Erhardkirche (Salzburg)

Erhardkirche (Salzburg)
Pfarrkirche St. Erhard

Die römisch-katholische Erhardkirche, eigentlich Pfarrkirche St. Erhard, liegt in der Stadt Salzburg im inneren Nonntal direkt unterhalb des Nonnberges.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die gotische Erhardkapelle wurde erstmals 1404 erwähnt. Die Kapelle war mit dem nächstliegenden Krankenhaus verbunden und so zuerst wesentlich als Spitalskirche genutzt. Sie war bereits dem Hl. Erhard, dem wundertätigen Patron der Kranken und Armen geweiht. Sie war zuerst als Spitalskirche des Benediktinen-Frauenstift Nonnberg genutzt, das bereits um 1310 nachweisbar ist und wohl von Anbeginn auch eine Kapelle besaß. 1603 kaufte Wolf Dietrich von Raitenau die Kapelle als Ersatz für das Kapitelspital im Kaiviertel, das damals für andere Zwecke genutzt wurde. Die Kapelle hatte sich zuletzt als recht baufällig (und zudem „unmodern“) erwiesen.

Bau und Außenansicht der Kirche

Von 1685 bis 1689 wurde im Auftrag des Domkapitels unter Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg vom Architekten Giovanni Gaspare Zuccalli die heutige Erhardkirche im Stil des italienischen Barock erbaut. Sie besitzt eine beherrschende Tambourkuppel mit aufgesetzter Laterne, die von schlankeren Seitentürmen mit einem der Kuppel ähnelndem Helmaufsatz umrahmt wird. Im Giebelfeld findet sich das Wappen des Domkapitels. Die achteckigen Glockengeschoße der Türme wurden zuletzt 1711 verändert. Die älteste Kirchenglocke stammt von Benedikt Eisenberger (1686).

Der Eingang

Das Eingangsportal ist als Portikus mit einer zweiflügeligen Treppe gestaltet, und ähnelt so entfernt einem herrschaftlichen Renaissanceschloss. Der hochgelegene prunkvoll gestaltete Eingang weist auf die früher zahlreichen Überschwemmungen hin, vor denen die Kirche geschützt werden sollte.

Der Erhardibrunnen

Der Wandbrunnen vor der Kirche in der Mitte des Portikussockel, Erhardibrunnen genannt, wurde 1688 von Andreas Götzinger geschaffen. Er besitzt eine gebuckelte Marmorschale und einen ebensolchen Löwenkopf als Wasserspeier und diente früher wesentlich dem Dienstbotenspital des Domkapitels. Er erfreute sich großer Beliebtheit, weil dem Wasser Heilkraft zugeschrieben wurde und erinnert gleichzeitig an den Heiligen Erhard, von dem gesagt wird, er hätte bei seinen Missionsgründungen stets auch neue Brunnen gegraben.

Innenansicht der Kirche

Das reiche und schwere Stukkaturwerk mit seinen Kränzen und Girlanden, Muscheln und Medaillons, Volutzen und Wappen, teils als Imitation von Terrakotta ausgeführt, stammt von Francesco Brenno, Carlo Antonio Brenno und Attavio Mosto. Der Innenraum um die Kuppel selbst ist mit drei gleich großen breiten Apsiden gestaltet.

Blick von den rückwärtigen Hügeln auf die Kuppel

Die Tambourkuppel

In der Form einer zentralen Kuppel mit einer darüber angeordneten Laterne findet sich das Motiv der beiden Turmhelme wieder. In den Pendentivzwickel unter der Kuppel sind Hochreliefs der Heiligen Rupert, Virgil, Martin und Vitalis angebracht. In der Kuppel selbst sind acht Medaillons mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Erhard dargestellt. Unterhalb dieser Medaillons sind die vier Kardinaltugenden (tapferes- gerechtes- kluges- und maßvolles Verhalten) angeordnet.

Die hölzerne barocke Kanzel von 1724 besitzt vergoldete Bandornamente und Palmetten. Kunstvoll gestaltet ist auch das Abschlussgitter, das im Gegensatz von hohen senkrechten Stäben mit reichem Schmuckwerk in Spiralornamentik sehr lebendig wirkt.

