Grube Fortuna (Solms)

Grube Fortuna (Solms)
Fortuna
Mundloch des Neuen Tiefen Stollens (1908)
Mundloch des Neuen Tiefen Stollens (1908)
Abbau von Eisenerz
Größte Tiefe 250 m
Beschäftigte 43 (1983)
Betriebsbeginn 1847
Betriebsende 3. März 1983
Geografische Lage
Koordinaten 50° 34′ 28″ N, 8° 25′ 23″ O50.57450518.4230467Koordinaten: 50° 34′ 28″ N, 8° 25′ 23″ O
Fortuna (Hessen)
Fortuna
Lage Fortuna
Gemarkung Oberbiel
Gemeinde Solms
Kreis Lahn-Dill-Kreis

p1p2p4

Maschinenhalle

Die 1983 stillgelegte Grube Fortuna in einem Waldgebiet nördlich von Solms-Oberbiel bei Wetzlar ist eine der vielen Gruben im Lahn-Dill-Gebiet. Hier wurde Eisenerz in Form von Roteisenstein (Hämatit) und Brauneisenstein (Limonit) abgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1847 fand das Erzvorkommen im späteren Abbaubereich (Grubenfeld) der Grube Fortuna erstmals Erwähnung in den Bergamtsakten. 1849 wurde das Grubenfeld an den Fürsten Ferdinand zu Solms-Braunfels verliehen, der das Bergwerk 57 Jahre hauptsächlich als Tagebau betrieb. Erst 1900 wurde der erste Schacht abgeteuft. Das Eisenerz wurde ab 1878 mit einer 3,6 km langen Seilbahn zum Hochofenwerk Georgshütte in Burgsolms transportiert. 1906 verkaufte der Fürst die Grube Fortuna und alle weiteren Gruben, darunter auch die Grube Ferdinand, an die Firma Friedrich Krupp, Essen.

1907 wurde ein neuer Schacht (Maschinenschacht II), zunächst nur bis zur 40 m-Sohle, abgeteuft. Kurz später erreichte man eine Teufe von 150 m. Eine zweite Seilbahn wurde 1908 fertiggestellt. Das Erz wurde nun von der Grubenbahn aus dem Stollen des Bergwerkes über die Straße Berghausen - Oberbiel gezogen und in der sogenannten Kipphalle entladen. Nach der Aufbereitung wurde es mit der Seilbahn zum Bahnhof Albshausen an der Lahntalbahn gebracht. Diese transportierte das Erz hauptsächlich nach Wetzlar, wo Buderus es in den Hochöfen verhüttete. Ebenfalls 1908 war der Neue Tiefe Stollen fertig aufgefahren und ermöglichte den Zugang zum neuen Schacht. Über diesen Stollen fahren die Besucher auch heute in das Bergwerk ein.

1929 wurde ein Blindschacht von der 150 m-Sohle zur 250 m-Sohle abgeteuft. Nachdem der Maschinenschacht II 1943 eingestürzt war, teufte man einen neuen Blindschacht vom Neuen Tiefen Stollen bis zur 150 m-Sohle ab. Diesen Schacht nutzen heute auch die Gästen des Besucherbergwerks, um auf die 150 m-Sohle zu gelangen. 1953 übernahm die Harz Lahn Erzbergbau AG den Bergwerksbetrieb. 1954 wurde der Hauptblindschacht bis zur 250 m-Sohle weitergeteuft. 1957 durchbrach man das Deckgebirge nach über Tage. Dort wurde ein neues Fördermaschinenhaus errichtet. In den Jahren 1959/1960 wurde ein Verbindungsschacht zur 100 m-Sohle gebohrt, um die Wetterführung zu ermöglichen.

1962 kam die erste Stilllegung des Bergwerks, denn die Hauptabnehmer des Erzes, darunter Firma Krupp, wollten in Zukunft Erze aus dem Ausland für die Stahlherstellung verwenden. Eine kleine Mannschaft blieb für Stillegungsarbeiten bestehen. Und bereits 1963 begann der Betrieb wieder, da die Umstellung auf Auslandserze zu Problemen führte.

In den Folgejahren erhielten Radfahrzeuge unter und über Tage Einzug. Für unter Tage wurden Fahrlader angeschafft und über Tage transportierten ab 1979 LKWs das Erz zum Bahnhof Albshausen. Außerdem wurde 1974 die Bewetterung geändert und die Grubenluft mittels Ventilatoren entgegen dem natürlichen Luftstrom durch das Wetterbohrloch von 1960 abgeführt.

Das Ende für das Bergwerk zeichnete sich spätestens 1981 ab, als die Sophienhütte in Wetzlar als letztes Hochofenwerk in Hessen stillgelegt wurde. Die Erzabnahme sank zunehmend, und als am 3. März 1983 die letzte Förderschicht endete, lagen im Grundbachtal 130.000 t Erz auf Halde.

