinander verbunden. Beide Orte wurden jahrhundertelang gemeinsam verwaltet, aber erst 1936 zu Bergen-Enkheim vereinigt. Ursprünglich lag Enkheim in einem umfassenden Reichsbesitz, dem Bornheimerberg, der als Lehen vergeben wurde, in großem Umfang auch an die Herren von Hanau. Verschiedene deutsche Herrscher verpfändeten den Bornheimerberg – und damit auch Enkheim – sowie Rechte an diesem Territorium im 14. und frühen 15. Jahrhundert sowohl an die Herren und Grafen von Hanau als auch an die Reichsstadt Frankfurt. Dieses widersprüchliche Verhalten führte selbstverständlich zum Streit, zumal Frankfurt sich so von Hanauer Gebiet „umzingelt“ sah. Alle Versuche Frankfurts, dies zu verhindern, scheiterten. So kam es 1481 schließlich zu einem Vergleich. Drei Dörfer des Amtes erhielt Frankfurt exklusiv, die übrigen behielt Hanau. Enkheim kam so endgültig zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.

Historische Namensformen

  • Ennincheim (1151)
  • Ennicham (1219)
  • Enigheim (1256)

Neuzeit

Ansicht der Hauptstraße von Enkheim um 1934

Kirchlich gehörte das Dorf zur Pfarrei Bergen. 1445 wird eine Kirche erwähnt. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn. Die Reformation setzte sich in der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Mitte des 16 Jahrhunderts zunächst in ihrer lutherischen Ausprägung durch. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession der Grafschaft Hanau-Münzenberg erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte vom Jus reformandi Gebrauch, seinem Recht als Landesherr, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft weitgehend als verbindlich durch.

1717 bis 1719 wurde eine neue Pfarrkirche errichtet, der Name des alten Patroziniums, „Laurentiuskirche“, aber übernommen, und das Gebäude 1741/43 durch einen Fassadenturm ergänzt.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736 erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch den Bornheimerberg und Enkheim.

Während der napoleonischen Zeit stand Enkheim von 1806 bis 1810 unter französischer Militärverwaltung und gehörte dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es an Hessen-Kassel, nunmehr „Kurfürstentum Hessen“ genannt, zurück. Hier kam es 1821 zu einer grundlegenden Verwaltungsreform: Der Bornheimerberg wurde dem neu gebildeten Landkreis Hanau zugeschlagen. 1936 wurde es dann mit Bergen zu Bergen-Enkheim vereinigt.

Einwohnerentwicklung

Laurentiuskirche

Die Einwohnerzahlen wurden für die Dörfer Bergen und Enkheim gemeinsam ermittelt:

  • 1632[4]: 133 Familien
  • 1707: 176 Familien
  • 1754: 937 Einwohner
  • 1834: 1.783 Einwohner
  • 1840: 1.847 Einwohner
  • 1846: 2.051 Einwohner
  • 1852: 2.197 Einwohner
  • 1858: 2.193 Einwohner
  • 1864: 2.346 Einwohner
  • 1871: 2.546 Einwohner
  • 1875: 2.838 Einwohner
  • 1885: 3.366 Einwohner
  • 1895: 3.915 Einwohner
  • 1905: 4.822 Einwohner
  • 1910: 5.323 Einwohner
  • 1925: 6.038 Einwohner

Literatur

  • Arbeitsgemeinschaft Heimatmuseum Ffm-Bergen-Enkheim e.V., (Hrsg.), Walter Reul (Bearb.): Cronick vom Amt Bornheimerberg angefangen 1796, von Amtmann Johann Heinrich Usener. 1998.
  • Hans-Jürgen Becker: Das Gericht Bornheimer Berg. In: Überlieferung, Bewahrung und Gestaltung in der rechtsgeschichtlichen Forschung, 1993, S. 1-21.
  • Ludwig Fr. Emmel: Chronik einer Landschaft am Untermain Bergen-Enkheim. Bergen-Enkheim, 1985.
  • Werner Henschke: Lebendige Vergangenheit in Bergen-Enkheim – Geschichtliche Erläuterungen. Bergen-Enkheim, 1976.
  • Karl-Heinz Heinemeyer: Bergen-Enkheim Ein junger Stadtteil mit alter Geschichte. 2001.
  • Karl-Heinz Heinemeyer: Geschichte-Landschaft-Persönlichkeiten im Spiegel der Straßennamen in Bergen-Enkheim, 1997.
  • Karl-Heinz Heinemeyer: Rundweg durch Bergen-Enkheim Eine historische Betrachtung, 1991.
  • Gerhard Kleinfeldt u. Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16. 1937, ND 1984, S. 67.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 124.
  • Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. 488-495.
  • Fred Schwind: Die „Grafschaft“ Bornheimer Berg und die Königsleute des Fiskus Frankfurt. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 14 (1964), S. 1-21.
  • Helmut Ulshöfer: Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim 1933-1942. Selbstverlag, 1988.

Weblinks

Enkheim in LAGIS

Einzelnachweise

  1. J. H. Schleifring: Spätmerowingische bis frühkarolingische Gräber in römischen Gebäuderesten aus Frankfurt a.M. – Bergen-Enkheim. In: Hanauer Geschichtsverein (Hrsg.): Hanauer Geschichtsblätter 30 (1988), S. 269ff.
  2. Urkunde Nr. 3424 (Reg. 2943) aus dem Codex Laureshamensis.
  3. Zur Problematik dieser Zuschreibung: Peter Jüngling: Hanau-Kesselstadt. Zur Archäologie einer Pfarrkirche in Hanau = Hanauer Schriften zur Archäologie und Geschichte 1 (2004), S. 26f.
  4. In den Jahren 1632, 1707 und 1754 wurde in der Grafschaft Hanau die Zahl der Einwohner ermittelt. Diese Zahlen sind hier wiedergegeben nach Erhard Bus: Die Folgen des großen Krieges – der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach dem Westfälischen Frieden. In: In: Hanauer Geschichtsverein: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung = Hanauer Geschichtsblätter 45 (2011), ISBN 978-3-935395-15-9 (formal falsche ISBN), S. 277-320 (289ff.)

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