Evangelische Kirche Hertingen

Evangelische Kirche Hertingen
Evangelische Kirche von der Chorseite

Die Evangelische Kirche Hertingen ist die Pfarrkirche des Bad Bellingener Ortsteils Hertingen im Landkreis Lörrach. Sie wurde in den 1780er Jahren neu erbaut und ersetzte einen baufälligen Vorgängerbau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Hertingen geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Eine Kirche und ein Pfarrer in Hertingen werden erstmals urkundlich 1215[1] und ein weiteres Mal 1275[2] erwähnt. Das Patronat und die Baupflicht lagen bei den Markgrafen bzw. den Herren von Rotberg, die Lehnsherren der Markgrafen von Hertingen waren.

Geschichtstafel an der Kichenfassade

Im Jahr 1761 ist der Wunsch der Einwohner dokumentiert, die baufällige, außerhalb des Orts stehende Kirche neu zu errichten. Der Glockenturm muss so wacklig gewesen sein, dass darin nicht einmal das Uhrwerk sicher befestigt werden konnte. Da seine Standsicherheit nicht mehr gewährleistet war, musste er mit Seilen zusammengebunden werden.[3] Ein Visitationsprotokoll von 1782 bestätigt den ruinösen Zustand und spricht von baulichen Mängeln, wie sie an keinem zweiten Orten anzutreffen seien. Dazu kam, dass auch die Platzverhältnisse für die wachsende Gemeinde nicht angemessen waren. Die Kirche wurde in den Jahren 1785 bis 1786 abgebrochen; lediglich zwei Spitzbogengewände ließ man links vom Friedhofseingang stehen.[4]

1785 legte die Gemeinde den Grundstein für eine neue Kirche, die auch vom Markgrafen Carl Friedrich von Baden gefördert wurde. Die Abbruchreste der alten Kirche wurden teilweise für den Neubau wiederverwendet.[5] In den Jahren 1971 bis 1972 erhielt die Kirche unter anderem neue Glasfenster, eine neue Empore sowie einen neuen Altar. In einem Anbau an der Südwand erhielt die Gemeinde Wirtschafts- und Veranstaltungsräumlichkeiten. Nach den Renovierungsarbeiten wurde das Gotteshaus am 9. Juli 1972 wieder eingeweiht.[6]

Beschreibung

Kirchengebäude

Evangelische Kirche von der Turmseite

Der Kirchenbau besteht aus einem rechteckigen, walmdachgedeckten Langhaus und einem daran angebauten dreigeschossigen Glockenturm. Die Längsseiten des Langhauses tragen in zwei Reihen rechteckige Fenster. Der Haupteingang befindet sich in der Ostfassade, ein Seiteneingang in der Nordfassade.

Der Turm mit rötlicher Sandstein-Eckquaderung ist über ein im unteren Drittel leicht eingeknicktes Pyramidendach gedeckt, das über eine Turmkugel und einen Wetterhahn bekrönt wird. An seiner Westfassade besitzt er in jedem Stockwerk rechteckige Fenster, in die vertikale Lamellen eingelassen sind. Im oberen Stockwerk hat er zu jeder Seite rechteckige Schallöffnungen und darüber ein Zifferblatt der Turmuhr.

Inneres und Ausstattung

Die Kirche ist im Inneren mit einer flachen Decke eingezogen. Über dem schlicht gehaltenen Altar hängt ein einfaches Kreuz. Links vom Altar steht ein Kanzelpult.

Die Darstellung an der Südwand des Langhauses wurde von Niel Bohn beschaffen. („Einer unter euch wird mich verraten“)

Glocken und Orgel

Glockenturm

Das dreistimmige Geläut der Kirche von Hertingen setzt sich wie folgt zusammen:

Name Schlagton Gussjahr Gießerei
Große Glocke a′ 1950 Albert Junker, Brilon
Mittlere Glocke c′′ 1950 Albert Junker, Brilon
Hebel-Glocke e′′ 1924 Glockengießerei Bachert

Aus dem Gussmaterial einer Weitenauer-Glocke von 1684 entstand die Hebel-Glocke, die zu Ehren des Dichters Johann Peter Hebel seinen Namen und ein Relief von ihm trägt erinnert an seine Zeit als Vikar in Hertingen von 1780 bis 1783.[7]

Die Orgel von 1787 ist das einzige erhalten Werk des Orgelbauers Blasius Bernauer. Das Instrument besitzt ein Manual, ein Pedal und sieben Register. [8] Im Laufe des 19 Jahrhunderts wurde die Orgel mehrfach repariert und 1972 durch Hermann Eule Bautzen umfassend restauriert.[9]

Literatur

  • Johannes Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 40–41 .

Weblinks

Einzelnachweise

  1. R. Wackernagel: Urkundenbuch der Stadt Basel, 1890 ff., Band 1, S. 59
  2. W. Haid: Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275. In: F. D. A. 1, 1865, S. 1–303
  3. A. Eisele: Hertingen. Die Geschichte der Kirche – Die Geschichte des Dorfes. In: Die Markgrafschaft, Heft 2, 1960, S. 4 ff.
  4. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 40 (08.1)
  5. Fecht: Der südwestliche Schwarzwald, 1859, S. 333–334
  6. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 41 (09.2)
  7. H. Ernst, Evangelischer Kirchenbezirk Müllheim (Hrsg.): Hertingen. In : 400 Jahre Evangelischer Kirchenbezirk Badenweiler-Müllheim 1556–1956, 1956, S. 80
  8. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 41 (09.2)
  9. B. Sulzmann: Historische Orgeln in Baden, 1980, S. 124
47.7241331647227.58703053

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”