Ernst von Treskow

Ernst von Treskow

Ernst Heinrich von Treskow (* 30. Mai 1844 in Radojewo bei Posen; † 4. Mai 1915 in Berlin-Wilmersdorf) war ein deutscher Diplomat. Er war unter anderem Botschafter in Chile und Argentinien.

Leben

Rittergut Radojewo um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Ernst von Treskow entstammte dem Adelsgeschlecht Tresckow. Sein Vater war der Gutsherr Heinrich von Treskow (* 1795; † 1861). Die Mutter war Antonie, geb. von Bünting (* 1811; † 1860). Seine Geschwister waren Maximilian (1830–1909), Otto (1831–1901), Richard (1832–1914), Oskar (1833–1883), Franz (1835–1910, preuß. General), Eduard (1837–1898, preuß. General), Friedrich (1839–1857), Heinrich (1840–1927, preuß. General), Arthur (1843–1913), Hermann (1847–1870), Anton (1849–1849), Georg (1850-1851) und Erich von Treskow (1852–1922). Ernst selbst blieb ledig.

Treskow studierte Rechtswissenschaften an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität und an der Ruprecht-Karls-Universität. In Breslau und Heidelberg war er Mitglied der Corps Borussia (1862) und Vandalia (1863).[1]

Als Leutnant im 2. Garderegiment zu Fuß am Deutschen Krieg von 1866 und am Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 teil. Danach trat er 1874 in das Auswärtige Amt ein. Seit 1876 arbeitete er am Generalkonsulat in London. Seit 1879 war er Konsul in Kairo. Als solcher hatte er Prinz Friedrich Karl von Preußen 1883 auf dessen Orientreise empfangen. Während des Aufstandes von Arabi Pascha brachte er 1882 deutsche und österreichische Staatsbürger über Ismailion und Port Said in Sicherheit. Zwischen 1888 und 1891 war er Generalkonsul in Budapest, Konstantinopel und Kapstadt.

Zwischen 1891 und 1899 amtierte er als deutscher Botschafter in Santiago de Chile. Bereits vor seinem Amtsantritt hatte der bisherige Botschafter Felix von Gutschmid den Militärberatern des Deutschen Reichs ausdrücklich verboten in den Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des Parlaments, den Congresistas, und den Anhängern des Präsidenten José Manuel Balmaceda, den Balmacedistas, zu intervenieren. An diese Weisung hatte sich der Militärberater Emilio Körner nicht gehalten. Vielmehr konspirierte er gegen die Regierung und half Jorge Montt Álvarez an die Macht zu kommen. Angesichts der neuen Lage riet Gutschmid den Vorgesetzten im Auswärtigen Amt und Wilhelm II. Körner den Verrat an der chilenischen Regierung zu vergeben. Von Treskow empfahl Körner sogar mit dem Roten Adlerorden zweiter Klasse auszuzeichnen. Dieser fuhr 1894 zur Auszeichnung in das Deutsche Reich und kam im Oktober 1895 mit 31 weiteren Militärberatern des Deutschen Reichs nach Chile zurück.[2]

Danach war das Einvernehmen zwischen dem Botschafter und den Militärberatern deutlich gespannt. In seinen Berichten an den Reichskanzler Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst hat sich von Treskow in den Jahren 1896 und 1897 immer wieder über das selbstherrliche Auftreten der Berater beschwert. Er bezeichnete sie als „moderne Glücksritter“ und warf ihnen vor, sich an innerchilenischen Konflikten zu beteiligen und sogar auf eigene Rechnung Waffen von Krupp und Mauser zu verkaufen.

Von 1899 bis 1900 war er deutscher Botschafter in Buenos Aires. Zwischen den Regierungen von Argentinien und Chile gab es den Beagle-Konflikt. In der Amtszeit von Treskow erlebte die Argentinisch-Deutsche Militärkooperation mit der Eröffnung der Escuela Superior de Guerra in Buenos Aires am 7. März 1900 durch Präsident Julio Argentino Roca einen Höhepunkt.

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 78, 500; 68, 338
  2. William F. Sater, Holger H. Herwig, The grand illusion: the Prussianization of the Chilean army, 1999, 247 Seiten

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Felix von Gutschmid Botschafter des Deutschen Reichs in Santiago de Chile
1891–1899
Friedrich von Mentzingen Botschafter des Deutschen Reichs in Buenos Aires
1899–1900
Hans von Wangenheim

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