Am 2. Juli 2008 haben der Eigenbetrieb Grube Fortuna des Lahn-Dill-Kreises und die Rittal GmbH & Co. KG eine Vereinbarung unterzeichnet, die die Nutzung eines Stollens für Forschungszwecke zum Inhalt hat. In diesem Forschungsstollen will Rittal Neuentwicklungen testen, beispielsweise Technologien zur Ortung von Menschen, Material und Maschinen im unterirdischen Bergbau oder umweltfreundliche Brennstoffzellensysteme. Produkte, die im Tunnel oder Bergbau ihren Einsatz finden, können hier unter Realbedingungen geprüft werden.[1]


Am 8. Juni 2010 wurde bekannt, dass die Grube Fortuna - wie beispielsweise auch der Wilhelmsturm (Dillenburg), das Schloss Braunfels oder die Hohe Schule Herborn - fortan dem Schutz der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten unterliegt. Ein vorsätzlicher Angriff und die Beschädigung wären im Falle eines Kriegs ein Kriegsverbrechen und könnte vom Internationalen Strafgerichtshof geahndet werden. [2]

Besucherbergwerk

Am 16. März 1983 wurde der Förderverein Besucherbergwerk Fortuna e.V. gegründet. Er setzte sich zum Ziel, das Bergwerk als Besucherbergwerk der Nachwelt zu erhalten. Im September 1983 wurden jedoch zunächst die Pumpen abgestellt, die bis dahin ein „Absaufen“ der Grube durch ansteigendes Grundwasser verhinderten.

Im Dezember konnte der Förderverein eine Entscheidung des Kreises und der umliegenden Städte und Gemeinden erwirken, wonach die Grube Fortuna tatsächlich der Nachwelt erhalten werden soll. 1985, nach dem Leerpumpen der Grube, konnten die Ausbauarbeiten für den Besucherbergwerksbetrieb beginnen. Am Pfingstmontag 1987 wurde der Besucherbetrieb eröffnet.

Die Besucher gelangen mit einem Förderkorb auf die 150-Meter-Sohle. Mit einer Akku-Grubenbahn geht die Fahrt 450 m in den Nordlagersattel. Nach der Fahrt erreichen die Besucher einen alten Abbaubereich, wo ihnen von fachkundigen Führern die Technik des Eisenerzabbaus in der Grube Fortuna bis zu ihrer Schließung im Jahre 1983 vorgeführt wird.

Das Besucherbergwerk ist Teil des neu gegründeten Geoparks Geopark Westerwald-Lahn-Taunus. Zur Erhöhung der Attraktivität der Gesamtanlage soll in den kommenden Jahren ein Erlebnishaus Mineralische Rohstoffe entstehen.

Der Untertagebereich war von 2010 bis 2011 für Besucher aufgrund von Sicherheitsproblemen geschlossen.[3][4] Die Wiedereröffnung des Besucherstollens erfolgte am 16. April 2011 unter der neuen Trägerschaft des Vereins Geowelt Fortuna.[5][6]

Feld- und Grubenbahnmuseum

Nach der Öffnung des Besucherbergwerks Grube Fortuna im Jahr 1987 wurde der Lahn-Dill-Kreis Träger des Besucherbergwerks. Der Förderverein Besucherbergwerk Fortuna e.V., der das Besucherbergwerk bis dahin aufgebaut hatte, nahm als neues Projekt den Aufbau eines weiteren Museums in Angriff. So entstand seit 1987 auf dem ehemaligen Zechengelände der Grube Fortuna das Feld- und Grubenbahnmuseum Fortuna (FGF).

Die Arbeit der Mitglieder begann mit der Beschaffung erster Schienenfahrzeuge und des Aufbaus einer Infrastruktur in Form einer 600 mm-Gleisanlage und eines Unterstandes für die Lokomotiven. Im September 1993 - mittlerweile existierte eine ca. 100 m lange Fahrstrecke und eine große Museumshalle - konnte das Museum eröffnet werden und es fand der erste Personenfahrbetrieb für Besucher statt.

Heute umfasst die Sammlung des Museums über 50 Lokomotiven und über 100 Wagen. Darunter sind Feldbahn-, Grubenbahn- und Kleinbahnfahrzeuge. Jedes Jahr finden etwa zehn Fahrtage statt, an denen Besucher eine Fahrt mit dem dampflokbespannten Zug auf der nun 2,5 km langen Strecke mit Waldabschnitt und Steigungsstrecke unternehmen und das Museum besichtigen können.

Literatur

  • Rolf Georg: Auf schmaler Spur am Bergwerk. Das Feld- und Grubenbahnmuseum Fortuna (FGF) (Spurweite 600 mm). Museumsführer. Förderverein Besucherbergwerk Fortuna, Wetzlar 2000.
  • Rolf Georg, Rainer Haus, Karsten Porezag: Eisenerzbergbau in Hessen. Historische Fotodokumente mit Erläuterungen. 1870–1983. Förderverein Besucherbergwerk Fortuna, Wetzlar 1985, ISBN 3-925619-00-3.
  • Hansjoachim Lippert: Das Roteisenstein-Grenzlager von der Wende Mittel-Oberdevon in der Dill-Mulde. Beobachtungen und Gedanken zur Entstehung von Erz und Nebengestein. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Bd. 104, 1952, ISSN 0012-0189, S. 260–276.
  • Hansjoachim Lippert: Aus dem Roteisenstein-Bergbau an Lahn und Dill. In: Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften. Bd. 105, 1953, S. 20–24.
  • Karsten Porezag: Bergbaustadt Wetzlar. Wetzlardruck GmbH, Wetzlar 1987, ISBN 3-926617-00-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Forschungsstollen in der Grube Fortuna eröffnet, Pressemitteilung des Unternehmens vom 2. Juli 2008
  2. Druckausgabe der Dill-Zeitung (8. Juni 2011)
  3. Eingeschränkter Besucherverkehr in der Saison 2010, abgerufen am 29. Juli 2010
  4. Bergwerk hat Sicherheitsproblem, Meldung auf mittelhessen.de vom 20. April 2010
  5. Lahn-Dill-Kreis setzt Verein als Unterpächter des Besucherbergwerks Grube Fortuna ein, Meldung der Weilburger Nachrichten vom 14. März 2011
  6. Auf den Spuren des Erzbaus in FAZ vom 14. April 2011, Seite 54

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