Carl Friedrich Abel

Carl Friedrich Abel
Carl Friedrich Abel (1777) von Thomas Gainsborough
Abel mit Viola da gamba

Carl Friedrich Abel, auch Karl Friedrich (* 22. Dezember 1723 in Köthen (Anhalt); † 20. Juni 1787 in London) war ein deutscher Komponist und Gambensolist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Als Sohn des berühmten Gambenvirtuosen Christian Ferdinand Abel wurde Carl Friedrich in Köthen geboren, wo sein Vater als „Premier-Musicus“ in Johann Sebastian Bachs Hofkapelle wirkte. Dass er nach Bachs Übersiedlung nach Leipzig Schüler an der dortigen Thomasschule war, ist nicht erwiesen. Gesichert ist jedoch, dass er auf Bachs Empfehlung an den Dirigenten Johann Adolph Hasse neun Jahre lang (1748–1757) als „Kammermusiker des Königs von Polen“ in der Dresdner Hofkapelle wirkte.

Die Auswirkungen des Siebenjährigen Krieges vertrieben ihn 1757 aus Dresden. 1758 ist er Gast im Hause der Familie Goethe in Frankfurt/Main. Über mehrere süddeutsche Stationen und Paris erreichte er 1759 London. Mit großem Erfolg gab er hier ein erstes Konzert mit eigenen Kompositionen auf verschiedenen Instrumenten, vornehmlich der Gambe sowie dem Baryton – einem Instrument, für das auch Joseph Haydn komponierte. Weitere Solo-Konzerte für die Londoner Gesellschaft folgten, mit dem Resultat seiner Ernennung zum Kammermusiker der Königin Charlotte.

Im Jahr 1762 kam Johann Christian Bach nach London, um die Bekanntschaft des berühmten Abel zu suchen. Die bald geschlossene Freundschaft zwischen ihm und Abel führte 1764 zur Gründung der beliebten „Bach-Abel Concerts“, die bis 1775 von Mrs. Teresa Cornelys, der Besitzerin eines Konzertsaals, organisiert wurden. Es waren die ersten Abonnementskonzerte der englischen Geschichte.

1764 gelangte auch der achtjährige Mozart mit seinem Vater nach London und besuchte Abel, dessen kompositorischen Satz er studierte. Als Vorbild kopierte er sich Abels Es-Dur Sinfonie (op. VII,6) in sein Notizbuch, wodurch sie fälschlich als Mozarts „Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur“ unter Nr. 18 in das Köchelverzeichnis gelangte.

Ab 1775 wurden die Konzerte von Mrs. Cornelys unabhängig, und nach Bachs Tod 1782 führte Abel sie nur noch ein Jahr erfolglos fort. In der Konzertreihe wurden u.a. viele Werke Joseph Haydns erstmals in England aufgeführt. Nach dem Scheitern des Konzertunternehmens kehrte Abel nach Deutschland zurück, wo es ihm nicht gelang, Fuß zu fassen. So sah er sich genötigt, nach zwei Jahren nach London zurückzukehren, wo er immer noch als Spieler verschiedener neuer und alter Instrumente gefragt war. Er wurde zum Trinker und beschleunigte damit seinen Tod. 1787 starb er in ärmlichen Verhältnissen.

Abel war der letzte große Solist der Gamben-Spielkunst. Mit ihm verschwand das Instrument aus der Reihe der Orchester- und bald danach auch der Solo-Instrumente.

Er war ein Mann von auffallender Erscheinung, von dem mehrere schöne Porträts existieren, darunter zwei von seinem langjährigen Freund Thomas Gainsborough.

Werke

Abel schrieb unter anderem Sinfonien, Ouvertüren, Instrumentalkonzerte, Streichquartette, Sonaten und Solos.

  • Kleine Sinfonie in F-dur
  • 6 Streichquartette Op. 8 (1768)
  • 6 Streichquartette Op. 12 (1774)
  • 6 Streichquartette Op. 15 (1780)
  • Sonate Nr. 1 für Oboe und Klavier C-Dur
  • Sonate Nr. 2 für Oboe und Klavier F-Dur
  • Sonate Nr. 3 für Oboe und Klavier D-Dur
  • Sonate Nr. 4 für Oboe und Klavier B-Dur
  • Sonate für Viola da gamba solo C-dur
  • Sonate für Viola da gamba solo d-moll

Mitwirkung an folgenden Pasticci:

  • Love in a Village, Pasticcio 3 Akte (mit Musik von 14 anderen Komponisten; von Abel die Ouvertüre). Libretto: Isaac Bickerstaffe, nach Charles Johnson's The Village Opera. Uraufführung: 8. Dezember 1762 in London, Covent Garden. Das Stück war ein großer Hit in London in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
  • Berenice, Pasticcio 3 Akte (mit Musik von 5 anderen Komponisten). Libretto: Antonio Salvi. Uraufführung: 1. Januar 1765 London, Haymarket.
  • The Summers Tale, Pasticcio 3 Akte (mit Musik von 12 anderen Komponisten). Libretto: Richard Cumberland. Uraufführung: 6. Dezember 1765 London, Covent Garden.
  • Sifari, Pasticcio 3 Akte (mit Musik von J. C. Bach u. a.). Uraufführung: 5. März 1767 London, Haymarket.
  • Tom Jones, Pasticcio 3 Akte (mit Musik von J. C. Bach u. a.). Libretto: Joseph Reed, nach Henry Fielding. Uraufführung 14. Januar 1769 London, Covent Garden.

Literatur

  • S. M. Helm: Carl Friedrich Abel, Symphonist. London 1953
  • Walter Knape: Bibliographisch-thematisches Verzeichnis der Kompositionen von Karl Friedrich Abel. Ad Portam Edition, Cuxhaven 1971
  • Walter Knape: Karl Friedrich Abel. Leben und Werk eines frühklassischen Komponisten. Schünemann, Bremen 1973, ISBN 3-7961-3036-4
  • Arrey von Dommer: Abel, Karl Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 13 f.
  • Georg von Dadelsen: Abel, Karl Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 11 f. (Onlinefassung).
  • Klaus Stübler, Christine Wolf: Harenberg Komponistenlexikon. MAYERS Lexikonverlag, Mannheim 2004, ISBN 3-411-76117-2, S. 7, 44, 51, 644.

Weblinks

 Commons: Carl Friedrich Abel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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