Die Altäre

Der Hochaltar wurde von Andreas Götzinger gestaltet. Der Segmentbogengiebel zeigt dabei die Figurengruppe der Heiligen Dreifaltigkeit. Am Gebälk ist das Wappen von Johann Ernst von Thun zu finden. Das Altarblatt bildet die Taufe der Heiligen Ottilie durch St. Erhard ab. Dieses Ölgemälde hat Johann Michael Rottmayr 1692 geschaffen. Das schmucke Tabernakel mit reich verzierten Beschlägen wurde 1747-49 geschaffen und besitzt das Wappen des Auftraggebers Fürsterzbischof Jakob Ernst von Liechtenstein-Kastelkorn.

Die Seitenaltäre sind ähnlich gestaltet. Das linke Altarblatt zeigt den Heiligen Borromäus bei Pestkranken in Mailand. Neben dem Altar befindet sich die Herzurne des Dompropstes. Das rechte Altarblatt zeigt den Heiligen Franz Xaver, Heiden segnend. Die beiden Altarblätter der Seitenaltäre werden Franz de Neve zugeschrieben. Im Giebel des rechten Seitenaltars wird die Glorie des Hl. Franz Xaver dargestellt. Die Seitenaltäre wurden von namhaften Domherren gestiftet. Die Wappen auf Hochaltar und Seitenaltären geben auch die Rangordnung nach dem damaligen Streit zwischen Domherrenschaft und Fürsterzbischof wieder, in dem der Fürst sich klar durchsetzte.

Die Orgel

Erbauer

Die Orgel stammte aus der Werkstätte des Christoph Egedacher (1641–1706), der seit 1673 als Hoforgelmacher in Salzburg tätig war. 1688 erhielt Egedacher für seine Arbeit am neu hergestellten Instrument 455 Gulden 2 Kreuzer, der Maler Adam Pürckmann für die blaue Fassung der Orgel und das Vergolden der Schnitzarbeiten 140 Gulden. Zur Orgel wurde auch ein Violon (Kontrabass) angeschafft, den der Hof-Lauten und -Geigenmacher Ulrich Rämbhardt lieferte. Beide Instrumente waren zu Ruperti (24. September) 1688 erstmals in St. Erhard spielbar.

Disposition

Die ursprüngliche Disposition ist nicht überliefert. Da die Orgel der Wallfahrtskirche Maria Kirchental nach dem gleichen, und erhaltenen, Entwurf errichtet wurde, dürfte sie analog zu dieser folgende Register aufgewiesen haben: Copel 8’, Prinzipal 4’, Flöte 4’, Quint 2 2/3’, Superoktav 2’, Mixtur 1’ zweifach, Subbass 16’.

Das Manual hatte einen Umfang von C–c’’’ mit kurzer großer Oktav (45 Tasten und Töne), das Pedal von C–gis mit kurzer großer Oktav (16 Tasten, 12 Töne, auf Taste g klingt gis). Über der Orgel war das Zifferblatt einer Uhr angebracht.

Spätere Umbauten

1848 gestaltete der Salzburger Orgelbauer Ludwig Mooser (1807–1881) die Orgel um. Er erhöhte die Orgel, indem er einen 95 cm hohen Mittelteil für einen Spielschrank einfügte. Vermutlich musste in Folge dessen die Uhr über dem Instrument entfernt werden. 1888/89 baute Matthäus Mauracher II (1859–1939) eine neue Orgel in das alte Gehäuse ein. Mauracher, aus der Orgelbauerfamilie Mauracher stammend, hatte in den Jahren zuvor eine sog. Hängeventillade mit Glasventilen entwickelt. Für den Einbau einer solchen verbreiterte er das Gehäuse, zusätzlich postierte er noch einen Spieltisch vor dasselbe. Wahrscheinlich wurde wegen des Platzbedarfs für den Spieltisch in dieser Zeit die Empore vergrößert. Seither kann der Besucher der Kirche bei verschlossenem Kirchengitter nicht mehr in die Kuppel blicken, der um 110 cm vorragende Plafond versperrt die Sicht.

Die italienische Orgel

1982 erhielt der Orgelbauer Helmut Allgäuer, Niederösterreich, den Auftrag, eine neue Orgel im italienischen Stil anzufertigen. Dabei sollte er den Spieltisch und die seitlichen Erweiterungen Maurachers entfernen, die nicht ursprüngliche Höhe des Gehäuses aber belassen. Die Restaurierung der Fassung des Orgelgehäuses übernahmen die Restauratoren Katharina und Roland Huber, Salzburg, wobei sie den ursprünglichen Kaseïnanstrich, in Ultramarinblau, freilegten und erneuerten, und die alten Polimentvergoldungen reinigten und ergänzten. Die drei Ziergitter fertigte der Bildhauer Klaus Ficker, Salzburg, an. Das so neu hergestellte Instrument wurde am 29. September 1984 geweiht und im Rahmen einer Konzertreihe der Öffentlichkeit vorgestellt.

Disposition seit 1984

linke Reihe
Principale B/S
Ottava
Quintadecima B/S
Decimanona
Vigesimaseconda
Vigesimasesta-nona
Voce Umana S
Tremolo
rechte Reihe
Bordone
Flauto in VIII B/S
Flauto in XII B/S
Flauto in XVII S
Tromboncini B/S
Contrabasso
Basso in VIII
Pedalkoppel
Bild

Spezifikationen

B=Basso, S=Soprano, Schleifenteilung c’/cis’, Tonumfang: Manual C–f’’’, Pedal C–d’. Die Mensuren des Pfeifenwerkes leitete der Orgelbauer Helmut Allgäuer von Costanzo Antegnati ab, das hinter den Ziergittern stehende Register Tromboncini kopierte er nach Gaetano Callido.

Stimmung

Die von Peter Widensky für die Orgel gewählte Temperierung ist ein wohltemperiertes Stimmsystem: Es stehen alle Tonarten zur Verfügung; sie unterscheiden sich aber vor allem durch ihre verschieden großen Terzen, die stärkere oder schwächere harmonische Spannungen bewirken und damit für eine ausgeprägte Tonartencharakteristik sorgen. Dabei sind die B-Tonarten gegenüber den Kreuz-Tonarten in der Qualität etwas bevorzugt, so, wie das im 18. Jahrhundert im österreichischen Raum verbreitet war. Diese Temperierung kommt der italienischen und österreichischen Barockmusik entgegen, aber auch der Wiener Klassik.

Literatur

  • Lieselotte von Eltz-Hoffmann, Oskar Anrather: Die Kirchen Salzburgs. Irdische Metaphern einer überirdischen Welt. Verlag Anton Pustet, Salzburg 1993, ISBN 3-7025-0308-0.
  • Bernd Euler et al.: Dehio Salzburg. Stadt und Land. Verlag Anton Schroll & Co., Wien 1986, ISBN 3-7031-0599-2.
  • Gerhard Walterskirchen: Aus der Orgelchronik unserer Pfarrkirche. In: Die italienische Orgel bei St. Erhard im Nonntal. Festschrift zur Orgelweihe, Salzburg: 1984 o. S.
  • Roman Schmeißner: Die Orgel der Erhardkirche und ihre 300jährige Geschichte. In: 300 Jahre Kirche St. Erhard, 1689–1989, Salzburg: 1989, S. 56–62.
  • Roman Schmeißner: Über den Neubau der Orgel. In: Die italienische Orgel bei St. Erhard im Nonntal. Festschrift zur Orgelweihe, Salzburg: 1984 o. S.
  • Peter Widensky: Die Stimmung der neuen Orgel. In: Die italienische Orgel bei St. Erhard im Nonntal. Festschrift zur Orgelweihe, Salzburg: 1984 o. S.
  • Egon Krauss: Die italienische Orgel als Typus. In: Die italienische Orgel bei St. Erhard im Nonntal. Festschrift zur Orgelweihe, Salzburg: 1984 o. S.

Weblinks

 Commons: Erhardkirche (Salzburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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